Donnerstag, 2. September 2021

Tag 60 - L'Aber Wrac'h-L'Aber Ildut: Wellen, Wogen, Wind

Gestern haben wir eine bretonische Gastlandsflagge gekauft, die wir jetzt unter der französischen führen. Aus der - sehr empfehlenswerten - Krimi-Serie von Jean-Luc Bannalec mit Kommisar Dupin wissen wir um den Nationalstolz der Bretonen und dem wollen wir Rechnung tragen. Die Flagge zeigt schwarze und weiße Streifen und oben im Eckfeld 11 - stark abstrahierte - Hermeline.
Vorhergesagt ist immer noch eine Grundwindstärke von 20-22 Knoten, also 5-6 Beaufort, aber wir wollen gerne die Strecke nach Camaret-sur-Mer halbieren, damit wir günstigen Strom haben und nicht im Dunkeln aus einem Hafen heraus oder hinein fahren müssen. Normalerweise wäre das kein Problem, aber die Fischer legen gerne ihre Pötte in die Einfahrt und die wollen wir nicht in der Schraube hängen haben. In unserem Hafen gab es jede Menge sehr aktive Fischer und wir treffen einen bei der Ausfahrt aus der Flussmündung.
Da wir "um die Ecke" fahren, sind mehrere Kursänderungen erforderlich und der Wind kommt zunächst von hinten, dann von der Seite und zum Schluss von vorne - das alles auf der kurzen Strecke von knapp 20 sm. Wir beschließen also, nur mit Fock zu fahren, damit niemand auf dem Vorschiff herumturnen muss, um für wenige Seemeilen die Bulle zu setzten oder das Vorsegel auszubaumen.
Unterwegs kommen uns mehrere große Segelboote (15-20 m lang) entgegen, die versuchen, gegen den starken Wind und die Strömung aufzukreuzen bzw. zu motoren - sehr ungemütlich!
Wir dagegen haben den Wind von hinten und kommen mit unserer Fock und der Strömung gut voran. Seit einer gedachten Linie zwischen Landsend in England und dem Leuchtturm auf der Île Vierge kurz vor Aber Wrac'h haben wir offiziell den Ärmelkanal verlassen und segeln jetzt wieder auf dem Atlantik. Von hinten kommen lange Wellen, die uns bei diesem platten Kurs ziemlich hin und her schaukeln. Bei Sonnenschein, so wie heute, leuchten sie im schönsten Atlantikblau.
Aber bald erreichen wir die Untiefentonne, an der wir unseren Kurs nach Süden ändern können und in der Landabdeckung werden die Wellen schnell kleiner. Wir kommen an dem berühmten Leuchtturm "Phare du Four" vobei, von dem es bei Winterstürmen aus Westen eindrucksvolle Bilder gibt (Klick). Das können wir heute glücklicherweise nicht bieten (siehe Titelbild). Der Wind kommt aus Nordost und die größte Zahl, die wir auf dem Windmesser lesen können sind 24 Knoten, Stärke 6. Nun sind wir schon fast an der engen Einfahrt zu unserem kleine Hafen und müssen sorgfältig um einige Felsen herumfahren. Da bleibt leider keine Zeit, noch ein Foto von den Delfinen zu machen, die uns kurz besuchen kommen. Sonst haben wir optimale Bedingungen, Wind ablandig und Sonne von hinten, so dass wir die Tonnen (und die zahlreichen Fischpötte) gut sehen können. Dann sind wir durch und im ruhigen Hafen.
Die Herren wollen noch mal an Land und wieder Einkäufe im Supermarkt erledigen. Ich bleibe an Bord, weil von 30 Minuten Weg (einfach) die Rede ist und mache lieber die Navigation und den Travelplan für morgen (Foto von Ralf).
Wir haben einen Platz im Päckchen neben einem Boot mit Bordkatze - da denken wir doch sehnsüchtig an Diego und Poppy daheim. Leider ist es schwierig, in der Dämmerung ein gutes Foto von einer schwarzen Katze zu machen.
Für das nächste Stück nach Camaret-sur-Mer gibt es zwei Zeitfenster mit günstiger Strömung: früh am Morgen oder erst am Nachmittag. Da der Wind nachmittags immer schwächer werden soll, wollen wir morgen schon früh aufbrechen. Im Moment ist es hier jedenfalls sehr ruhig und friedlich.

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