Wie schon erzählt, gibt es alle 10 Längengrade ein extra „Leckerli" und gestern Nachmittag war es endlich wieder so weit: wir haben 30 Grad West erreicht! Bisher sind wir nach Südwesten gefahren, aber jetzt sind wir nach Westen abgebogen. So haben es früher schon die Großsegler gemacht: nach Süden bis die Butter schmilzt und dann Kurs West. Unsere Butter ist gekühlt, aber die Temperaturen sind auf jeden Fall geeignet, um Butter zum Schmelzen zu bringen. Wir freuen uns jeden Tag über unsere im letzten Moment noch bestellte Cockpit-Beschattung, die auf verschiedene Arten aufgespannt werden kann. Zusammen mit dem Wind lässt es sich dadurch an Bord gut aushalten.
Bevor wir losgefahren sind, habe ich mir (unter anderem) Gedanken darüber gemacht, wie ich körperlich mit den Anforderungen einer solchen Reise zurecht kommen werde. Durch mein Rheuma haben meine Kraft und meine Beweglichkeit doch sehr nachgelassen. Wie sich herausstellt, waren die Strecke bis Teneriffa oder auch ein ganz normaler Sommerurlaub in dieser Hinsicht viel anspruchsvoller als die Überfahrt jetzt. Segel hoch, Segel runter, Persinning drauf, Fender raus, Fender rein, anlegen, ablegen, Leinen aufschießen, Einkaufen, Besichtigungen etc. entfällt fast völlig. Natürlich müssen die Segel mal angepasst werden, aber wesentlich seltener als auf kurzen Strecken.
Wichtige Fähigkeiten auf Langstecke sind aus meiner Sicht (in beliebiger Reihenfolge): 1. Nicht seekrank werden, 2. Unter allen Bedingungen jederzeit schlafen können, 3. Sich gut alleine beschäftigen können, 4. Sinn für Humor und Verträglichkeit im Umgang mit den Mitseglern, 5. Anspruchslosigkeit was Komfort und Bequemlichkeit angeht, 6. Gelassenheit im Umgang mit kritischen Situationen, 7. Grundlegende Segelkenntnisse, damit die richtige Leine im richtigen Moment gezogen wird, 8. Eigenverantwortlichkeit und Improvisationstalent, 9. Geduld, wenn es nicht so schnell vorangeht, wie gewünscht und 10. Die Fähigkeit, alles irgendwie reparieren zu können.
Letztere Fähigkeit war gerade wieder gefragt, denn auf einmal waren laute Knarrgeräusche zu hören. Ralf machte sich also auf die Suche, um der Sache auf den Grund zu gehen, denn die Triton ist so stabil gebaut, dass zwar Gegenstände klappern, die Triton selbst aber eigentlich ruhig bleibt. Besonders sensibilisiert waren wir durch den Bericht von Göran mit einer Hallberg Rassy 382, bei dem ein Holz unter dem Mastfuß verfault war. So wurde die Decke im Gang nach vorne abmontiert und Probebohrungen vorgenommen. Bei uns ist aber alles massiv. Wie sich herausstellt, hat sich der Mast durch die tagelange einseitige Belastung ein wenig im Mastfuß an Deck verdreht und das verursachte das Geräusch. Kein Problem und im Moment ist das Knarren beseitigt.
Bleibt noch zu berichten, dass wir unser bestes Etmal bisher hatten: 144 sm, das ist ein Schnitt von genau 6 Knoten. Sehr erfreulich!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen