Montag, 2. August 2021

Tag 36 - Normannische Küste: D-Day Tour

Unser netter Normandie-Reiseführer schlägt einen Tagesausflug entlang der normannischen Küste vor, an der die Landung der alliierten Truppen am D-Day (6. Juni 1944) stattfand. Wir haben an heute ein Auto zur Verfügung und wollen uns einige der Plätze ansehen.
Für die Landung wurde ein ca. 80 km langer Küstenstreifen in fünf Abschnitt aufgeteilt, an denen amerikanische, britische und kanadische Truppen landeten.
Grundsätzlich waren mir diese Tatsachen bekannt. Worüber ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, ist die unglaublich aufwendige Logistik, die hinter so einer Aktion steckt. Unsere erste Station heute ist das "Musée du Débarquement" in Arromanches, etwas östlich vom Pin "Gold Beach" in der Karte. Das Museum ist alt (1954), klein und ziemlich vollgestopft, aber insgesamt sehr informativ mit Führung, Filmen und mehrsprachigen Beschriftungen.
Mit dem "längsten Tag", der Landung war die Aktion ja nicht vorbei, sondern es war erforderlich, die Brückenköpfe mit Nachschub zu versorgen und dafür wurden Häfen benötigt. Zu diesem Zweck wurde die Idee entwickelt, in kurzer Zeit vorgefertigte künstliche Häfen zu errichten. Dazu wurden zunächst Schiffe als Wellenbrecher versenkt. Dazu kamen speziell angefertigte Senkkästen aus Beton, die zusammen mit den Schiffen die äußere Hafenmauer bildeten. Im Hafen gab es dann Plattformen, an denen die Schiffe anlegen konnten, um Truppen, Fahrzeuge, Vorräte und Munition zu entladen.
Alle Teile mussten über den Kanal geschleppt und vor Ort zusammengebaut werden. Bereits nach 10 Tagen wurden die ersten Schiffe entladen - eine beeindruckende Ingenieurleistung und Logistik! Am Strand und im Meer sind bei Ebbe noch Überreste des Hafens zu sehen (auch Titelbild).
Unsere nächste Station führt uns weiter an der Küste entlang zu alten deutschen Batterien, die - wie ich finde - erstaunlich weit vom Meer entfernt stehen. Ralf murmelt etwas von ballistischer Kurve, aber ich frage mich, wie viele Schüsse erforderlich waren, um ein bewegtes Ziel auf dem Meer zu treffen.
Unser Navigations-System führt uns weiter nach Westen und Ralf beschließt, jeweils von zwei möglichen Wegen den längeren zu nehmen, weil er etwas von der Gegend sehen will. Wir kommen durch kleine Dörfer, vorbei an Bauernhöfen und glücklichen Kühen und schließlich auch an Apfelbäumen, für die die Gegend hier berühmt ist (Cidre, Calvados).
Ich schlage dann aber vor, ab jetzt den kürzeren Weg zu nehmen, sonst kommen wir nie auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof an. Dieser wird von der "American Battle Monuments Commission" (ABMC) betrieben, die - wie wir lernen - für 26 Friedhöfe und 32 Memorials verantwortlich ist. Der Friedhof liegt in Sichtweite von Omaha Beach und ist letzte Ruhestätte für über 9000 amerikanische Soldaten, darunter auch vier Frauen.
Die Familien der Soldaten hatten die Wahl zwischen einem Grab hier und der Rückführung der Leichen in die USA. Etwa 40 % der Toten liegen auf Soldatenfriedhöfen in Europa. Daneben gibt es hier auch noch den "Wall of Missing", eine Kapelle und eine Gedenkstätte.
Wir haben uns für unsere Besichtigungen - wie immer - Zeit gelassen und nur einen Bruchteil der Tagestour geschafft. Trotzdem - oder deswegen - waren die verschiedenen Aspekte der Aktion sehr eindrucksvoll. Es ist etwas anderes, über ein historisches Ereignis zu lesen oder tatsächlich an den Orten zu stehen, an dem es stattfand. Sicher haben sich die Strände, die Küsten und selbst die Felder und kleinen Orte seit 1944 nicht so sehr verändert. Schön wäre es, sagen zu können, dass Menschen und Nationen aus der Geschichte etwas gelernt haben - aber leider bin ich da nicht mehr sicher...
Mittlerweile hat sich entscheiden, dass wir das Boot in Caen lassen werden und so haben wir hier noch ein paar Tage zur Verfügung. Wir werden uns aber nicht mehr mit kriegerischen Auseinandersetzungen und Eroberungen beschäftigen, sondern haben für morgen etwas ganz anderes geplant.

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