Der Tag beginnt etwas holperig, denn es gibt Differenzen
zwischen unseren neuen Versicherungs-Rechnungen und dem abgebuchten Betrag… Wir
haben ab 15.04.2018 unser Fahrtgebiet erweitert, weil wir natürlich auch an der
amerikanischen Ostküste und auf dem Weg dahin versichert sein wollen. Da steht
noch Klärung an. Wir nehmen Wasser und Strom in der Marina, bezahlen die
Rechnung (gut das wir nur 1-2x im Monat in einen Hafen gehen) und verlegen uns nach
draußen in die Bucht. Es ist windig und sehr wellig und es liegen dort lauten
Privatmoorings, zwischen denen wir nicht ankern können. Gar nicht gut!
Und jetzt beginnen die glücklichen Ereignisse! Während ich
schon im Segelführer nach einer Alternative suche, winkt es drüben auf einem
anderen Boot. Die Segler haben uns im Mooringfeld herumfahren sehen und bieten
jetzt ihre eigene Mooring an, denn sie sind die nächsten Tage unterwegs. Natürlich
kostenlos, denn sie haben deutsche Vorfahren… Die Leinen sind zwar nicht wirklich
vertrauenerweckend, aber wir bringen unsere eigenen aus. Erstes Problem gelöst.
Ralf will den Beibootmotor starten, aber die Tankanschluss,
der den Benzinkanister mit dem Motor verbindet ist kaputt. Das ist natürlich
kein Problem für Mr-Fix-It, denn Ralf hat schon in Le Marin, das entsprechende
Ersatzteil und eine Schlauchschelle besorgt, so dass wir in wenigen Minuten
wieder am Start sind.
In Red Hook soll es einen Bus zur Hauptstadt Charlotte Amalie
geben und tatsächlich kommt nach wenigen Minuten ein sogenannter „Safari-Bus“
mit offener Kabine. Es ist wieder ein Hop-On-Hop-Off-System und kostet pro
Person nur zwei Dollar, die beim Aussteigen gezahlt werden. Wir bekommen bei
der Gelegenheit schon einen ersten Eindruck von der Insel St. Thomas. Auch hier
hat der Hurrikan zugeschlagen und viele Dächer, Bäume und Lichtwerbeanlagen
sind beschädigt.
Der Tag heute ist geprägt von vielen sehr netten Begegnungen
mit Einwohnern. Gleich als erstes treffen wir Penny, die in der Tourist
Information arbeitet. Ihr fällt mein Segel-Anhänger auf und sie erzählt, dass
sie auch 10 Jahre mit dem Segelboot unterwegs war: von Neu England bis nach St.
Croix. Ihr Boot wurde durch einen Hurrikan zerstört und musste acht Monate lang
repariert und dann mühsam wieder ins Wasser gebracht werden. Wir treffen auch
einen sehr freundlichen Polizisten, dessen dreirädrigen Segway ich bewundere
und eine nette Marktfrau, die mich davon überzeugt, ein Kleid zu kaufen.
Von Penny in der Tourist Information bekommen wir einen
Taxifahrer vermittelt, der mit uns morgen eine Tour über die Insel machen wird.
Ich bin gespannt, denn er nuschelt ganz schrecklich… Und wir bekommen einen
Tipp, wo ich eine neue Kamera kaufen kann. Meine Olympus Tough, die eigentlich
wasserdicht sein soll, schwächelt und hat Wasser hinterm Display… Ich wäre
wahrscheinlich gar nicht in das Hochglanz-Geschäft gegangen, aber wir bekommen
hier sehr netten und kompetenten Service. Meine Wunschkamera (wieder eine
Olympus Tough, jetzt TG-5) ist da und kostet mit Zubehör-Paket (Tasche,
Speicherkarte, Euro-Stecker, schwimmfähiger Gurt) noch 100 € weniger als das
beste Amazon-Angebot in Deutschland. Also ein „No-Brainer“.
Charlotte Amalie wurde nach der Gemahlin König Christian V.
von Dänemark benannt, einer Prinzessin von Hessen-Kassel (1650-1714). Anders als
St. Croix, das die Dänen von den Franzosen kauften wurde St. Thomas direkt von
ihnen besiedelt. Die Häuser der Stadt zeigen wieder dänischen Einfluss.
Nach diesen Anstrengungen benötigen wir eine Stärkung und haben
wieder eine glückliche Hand bei der Auswahl. Hier an der Ecke gibt es sehr
leckere gefüllte Teigtaschen und die Sandwiches werden frisch zubereitet. Die
beiden älteren Damen machen das sehr freundlich und in entspannter
Geschwindigkeit. Das lässt uns Zeit für ein Gespräch mit den anderen Gästen.
Wir laufen noch etwas durch die Straßen und lassen einfach
die Umgebung auf uns wirken. Mittlerweile ist es so spät geworden, dass die Kreuzfahrt-Touristen
zurück an Bord müssen und hier werden langsam die Bürgersteige hochgeklappt und
die Geschäfte geschlossen. Mir macht es Spaß, einfach die Menschen zu beobachten.
Als letzte Aktion geht es nochmals zurück zu unserem
Lieblings-Fotogeschäft, weil sie mir dort noch einen Ersatz-Akku besorgt haben.
In der Hauptstraße „Drodningens Gade“ (dänisch für Königinnenstraße) reiht sich
ein Schmuckgeschäft an das andere, denn hier kann man Duty Free einkaufen – stellt
euch einfach Helgoland vor, nur sonniger und wärmer… Vor den Läden stehen
Animateure, die die Leuten hineinlocken sollen und mangels anderer Touristen
stürzen sich alle auf uns. Einer macht das so nett, dass ich mich überzeugen
lasse und mein „Gratis-Geschenk“ abhole. Die „Gold“-Münze wird jetzt zu unserer
Sammlung von Erinnerungs-Stücken auf der Triton geklebt. Ralf träumt von einem T-Shirt mit der Aufschrift "Thank you, no Taxi!"
Wir schauen noch auf Fort Christian vorbei, das mit seiner
roten Farbe auch 100%ig dänisch aussieht und dann geht es mit dem Safari-Bus wieder
zurück nach Red Hook und mit dem Dinghy auf unsere liebe Triton.
Glücklicherweise sind Wind und Wellen wesentlich weniger geworden und so werden
wir nur sanft geschaukelt und nicht ständig durchgeschüttelt. Neben uns liegen
einige entmastete oder sonst beschädigte Boote, die aber offensichtlich noch
bewohnt werden. Wieder mal ein sehr schöner Tag mit vielen sehr freundlichen
Menschen und unerwarteten glücklichen Wendungen.
1 Kommentar:
Das TShirt nehmen wir auch. LG Anke
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