Dienstag, 8. August 2017

Tag 33-36 - Falmouth-Camariñas: 1x Biskaya bitte!

Samstag - Schneller Start
Wie von der Wetterwelt empfohlen und mit der Nala Danica verabredet geht es pünktlich um 8:00 Uhr los. Zunächst haben wir in Landabdeckung keine Welle aber guten Wind, die Sonne scheint und es ist wunderbar. Die Wellensituation ändert sich, nachdem wir Lizard Point passiert haben und unser Kurs ist spitzer (näher zum Wind) als gedacht. Die Triton rennt mit Sieben-Meilen-Stiefeln, Sir Henry steuert und wir kommen schnell voran, aber das Leben an Bord ist bei starker Krängung (Schräglage) verhältnismäßig unbequem. Wie gut, dass wir vorgekocht haben, denn so gibt es unproblematisch leckeres Essen, das wir nur aufwärmen müssen.
 Auch das frische Brot ist köstlich. Wir schlafen in der „unteren“ Salonkoje mit Leesegel (aufgespanntes Stück Stoff, das vor dem Herausfallen schützt) und wechseln uns mit Wachdienst im Cockpit ab. Dabei haben wir keinen festen Plan, sondern entscheiden das nach Müdigkeit und Schlafphasen. Damit kommen wir prima zurecht. Nach 24 Stunden haben wir so 161 sm zurückgelegt, was für unser Boot nahezu optimal ist.

Sonntag: Trödeln in der Sonne
Morgens holen wir die Mail von Wetterwelt mit den Grib-Files (komprimierte Winddaten) mit unserem Satellitentelefon ab. Das ist umständlich (s.o.) und etwa so, wie in einer Telefonhotline aber es funktioniert und wir sehen, dass sich die Vorhersage nicht geändert hat: heute wird es schwachwindig. Und so ist es dann auch. Der Wind reicht aber zum langsamen segeln, das Wetter ist schön und wir haben es gemütlich.
Highlight es Tages ist die mehrfache Sichtung von Walen, d.h. eher ihrem Blas und der sehr kleinen Rückenflosse. Majestätisch ziehen sie vor und hinter unserem Boot vorbei. Außerdem besuchen uns mehrfach Delfine. Wunderschön ist der Sonnenuntergang, den wir beim Abendessen im Cockpit erleben. Das Wasser schimmert wie flüssiges Metall und das letzte Sonnenlicht legt einen zartrosa Schimmer darüber. (Finde den Wal auf diesem Bild...)
Leider verlässt uns Abends der Wind und wir motoren durch die Nacht. Da ist an guten Schlaf nicht zu denken, nicht wegen des Lärms, sondern weil das Boot keine eindeutige Lage hat und wir im Bett hin- und herrollen.

Montag: Sport an Bord
Nach der ungemütlichen Nacht fängt der Tag gleich sportlich an. Es ist wieder etwas mehr Wind, aber ziemlich von hinten und wir starten einen Versuch mit unserem Parasailor (ein großes, ballonartiges Vorsegel, das nur bei Wind von hinten verwendet werden kann). Nach zwei Stunden und nach Verwendung von allen auf der Dyas (unser Boot zum Regattasegeln im Binnenland) gelernten Tricks geben wir es auf. Wenn die Wellen groß und der Wind schwach ist, steht das Segel eben nicht.

Wir versuchen es dann wieder mit der Fock, die wir mit und ohne Baum rechts und links fahren, also auch hier ist wieder Sport angesagt, denn das muss entsprechend vorbereitet und auf- und umgebaut werden.
Unterwegs treffen wir viele Frachtschiffe, aber kein Problem, denn sie fahren in beiden Richtungen genau parallel zu uns, so dass weder sie noch wir den Kurs ändern müssen.
Wir hören auch immer den UKW Not- und Anrufkanal 16 ab und eigentlich gibt es dort ganz genaue Regeln, wie Funksprüche geführt werden sollen. So waren wir dann doch etwas überrascht, als auf einmal: „Hey, X, what the fuck are you doing?“ aus dem Lautsprecher kam… Der Angesprochene stellte sich tot und der Anrufer ließ noch eine ganze Schimpftirade los bei der wir die Worte „environment pollution“ verstehen konnten. Dann war erst mal Ruhe, aber kurze Zeit später kam der nächste Funkspruch auf Kanal 16, diesmal formal korrekt, denn es handelte sich um die französische Küstenwache, die mehrfach versuchte den Umweltsünder zu erreichen. Nach einiger Zeit antwortete er dann und das Gespräch wechselte auf Kanal 6. Eigentlich soll man ja nicht folgen, aber wir waren natürlich neugierig, wie die Sache weiterging und so wechselten wir auch. Wie sich herausstellte, waren größere Mengen Wasserballast aus dem Schiff ins Meer abgelassen worden. Auf die Frage der Küstenwache, ob das Wasser denn sauber oder schmutzig gewesen sei, kam natürlich die „richtige“ Antwort, aber wir haben da so unsere Zweifel…

