Samstag - Schneller Start
Wie von der Wetterwelt empfohlen und mit der Nala Danica
verabredet geht es pünktlich um 8:00 Uhr los. Zunächst haben wir in Landabdeckung
keine Welle aber guten Wind, die Sonne scheint und es ist wunderbar. Die
Wellensituation ändert sich, nachdem wir Lizard Point passiert haben und unser
Kurs ist spitzer (näher zum Wind) als gedacht. Die Triton rennt mit
Sieben-Meilen-Stiefeln, Sir Henry steuert und wir kommen schnell voran, aber
das Leben an Bord ist bei starker Krängung (Schräglage) verhältnismäßig
unbequem. Wie gut, dass wir vorgekocht haben, denn so gibt es
unproblematisch leckeres Essen, das wir nur aufwärmen müssen.
Auch das frische
Brot ist köstlich. Wir schlafen in der „unteren“ Salonkoje mit Leesegel
(aufgespanntes Stück Stoff, das vor dem Herausfallen schützt) und wechseln uns
mit Wachdienst im Cockpit ab. Dabei haben wir keinen festen Plan, sondern
entscheiden das nach Müdigkeit und Schlafphasen. Damit kommen wir prima
zurecht. Nach 24 Stunden haben wir so 161 sm zurückgelegt, was für unser Boot
nahezu optimal ist.
Sonntag: Trödeln in der Sonne
Morgens holen wir die Mail von Wetterwelt mit den Grib-Files
(komprimierte Winddaten) mit unserem Satellitentelefon ab. Das ist umständlich
(s.o.) und etwa so, wie in einer Telefonhotline aber es funktioniert und wir
sehen, dass sich die Vorhersage nicht geändert hat: heute wird es
schwachwindig. Und so ist es dann auch. Der Wind reicht aber zum langsamen
segeln, das Wetter ist schön und wir haben es gemütlich.
Highlight es Tages ist die mehrfache Sichtung von Walen,
d.h. eher ihrem Blas und der sehr kleinen Rückenflosse. Majestätisch ziehen sie
vor und hinter unserem Boot vorbei. Außerdem besuchen uns mehrfach Delfine.
Wunderschön ist der Sonnenuntergang, den wir beim Abendessen im Cockpit
erleben. Das Wasser schimmert wie flüssiges Metall und das letzte Sonnenlicht
legt einen zartrosa Schimmer darüber. (Finde den Wal auf diesem Bild...)
Leider verlässt uns Abends der Wind und wir motoren durch
die Nacht. Da ist an guten Schlaf nicht zu denken, nicht wegen des Lärms,
sondern weil das Boot keine eindeutige Lage hat und wir im Bett hin- und
herrollen.
Montag: Sport an Bord
Nach der ungemütlichen Nacht fängt der Tag gleich sportlich
an. Es ist wieder etwas mehr Wind, aber ziemlich von hinten und wir starten
einen Versuch mit unserem Parasailor (ein großes, ballonartiges Vorsegel, das
nur bei Wind von hinten verwendet werden kann). Nach zwei Stunden und nach
Verwendung von allen auf der Dyas (unser Boot zum Regattasegeln im Binnenland)
gelernten Tricks geben wir es auf. Wenn die Wellen groß und der Wind schwach
ist, steht das Segel eben nicht.
Wir versuchen es dann wieder mit der Fock, die wir mit und
ohne Baum rechts und links fahren, also auch hier ist wieder Sport angesagt,
denn das muss entsprechend vorbereitet und auf- und umgebaut werden.
Unterwegs treffen wir viele Frachtschiffe, aber kein
Problem, denn sie fahren in beiden Richtungen genau parallel zu uns, so dass
weder sie noch wir den Kurs ändern müssen.
