Dienstag, 12. Juni 2018

Tag 343 - Cape Charles-Deltaville: Nass, kalt und grau

Ab Abend und in der Nacht sind ein paar Gewitter mit heftigen Regenschauern über uns gezogen und wie immer, wenn es eine Weile trocken war, ist das (Teak)Deck so geschrumpft, dass das Wasser darunter entlanglaufen und durch Bohrlöcher den Weg ins Innere des Bootes finden kann… Wir stellen ein paar Eimer auf und ich schlafe in der Achterkajüte, weil es mein Bett im Salon erwischt hat. Auch heute Morgen regnet es noch und zum Frühstück hängen wir einen Vorhang an unser festes Dach. Außerdem ist es ganz ungewohnt kalt, nur 20 Grad, das sind wir nicht mehr gewöhnt… Vormittags kümmern wir uns weiter um unser Winterlager und haken bei einigen der angemailten Marinas nach. Die Liste ist schon kürzer geworden und wir haben auch schon Favoriten.
Dann geht es hinaus auf die Chesapeake Bay und gleich als erstes kommt uns die KALMAR NYCKEL entgegen, die wir schon in Norfolk auf dem Hafenfest gesehen haben und die in Cape Charles ihren Liegeplatz hat.
So wie es aussicht, haben wir jetzt das Ende der „Barfuß-Route“ erreicht, denn Ralf hat heute – zum ersten Mal seit Nordspanien letzten August – ein paar Socken ausgepackt. Ich verzichte auf Socken, aktiviere aber eine Fleecehose und komplettes Ölzeug. Der Wind pustet recht kräftig und es baut sich eine unangenehme kurze Welle auf. Mein Maßstab ist ja immer, wie viele Hände ich auf der Toilette zum Festhalten benötige und heute wären drei Stück nicht schlecht gewesen.
Ganz erstaunlich ist dann immer der Gegensatz vom offenen Wasser zum geschützten Hafen. Hier liegen die Häfen und Marinas oft in Flussmündungen. In Ufernähe ist es sehr flach und heute müssen wir durch ein enges Fahrwasser fahren. Sobald wir in der Abdeckung sind, ist vom Wind draußen kaum noch etwas zu spüren und auch die Wellen sind verschwunden.
Wir haben ein – wahrscheinlich selbst verlegtes – E-Book über den Intracoastal Waterway gekauf und der Autor berichtet von seinen jahrelangen Erfahrungen. Wir wären nie auf die Idee gekommen, in einem privaten Segelclub anzulegen, aber er empfiehlt in sehr als Zwischenstation. Heute – Montag – ist niemand da, aber wir haben einen sehr schönen Platz am Steg und können das gepfegte Gelände bewundern. Offensichtlich ist das Wetter sonst wärmer, denn ein Stegnachbar hat das Thema Klimaanlage originell gelöst.
Die anderen Boote sind unbewohnt bis auf eines. Dort arbeitet Debbie, die einen Yachtservice betreibt und sich insbesondere um das Streichen von Holzflächen kümmert. Wir kommen sehr nett ins Gespräche und wollen sie zum Abendessen einladen, aber sie hat schon gekocht. Stattdessen kommt sie später noch auf ein Glas Wein (von ihr mitgebracht) und ein Dessert herüber. Es ist wieder interessant von ihren Erlebnissen zu hören und sich über verschiedene Arten von Bootslacken auszutauschen.

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