Abends frischte der Wind wieder auf und drehte günstig auf halben Wind (genau von der Seite, der beste Kurs). Das bedeutete eine schnelle Nachtfahrt und guten Schlaf. Wie in den Nächten zuvor ging wieder ein voller Mond auf und beleuchtete unseren Weg, teilweise so hell, dass wir Schatten sehen konnten, einfach wunderschön!

Dienstag: Traumsegeln
Morgens zeigen die Wetterdaten schon, dass wir mittags ein Windloch bekommen werden, und so ist es dann auch. Da unser Handbuch von einer Ansteuerung bei Nacht in unserem geplanten Zielhafen Camariñas abrät, werfen wir für zwei Stunden den Motor an. Wie versprochen kommt der Wind wieder und wir haben dann noch einen wunderbaren Segeltag.
Unterwegs treffen wir viele Fischer, die natürlichen Feinde des Seglers, weil sie unvorhersehbar kreuz und quer fahren, oft kein AIS haben und auch bei der Beleuchtung nicht immer korrekt sind… Sie legen, teilweise nur sehr schlecht gekennzeichnete, Netze oder Hummerkörbe überall aus, auch in Hafeneinfahrten, Fahrwassern etc. Absolut super-ätzend, wenn so etwas übersehen wird und dann beim Motoren in die Schraube kommt… Auch deswegen sind Ansteuerungen bei Nacht in Gebieten mit Fischerei gefährlich.

Aber diesmal sind nicht die Fischer das Problem. Von hinten kommt schnell ein AIS-Signal näher, ein 17m langes „anderes Fahrzeug“, das zunächst leicht versetzt unseren Kurs fährt. Wir erkennen eine große Segelyacht am Horizont, die – trotz guten Winds aus guter Richtung – mit gerefftem Groß unter Motor fährt. Aber plötzlich ändert sie die Richtung und kommt genau auf uns zu… In der Karibik würde ich jetzt ja an Piraten denken, aber hier auf der Biskaya???
Glücklicherweise geht sie dann doch hinter uns durch und dann wieder auf Parallelkurs. Offensichtlich durch unser gutes Beispiel angeregt, setzt sich dann auch noch das Focksegel und zieht davon (längere Wasserlinie, daher höhere Rumpfgeschwindigkeit).
Land kommt in Sicht und wir laufen auf die beeindruckende Küste zu. Irgendwann haben wir dann auch wieder Handy-Netz und es erwarten uns gleich Nachrichten von der NALA DANICA, die auch eine gute Überfahrt hatte und kurz vor La Coruña ist und von der PEACH, die schon in Camariñas liegt und uns viele freie Plätze ankündigt.
Nach 85 Stunden (davon 13 unter Motor) und 470 sm laufen wir im Sonnenuntergang im Hafen ein und Karin und Göran von der PEACH nehmen uns die Leinen ab und laden uns auf einen Drink zu sich ein – wie nett!
Insgesamt sind wir mit unserer Überquerung sehr zufrieden. Das Wetterfester war wunderbar, überwiegend ausreichend Wind aus einer geeigneten Richtung und mussten nur wenig motoren. Alle technischen Systeme (Selbststeueranlage, Solar-Paneele, Abruf der Wetterdaten) haben so funktioniert, wie sie sollten. Verpflegung und Stimmung an Bord waren prima und wir haben uns gut an die Bordroutine gewöhnt. Wir hatten ausreichend Schlaf und waren nicht erschöpft, als wir ankamen, sondern hätte beide ohne Probleme noch weiter segeln können. Was wir noch verbessern müssen, ist die Einhandbedienung der Segel, insbesondere beim Ausbaumen, damit der Wachhabende das gut alleine regeln kann und die Freiwache ihren Schlaf bekommt. Aber wir haben da schon ein paar Ideen…

1 Kommentar:

Gerlinde Gerlach hat gesagt…

Wir dachten, so eine Überfahrt ist langweilig, weil nur Wasser ... Aber euer Bericht und die Fotos haben uns eines Besseren belehrt. Saludos Gabi und Gerlinde