Wir hören auch immer den UKW Not-
und Anrufkanal 16 ab und eigentlich gibt es dort ganz genaue Regeln, wie
Funksprüche geführt werden sollen. So waren wir dann doch etwas überrascht, als
auf einmal: „Hey, X, what the fuck are you doing?“ aus dem Lautsprecher kam…
Der Angesprochene stellte sich tot und der Anrufer ließ noch eine ganze
Schimpftirade los bei der wir die Worte „environment pollution“ verstehen
konnten. Dann war erst mal Ruhe, aber kurze Zeit später kam der
nächste Funkspruch auf Kanal 16, diesmal formal korrekt, denn es handelte sich
um die französische Küstenwache, die mehrfach versuchte den Umweltsünder zu
erreichen. Nach einiger Zeit antwortete er dann und das Gespräch wechselte auf
Kanal 6. Eigentlich soll man ja nicht folgen, aber wir waren natürlich
neugierig, wie die Sache weiterging und so wechselten wir auch. Wie sich
herausstellte, waren größere Mengen Wasserballast aus dem Schiff ins Meer
abgelassen worden. Auf die Frage der Küstenwache, ob das Wasser denn sauber
oder schmutzig gewesen sei, kam natürlich die „richtige“ Antwort, aber wir
haben da so unsere Zweifel…
Abends frischte der Wind wieder auf und drehte günstig auf
halben Wind (genau von der Seite, der beste Kurs). Das bedeutete eine schnelle
Nachtfahrt und guten Schlaf. Wie in den Nächten zuvor ging wieder ein voller
Mond auf und beleuchtete unseren Weg, teilweise so hell, dass wir Schatten
sehen konnten, einfach wunderschön!
Dienstag: Traumsegeln
Morgens zeigen die Wetterdaten schon, dass wir mittags ein
Windloch bekommen werden, und so ist es dann auch. Da unser Handbuch von einer
Ansteuerung bei Nacht in unserem geplanten Zielhafen Camariñas
abrät, werfen wir für zwei Stunden den Motor an. Wie versprochen kommt der Wind
wieder und wir haben dann noch einen wunderbaren Segeltag.
Unterwegs treffen wir viele Fischer, die natürlichen Feinde
des Seglers, weil sie unvorhersehbar kreuz und quer fahren, oft kein AIS haben
und auch bei der Beleuchtung nicht immer korrekt sind… Sie legen, teilweise nur
sehr schlecht gekennzeichnete, Netze oder Hummerkörbe überall aus, auch in
Hafeneinfahrten, Fahrwassern etc. Absolut super-ätzend, wenn so etwas übersehen
wird und dann beim Motoren in die Schraube kommt… Auch deswegen sind
Ansteuerungen bei Nacht in Gebieten mit Fischerei gefährlich.
Aber diesmal sind nicht die Fischer das Problem. Von hinten
kommt schnell ein AIS-Signal näher, ein 17m langes „anderes Fahrzeug“, das
zunächst leicht versetzt unseren Kurs fährt. Wir erkennen eine große Segelyacht
am Horizont, die – trotz guten Winds aus guter Richtung – mit gerefftem Groß
unter Motor fährt. Aber plötzlich ändert sie die Richtung und kommt genau auf
uns zu… In der Karibik würde ich jetzt ja an Piraten denken, aber hier auf der
Biskaya???
Glücklicherweise geht sie dann doch hinter uns durch und
dann wieder auf Parallelkurs. Offensichtlich durch unser gutes Beispiel
angeregt, setzt sich dann auch noch das Focksegel und zieht davon (längere
Wasserlinie, daher höhere Rumpfgeschwindigkeit).
Land kommt in Sicht und wir laufen auf die beeindruckende
Küste zu. Irgendwann haben wir dann auch wieder Handy-Netz und es erwarten uns
gleich Nachrichten von der NALA DANICA, die auch eine gute Überfahrt hatte und
kurz vor La Coruña ist und von der PEACH, die schon in Camariñas
liegt und uns viele freie Plätze ankündigt.
Nach 85 Stunden (davon 13 unter Motor) und 470 sm laufen wir
im Sonnenuntergang im Hafen ein und Karin und Göran von der PEACH nehmen uns
die Leinen ab und laden uns auf einen Drink zu sich ein – wie nett!
Insgesamt sind wir mit unserer Überquerung sehr zufrieden. Das
Wetterfester war wunderbar, überwiegend ausreichend Wind aus einer geeigneten
Richtung und mussten nur wenig motoren. Alle technischen Systeme (Selbststeueranlage,
Solar-Paneele, Abruf der Wetterdaten) haben so funktioniert, wie sie sollten. Verpflegung
und Stimmung an Bord waren prima und wir haben uns gut an die Bordroutine
gewöhnt. Wir hatten ausreichend Schlaf und waren nicht erschöpft, als wir
ankamen, sondern hätte beide ohne Probleme noch weiter segeln können. Was wir
noch verbessern müssen, ist die Einhandbedienung der Segel, insbesondere beim
Ausbaumen, damit der Wachhabende das gut alleine regeln kann und die Freiwache
ihren Schlaf bekommt. Aber wir haben da schon ein paar Ideen…
1 Kommentar:
Wir dachten, so eine Überfahrt ist langweilig, weil nur Wasser ... Aber euer Bericht und die Fotos haben uns eines Besseren belehrt. Saludos Gabi und Gerlinde
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