Wir gehen als erstes unter die Dusche und dann weiter zum Bäcker.
Bedauerlicherweise sind wir jetzt wieder auf einer Baguette-losen-Insel, also kaufen
wir ein paar „rolls“, nicht wirklich knusprig, und (sehr leckeren) Karotten-
und Schokoladenkuchen. Nach dem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf, um
die Umgebung zu erkunden. Der Nelson’s Dockyard National Park ist seit 2016 UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Gebäude sind originalgetreu restauriert und werden heute für verschiedene
Zwecke genutzt.
Wir laufen das kurze Stück zur Einfahrt in die Bucht, wo das
Wachhäuschen mit Kanonen und das Pulverdepot untergebracht waren. Von dort haben
wir einen wunderbaren Blick über den Naturhafen (s.o.) und das Meer.
Unterwegs treffen wir verschiedene Tiere (Achtung, die Fotos
geben NICHT die aktuellen Größenverhältnisse wieder): freilaufende Ziegen, die
sehr geschickt an den steilen Hängen nach Futter suchen, die von uns „Karibik-Amseln“
genannten schwarzen Vögel und nette kleine Geckos. Die „Amseln“ heißen
offiziell „carib grackel“, auf Deutsch „Trauergrackel“ (Quiscalus lugubris).
Direkt neben unserer Bucht „English Harbour“ liegt noch eine
zweite Bucht „Falmouth Harbour“ und da wir die Masten der dort liegenden
Schiffe schon sehen können, entscheiden wir uns, auch dort noch vorbeizugehen.
Unterwegs kommen wir an einer kleinen Kunstgalerie vorbei, die wunderschön in
verschiedenen Blautönen gestrichen ist. Wir schauen hinein und finden
tatsächlich einen Linoldruck (natürlich blau und mit Boot), den wir gleich für
unsere Sammlung erstehen.
In Falmouth Harbour setzten wir uns für ein kühles Getränk
in den Schatten und plötzlich werden wir herzlich begrüßt: Gaby und Markus von
der KISU liegen hier vor Anker und wollen sich auch hier stärken. Gabi schreibt
eines von meinen Lieblings-Blogs mit viel Humor und Selbstironie und wir lesen
uns gegenseitig schon seit dem Start in Holland letzten Juli. Wir haben uns
dann unterwegs nach Teneriffa ein paar Mal getroffen und sind zusammen die Odyssey
gesegelt. Nun haben wir uns aber seit Barbados im Dezember nicht mehr gesehen
und daher freuen wir uns besonders über das unerwartete Treffen!
Zurück in unserem Hafen schaffen wir es noch, das Museum zu
besuchen, das im „Naval Officer’s and Clerk’s House“ untergebracht ist. Im
unteren Stockwerk gibt es Informationen über die Geschichte des Dockyards und
im oberen Stock ist ein ganzer Raum Lord Nelson gewidmet.
“The Most Noble Lord Horatio Nelson, Viscount and Baron
Nelson, of the Nile and of Burnham Thorpe in the County of Norfolk, Baron
Nelson of the Nile and of Hilborough” um nur einige seiner Titel und Ehren zu
nennen hat ein wirklich bemerkenswertes Leben geführt. Vielleicht nicht ganz so
bekannt ist, dass er mit einer Dame, Frances "Fanny" Nisbet, von der
Karibik-Insel Nevis verheiratet war, die er kennenlernte, als er hier in Antigua
für die Durchsetzung der „Navigation Acts“ (Handelsbeschränkungen) zuständig
war.
Er ist uns auf unseren Reisen schon mehrfach begegnet, so
2013 in London, wo wir auf dem Trafalgar Square die entsprechende Seeschlacht
nachspielten und Max Lord Nelson darstellte oder 2014 in Portsmouth, wo wir
sein Schiff, die HMS Victory, besichtigt haben, von der hier ein Modell zu
sehen ist. Er hatte eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit der verheirateten
Emma Hamilton, war ein charismatischer Führer, der sich auch von der Verletzung
eines Auges und dem Verlust eines Armes nicht von weiteren Aktivitäten abhalten
ließ und starb während der siegreichen Schlacht von Trafalgar (nicht ohne noch
die letzten Worte "God and my country" zu murmeln). Nach seinem Tod
wurde seine Leiche dann in einem Fass Brandy konserviert nach England
transportiert. Hier im Museum ist sein berühmtes Flaggensignal zu Beginn der
Schlacht von Trafalgar ausgestellt: „England expects that every man will do his
duty!“
Dann geht es zurück zum Schiff, wo wir einen neuen Nachbarn
vorfinden, die OCEAN HOBO aus England mit Linda und Ian, mit denen wir gleich nett
ins Gespräch kommen. Auf unserer anderen Seite liegt Pirjo und Jan mit der LA
CAPITANA aus Finnland. Sie sind schon seit sieben Jahren unterwegs und geben
uns Tipps für die amerikanische Ostküste.
2 Kommentare:
Ein Hinweis für diejenigen, die wegen des Fotos mit dem berühmten Flaggensignal von Nelson ins Grübeln gekommen sind: So wenig Flaggen für einen so langen Text?: Die Britische Marine benutzte damals ein von Sir Home Popham entwickeltes Flaggenalphabet:
'Telegraphic Signals or Marine Vocabulary'
Darin waren mehrere tausend Worte verzeichnet, die durch jeweils 3 Flaggen dargestellt werden konnten. Z.B. England Wort Nummer 253, expects Nummer 269 u.s.w. Warum Sir Popham allerdings den Buchstaben D mit einer Flagge darstellt, U, T und Y aber jeweils zwei Flaggen erfordern, ist mir nicht klar geworden. Die Anzahl der Flaggen sollte doch reduziert werden. Und überhaupt, wie kann im englischen Vokabular das Wort duty fehlen?
Grüße von Ralf
Aha. Danke Ralf
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