Donnerstag, 21. September 2017

Tag 80 - Porto Santo: Wir machen Pläne

Zuhause war mein Leben von Uhr und Kalender bestimmt. Durch meine Lehrverpflichtungen an verschiedenen Schulen und Hochschulen hatte ich jede Woche einen anderen Stundenplan und oft jeden Tag mehrere Termine. Drei Abende in der Woche war ich zum Turnen, Akkordeonspielen oder Tanzen unterwegs. Regelmäßig habe ich meine Eltern besucht und mich mit meinen Stammtischfreundinnen getroffen. Am Wochenende dann Einladungen und Termine im Segelclub. Viele schöne Veranstaltungen, aber doch auch ein eng getakteter Zeitplan.

Eine meiner ersten Taten nach Beginn unseres Sabbaticals war es, die Kalender-App von einem prominenten Platz auf der Startseite in einen Unterordner ganz hinten zu verschieben. Neben dem „mehrtägigen Ereignis“ Triton standen nur noch Geburtstage und der Starttermin über den Atlantik drin. Die Uhr die wir jetzt bräuchten, zeigt nur die Wochentage an: klick

Aber nun ändert sich das ein wenig, denn wir freuen uns auf Besucher von daheim und das erfordert etwas Planung. Zunächst haben wir uns überlegt, in welcher Reihenfolge wir die sieben kanarischen Inseln besuchen wollen und da ist es sinnvoll, dies von Ost nach West zu tun, denn die vorherrschende Windrichtung ist in dieser Jahreszeit Nordost (und wir Segler haben den Wind ab liebsten schräg von hinten). Wir müssen berücksichtigen, dass jetzt für Segler Hauptsaison ist und die „Atlantic Rallye for Cruisers“ (ARC) mit rund 300 Schiffen von Gran Canaria aus startet. Also müssen wir Hafenplätze im Voraus buchen. Und so stehen jetzt wieder einige sehr erfreuliche Termine im Kalender.

Morgen wollen wir weiter nach Madeira und ich habe die Navigation vorbereitet und im Plotter eingegeben und wieder Seekarten-Origami gespielt, d.h. die Karte so gefaltet, dass alle relevanten Teile zu sehen sind und sie trotzdem in unsere Klarsichthülle passt. Unser erster Hafen wird wahrscheinlich Marina Quinta do Lorde im Osten der Insel. Wir wollen aber auch noch andere Häfen auf Madeira besuchen und unser Funkgerät reparieren lassen. Außerdem zickt unsere Wasserpumpe. Ralf konnte sie zwar mit „leichten Schlägen auf den Hinterkopf“ wieder zum Leben erwecken, aber sie soll trothdem ausgetauscht werden, denn ohne sie gibt es Frischwasser nur aus der Fußpumpe im Bad. Sehr lästig.

Heute sind wir aber noch in Porto Santo und – weil wir gestern vor lauter Schwätzen nicht zum Einkaufen gekommen sind – haben wir kein Brot mehr an Bord. Also laufen wir wieder am Strand entlang nach Vila Baleira und gehen dort in unserem Lieblingscafé frühstücken. Für zwei frisch belegte Brötchen, zwei große Gläser frisch gepressten Orangensaft (4-5 Orangen pro Glas), zwei sehr gute Kaffeestückchen, Cappuccino und Tee zahlen wir zusammen 8,40 €. Insbesondere Getränke sind hier sehr günstig.
Dann will ich noch ins Schuhgeschäft, denn ich habe eine Crocs-Spezial-Laden gesehen und ich brauche offene Bordschuhe. Ralf als überzeugter Croc-Träger ist begeistert von der Auswahl und schlägt gleich doppelt zu. Ich bekomme noch ein neues Strandkleid. Mein altes hatte ich hier in der Dusche vergessen und es hat offensichtlich jemandem gut gefallen…
Zurück im Hafen begrüße ich noch die YUANA, die auch mit uns die Odyssee segelt und Ralf probiert unsere neu genähten Sonnenschutz-Vorhänge aus. Das Ergebnis ist sehr effektiv und wir sitzen angenehm im Schatten. Von außen erinnert mich unser Boot allerdings an den von Christo verhüllten Reichstag.
Wenn unseren Steg entlangschaue, freue ich mich über die Vielzahl der Nationalitäten. Unsere direkten Nachbarn kommen aus Österreich und Italien. Dann gibt es noch Boote, aus Frankreich, England, Holland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Portugal und der Schweiz. Viele Boote zeigen die Flagge des ARC (s.o.) und wir, die KISU und die YUANA die der Odyssee. Diese Schiffe wollen also alle über den Atlantik.
Neben den Schuhen haben wir auch Brot gekauft und unsere Frisch-Vorräte aufgefüllt und so gibt es heute Abend gemischtes Gemüse mit Knoblauch-Yoghurt-Sauce. Außerdem kochen wir wieder vor, denn wir haben noch Hackfleisch im Kühlschrank. In den nächsten Tagen werden wir wahrscheinlich nicht verhungern.

Keine Kommentare: