Samstag, 30. Dezember 2017

Tag 180 - St. Lucia: Kontrastprogramm

Auch auf St. Lucia wollen wir die Insel mit einem Auto erkunden und so führt uns unser Weg zunächst in die Hauptstadt Castries, wo es samstags morgens einen Markt geben soll. Beim Autofahren kann leicht der Eindruck entstehen, dass hier die Verkehrsregeln eher Vorschläge sind, z.B. werden Personen – gerne auch im Stehen – auf der Ladefläche von Pick-Ups transportiert. Aber weit gefehlt, in Castries wird der Verkehr ganz offiziell geregelt.
Mitten in der Stadt liegen die Kreuzfahrtschiffe und überragen die niedrigen Häuser um mehrere Stockwerke. Natürlich gibt es daher auch viele Duty Free Läden für uns Touristen.
Auf dem Markt selbst gibt es überdachte Hallen, in denen in kleinen Ständen im wesentlichen die immer gleichen Kleidungsstücke (Made in India) und Andenken verkauft werden und auf der Straße eher Second Hand Läden (leider war Jan das Hemd zu klein)…
…und Lebensmittelstände, die eine recht große Auswahl von frischen Produkten anbieten.
Hier wurde sogar ein ganzer Laden nach Max benannt, der dann später auch noch eine sehr coole Sonnenbrille bekam.
Die Stadt selbst ist mehrfach abgebrannt und daher existieren nur noch wenige historische Gebäude. Vor der City Hall steht ein Denkmal des ersten Premierministers, Sir John George Melvin Compton und in der Nähe wurde ein Platz wurde nach einem der zwei Nobelpreisträger aus St. Lucia, Sir Derek Alton Walcott, benannt der 1992 den Nobelpreis für Literatur erhielt. (Der andere Nobelpreisträger ist Sir William Arthur Lewis, der 1979 den Preis für Wirtschaftswissenschaften erhielt.)
Wir wollen noch zu einem Aussichtspunkt über der Stadt, den es aber noch nicht einmal in Google Maps gibt. Wir fahren trotzdem auf den Berg, aber die Aussicht wird etwas von einem kurzen, aber heftigen Regen beeinträchtigt.
Weiter geht es zur Marigot Bay, einer sehr geschützten Bucht, die sehenswert sein soll. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch die wunderschöne grüne Landschaft. Regen und fruchtbarer Vulkanboden sorgen für eine abwechslungsreiche Vegetation. Die von Menschen gestalteten Teile im Inneren der Insel sind eher deprimierend. Am Straßenrand liegt eine Menge Abfall und wir sehen viele Autowracks, die ohne Räder vor sich hinrosten. Die Häuser sind teilweise in sehr schlechtem Zustand – offensichtlich fehlt das Geld für die Instandhaltung.
Marigot Bay ist dann wieder ein Touristen-Resort, in dem viele Boote und diverse Superyachten liegen. Es gibt hochelegante Bars, schicke Restaurants und von Architekten gestaltete Wohlfühl-Oasen.
Auf dem Rückweg können wir noch einmal zurück auf die Bucht blicken, bevor wir dann noch für die nächsten Tage einkaufen gehen.
Insgesamt ein Tag mit großen Kontrasten: In den Geschäften eiskalte Klimaanlagen, draußen feuchte Hitze, die sich natürlich dann anfühlt, als würde man gegen eine warme Wand laufen. Eine reiche, grüne wunderschöne Landschaft und dann ungepflegte Gebäude, verlassene Autos und viel Müll. Ärmliche Häuser mit Bewohnern die uns – sehr verständlicherweise – unfreundlich mustern und noch nicht mal einen Kilometer weiter teuerste Superyachten, wo sicher das Beiboot mehr kostet, als ein Bewohner hier im Jahr verdient.

Auf Barbados habe ich die Menschen freundlich, offen, interessiert und mit einer „we take it easy on Mondays“ Einstellung erlebt. Ich hatte das Gefühl, einfach normal und auf Augenhöhe mit ihnen sprechen zu können und wir hatten viele spontane, nette Unterhaltungen mit Fremden. Der Hafen war mitten in der Stadt, nach allen Seiten offen und mitten im Leben. Mein Eindruck war: die Menschen sind zufrieden mit ihrem Leben und – mit Recht – stolz auf ihre schöne Insel.

Unsere Marina hier ist abgeschlossen und hat ein Tor mit Code und Wachmann. Zusätzlich ist auch noch das ganze Gelände mit Zaun und weiteren Wachleuten gesichert. Mir fehlt im Gesamteindruck diese Leichtigkeit und Freundlichkeit der Menschen und ich komme mir mehr vor, wie ein notwendiges Übel, das halt in Kauf genommen werden muss, um Geld zu verdienen. Vielleicht ist der Unterschied zwischen arm und reich einfach zu groß und ich fühle mich nicht gut dabei, so offensichtlich einer so privilegierten Gruppe anzugehören.

Wir diskutieren, bisher ohne Ergebnis, den Nutzen und Schaden von Tourismus und ob es der Insel besser oder schlechter ginge, wenn die Touristen nicht mehr kommen würden. Laut Wikipedia ist der Tourismus mit über 50% der größte Wirtschaftszweig der Insel (an zweiter Stelle steht der Export von Bananen, Mehl und Reis).

Zurück auf der Triton lösen Max und Jan statt Ethikfragen über Tourismus dann lieber im Vergleich einfachere Schachprobleme und wir lassen den Tag entspannt an Bord ausklingen.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ja, St. Lucia und Barbados unterscheiden sich schon sehr. Wobei es noch deutlich ärmere Inseln gibt. Die gleiche ydiskussion hatten wir in Süd Afrika mit unserer Reiseleiterin, als wir durchs Town Ship gelaufen sind. Das war wie im Zoo für uns und trotzdem fand sie es gut und richtig. LG und weiter viel Spaß Anke