„Morgen soll es ein wenig kühler werden“ habe ich gestern
optimistisch geschrieben. Weit gefehlt! Ich kann mich nicht erinnern, jemals
außerhalb einer Sauna so geschwitzt zu haben… Und als Bonus war es noch Sauna
mit Aufguss, denn zur Hitze kommt auch noch die Luftfeuchtigkeit. Wir hoffen
wieder auf die Nachmittagsbrise und fahren erst um 13:45 Uhr los.
Es ist zwar nicht viel Wind, aber ein Kollege hat die Segel
oben und so versuchen wir es auch. Wir haben es nicht weit (ca. 12 sm) und so ist
es OK, dass wir nur seeeehr langsam vorankommen. Hier oben gibt es wieder mehr
Tidenstrom, weil es im Chesapeake-Delaware Kanal keine Schleuse gibt und so
auch Wasser von dort in die Bay strömen kann.
Es entwickelt sich ein Gegenstrom von ca. 1 Knoten - das
wäre normalerweise bei einer Marschfahrt von 5 kn kein Problem… Aber wir machen
ja selbst kaum Fahrt in Richtung Ziel. Irgendwann springt dann der Plotter um
und zeigt an, dass wir rückwärts fahren… Das ist dann der Moment, in dem wir
doch die Maschine anwerfen…
Wir haben uns einen Ankerplatz am Eingang des Sassafras
River ausgesucht, vor dem kleinen Städtchen Betterton. Unser Handbuch
beschreibt es als guten Ort zum Ankern und Baden. Wir kommen langsam näher und
sehen verschiedene Jetski-Fahrer ihre Runden drehen. Im Wasser treibt ein gekentertes Fahrzeug und daneben sehen
wir zwei Schwimmer. Wir bieten unsere Hilfe an und haben die Unfallstelle schon
fast erreicht, als ein weiterer Jetski mit zwei Helfern eintrifft, die das Teil
dann wieder aufrichten und meinen, dass sie alleine klar kommen.
Wir fahren also weiter und werfen unseren Anker ziemlich nah
am Landungssteg. Ich kontrolliere daher nochmal die Wettervorhersage bei
Windfinder und Windy. Es soll nachts schwachwindig aus östlichen Richtungen bleiben.
Schwachwindig bedeutet keine eindeutige Richtung beim Ankern, dazu kommt noch
die Strömung durch die Tide. Nicht optimal.
Wir gehen aber erst einmal schwimmen, ein Genuss, nach dem
heißen Tag. Das Wasser ist hier erstaunlich kühl und wir kommen richtig
erfrischt wieder aufs Boot. Durch die Sonne ist das Teakdeck so heiß geworden,
dass wir nicht mit nackten Füßen darauf laufen können, deswegen bekommt auch
die Triton eine Dusche.
Ich bin gerade dabei, das Abendessen zu machen, als wir
beide eine SMS mit einer Flutwarnung für unser Gebiet bekommen. Ein Blick zum
Himmel zeigt ein ganz unerfreuliches Bild. Es haben sich dunkle Gewitterwolken
aufgebaut und die Sonne geht mit einem ganz unheimlichen roten Licht unter.
Eine merkwürdige Stimmung, aber es ist immer noch fast windstill.
Wir machen die Luken zu, räumen das Deck frei und sichern
bewegliche Teile. Und dann geht es auch schon los und bläst aus allen Rohren. Unangenehm
ist, dass – wie üblich – die Wolke den Wind ganz erheblich gedreht hat. Oberes
Bild: Sonne etwa rechtwinklig zum Boot – unteres Bild: Sonne direkt vor dem
Boot, das bedeutet, der Wind kommt jetzt aus westlichen Richtungen und wir
liegen auf einmal mit dem Heck in Richtung Steg und Land. Gar nicht gut. Dazu
kommt eine unangenehme Welle, die sich ganz schnell aufgebaut hat.
Wir beschließen, dass wir hier nicht bleiben wollen, sondern
geschützter auf der anderen Seite der Bucht liegen. Im letzten Licht holen wir
den Anker hoch und versuchen, unterwegs keine Hummerpötte zu treffen. Neben uns
wird der Himmel in unregelmäßigen Abständen von Wetterleuchten erhellt. Aber für
ein richtiges Gewitter fehlt der Donner. Ich bin froh, denn Gewitter auf See
mag ich gar nicht! Jedenfalls lege ich sicherheitshalber mein Handy in Alufolie
gewickelt in den Backofen. Nicht weil wir jetzt „Smartphone im Schlafrock“
essen wollen, sondern um es vor einem eventuellen Blitzeinschlag zu schützen… Wir
kommen gut am neuen Ankerplatz an und auch das Ankern im Dunkeln funktioniert.
Nur für die Farbmarkierungen (wegen der Kettenlänge) brauche ich die
Stirnlampe. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt und ich hoffe auf eine
ereignislose Nacht.
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