Samstag, 9. Dezember 2017

Tag 159 - Atlantik 21: Berg- und Talbahn

Nach 10 Tagen „Happy Sailing" im Passat, wo die wichtigsten Fragen waren „Was gibt es zu essen?" und „Was lese ich als nächstes?" wurde unsere Überfahrt auf dem letzten Stück doch noch recht abwechslungsreich. Dazu das folgende Rezept: Man nehme 1. Wind der Stärke > 6 Beaufort, 2. Wellen > 3 m (diese Höhe gibt unser Wetterbericht an, ich hätte auch eine größere Zahl geglaubt), 3. Große dunkle Wolken, die Halbmond und Sterne verdecken und 4. In unregelmäßigen Abständen Schauerböen, die den Wind drehen und verstärken und manchmal auch die Triton duschen.

Es ging schon gestern Nachmittag los, erst mit den Wellen und stärkerem Wind und dann kam auch schon die erste Schauerboe. Bei Tag kann man sie recht gut erkennen: eine dunkle Wolke, die unten wie abgeschnitten aussieht, darunter ein Regenschleier. Die spannende Frage ist dann: zieht sie in Luv oder Lee vorbei oder trifft sie uns mittig? Wir binden ein Reff ins Groß und reffen die Fock je nach Bedarf ein oder aus. Wegen der Schaukelei gibt es nur Gulaschsuppe, Nudeln und Brot aber insgesamt läuft es gut. Halt wie Schauerboen auf der Ostsee, nur dass wir dort eine Ölhose und hier eher eine Badehose anziehen, wenn es regnet.
Auch meine Nachtwache gestaltete sich recht interessant. Sonst höre ich nachts gerne Audiobook oder Musik und es gibt ein Körbchen mit Knabbereien und Obst. Davon war heute Nacht aber weit und breit nix zu sehen. Auch sonst war außer dem schwachen roten Glimmen der Instrumente absolut nichts zu erkennen, denn bei Beginn meiner Wache war wirklich stockpechrabenschwarze Nacht. Wind und Wellen waren eher mehr geworden und wir waren schnell unterwegs. Teilweise ging es mit bis zu 10 kn Fahrt im Surf die Wellen hinunter in die Dunkelheit. Die Schauerboen konnte ich nur ahnen, war da ein noch schwärzeres Schwarz am Horizont? So um 2:30 Uhr ging dann der Mond auf und auch wenn er hinter den großen Wolken nicht zu sehen war, so wurden durch seinen Schein doch einige Konturen sichtbar. Bei meinen regelmäßigen Rundumblicken entdeckte ich plötzlich vor mir zwei kleine Lichter: ein Schiff! Aber auf welchem Kurs? Ich aktiviere das AIS und kann dort sehen, dass sein Kurs sicher an uns vorbei verläuft. Aber wieder mal ein Beispiel, dass es wirklich wichtig ist, aufmerksam Wache zu gehen!
Wir sind absolut begeistert, wie gut Sir Henry und Lady Triton (ich denke, es ist an der Zeit, auch unsere alte Dame in den Adelsstand zu erheben) mit den Bedingungen zurechtkommen. Bisher hat Henry jede Welle zuverlässig ausgesteuert und unsere Lady folgt willig. Wichtig ist, dass wir immer genug Druck im Rigg haben und Fahrt im Schiff ist, damit wir mit dem Wellensystem mitfahren und nicht in einem Wellental „verhungern". Das beeinflussen wir, mit der Größe des Vorsegels, das vom Cockpit aus eingestellt werden kann und indem wir anluven (zum Wind hinfahren) oder abfallen (vom Wind wegfahren). So haben wir unser bestes Etmal bisher erzielt: 158 sm laut Logge und sogar 164 sm laut GPS.

Im Moment hat sich die Sache etwas beruhigt. Die Wellen sind immer noch hoch (Motto: „Auf den blauen Bergen segeln wir…"), aber der Wind ist etwas schwächer geworden und am hellblauen Himmel sind nette Schönwetter-Cumulus-Wolken (Schäfchenwolken) zu sehen. Ich fange an, mir Gedanken zu machen, wo eigentlich die Einklarierungs-Flagge „Q" genau gesetzt wird und werde auch die Gastlandsflagge für Barbados heraussuchen. Vielleicht sind wir morgen schon da!

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Jau. je näher an den Inseln, umso Squall... Such is life. Hurra, Ihr seht bald Land!
Steuerbord steht die jeweilige Gastlandflagge, da gibt es keine Diskussion, und bei uns bis zum Einklarieren darunter die Flagge Q. EIGENTLICH ist das nicht GANZ richtig, denn wir haben zwei Flaggenleinen, und in dem Fall gehört die Flagge Q unter die Backbordsaling, während die Gastlandflagge immer nach Steuerbord gehört (dann würde man aber den Vereinsstander wegnehmen müssen.). Ausnahme: bei uns weht Grenada gerade backbords, mir ist nämlich die Trinidadflagge abgerissen und sitzt als roter Knubbel noch in der Umlenkrolle steuerbords...)
Verhauen hat uns wegen Q steuerbords noch nie jemand, es ist völlig üblich so. Aber Offizielle können ganz schön "miffed" sein. Zum Beispiel, wenn in Trinidad anno 09 Frau Fuchs vergessen hat, dass unsere Nationale noch im Besantopp weht und damit ÜBER der Trini-Gastlandflagge... Abzüge in der BNote und strenger Verweis. Nicht zu reden von der Gelegenheit, als ich St. Lucia mit einer upside-down-Flagge beglückt habe.

Und jetzt: auf nach Barbados, Ihr Tritonen! Gastlandflagge mit Dreizack passt ja hervorragend zu "TRITON".