Ich habe mich über die Sehenswürdigkeiten der Insel informiert und für heute und morgen ein Programm zusammengestellt. Wir beginnen damit, uns ein paar Sandwichs für unser Mittags-Picknick zu besorgen und dann unseren kleinen Elektro-Twingo abzuholen. Das ist sehr professionell geregelt. Die Autovermietung ist am Hafen und von dort fährt uns ein kleiner Bus zum einem Parkplatz außerhalb der Stadt. Wir steigen ein und los geht es Richtung Nordwest-Spitze der Insel, der "Pointe des Poulains". In diese wilde Ecke hat sich 1894 die weltberühmte französische Schauspielerin
Sarah Bernhardt (1844-1923) verliebt. Gleich bei ihrem ersten Besuch hat sie dort ein ehemaliges Fort erworben. Nach und nach kamen weitere Gebäude hinzu und sie verbrachte mit Familie, Freunden und Verehrern insgesamt 29 Sommer in diesem Refugium. Wir können das gut verstehen, denn es ist wirklich wunderschön hier!
Zunächst besuchen wir das kleine Museum, das aus einem Gang mit ihrer Lebensgeschichte und insgesamt 11 Stationen besteht, die Collagen zu verschiedenen Themen aus ihrem Leben zeigen. Dazu gibt es einen Audioguide (glücklicherweise auch auf englisch), der aus der Sicht ihrer Enkelin die verschiedenen Aspekte ausführlich beschreibt: Uneheliches Kind, alleinerziehende Mutter, bewunderte Schauspielerin, Unternehmerin mit eigener Theatertruppe, Weltreisende, exzentrische Diva, Jägerin, Philanthropin - sicherlich ein sehr ungewöhnlicher Mensch (siehe auch hier:
klick).
Verschiedene Gebäude wurden im 2. Weltkrieg zerstört und so kann nur noch das ursprüngliche Fort besichtigt werden, in dem Zimmer wieder in entsprechendem Stil mit Möbeln, Kleidung und Accessoires eingerichtet wurden.
Wir essen unsere leckeren Brote und beschließen, noch zu dem Leuchtturm auf der Landspitze zu laufen, der bei Springflut auf seiner eigenen Insel steht. Im Moment ist jedoch Ebbe und so kann er über einen kleinen Strand erreicht werden.
Auf der Spitze schauen wir dann zu, wie ein Segler - unter Nichtbeachtung der Seezeichen - ganz dicht zwischen einer Untiefe und dem felsigen Ufer hindurch fährt. Sicher ein Ortskundiger!
Diese Landspitze ist übrigens auch der Schauplatz eines Mordes im bereists erwähnten Bannalec-Krimi "Bretonische Idylle". Wir machen uns auf den Rückweg (das gibt heute eine Menge Schritte für mich) und für Ralfs Nachmittagskaffee habe ich den kleinen Ort Sauzon an der Nordküste ausgesucht, ebenfalls angeregt durch Kommissar Dupin. Tatsächlich setzten wir uns in das "Restaurant du Phare", wo Dupin im Buch zu Abend isst. Der Platz ist sehr nett, aber - oh Graus - die Kaffeemaschine ist kaputt. Ralf ist ähnlich betroffen, wie es der kaffeesüchtige
George Dupin sicher in einem solchen Fall auch wäre...
Der hintere Teil des Hafens fällt vollständig trocken, aber vorne drängen sich die Segelboote und werden von Helfern in schnellen Schlauchboote zu großen Päckchen zusammengebunden. Wir sind froh, dass wir einen guten Platz in Le Palais haben.
Als wir einen Moment auf einer Mauer ausruhen, fällt uns ein ungewöhnliches Tier auf, vermutlich ein Insekt, das jedoch wie ein Kolibri vor den Blüten schwebt und mit einem langen Rüssel Nektar saugt. Eine schnelle Erkundigung bei unserem Biologen Felix ergibt, dass es sich um ein "Taubenschwänzchen" handelt, eine Schmetterlingsart, genauer gesagt ein Nachtfalter, der bei Tag fliegt - und das bis zu 80 km/h schnell!
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel kommen wir dann noch an den - ebenfalls aus dem Krimi bekannten - Menhiren
Jean und
Jeanne vorbei. Wie bei allen bisher von uns angeschauten Menhiren nicht sehr spektakulär... Im Bild links Jean, rechts Jeanne.
Wir fahren mit Google Maps und wählen von den angebotenen Routen immer die längere - denn wir wollen ja die Insel ja kennenlernen. Diese Umwege führen uns durch nette kleine Orte, vorbei an Maisfelder und Heuwiesen. Offensichtlich wird das Inselinnere intensiv landwirtschaftlich genutzt. Wir treffen auch ein paar sehr nette Kühe (mit einer Menge weniger netter Fliegen).
Wir machen noch einen Boxenstopp um Ralfs leeren Kaffee-Tank etwas zu füllen und kommen dadurch erst 20 Minuten vor Toresschluss bei unserem nächsten Ziel, dem Leuchtturm "Phare de Goulphar" an.
Das ist mir zu knapp um noch nach oben (und wieder hinunter) zu klettern und so schauen wir uns nur noch die gut gemachte Ausstellung im Untergeschoss an, die über Leuchttürme im allgemeinen und die bretonischen im Besonderen informiert. Immer wieder faszinieren ist dabei einen Fresnel-Linse, durch die die Reichweite der Leuchttürme wesentlich verstärkt werden konnte. Die erste wurde übrigens in den Cordouan-Leuchtturm vor Port-Médoc in der Grionde-Mündung eingebaut.
Unsere letzte Station ist dann Port-Coton. An dieser Küste hat
Claude Monet (1840-1926) im Jahr 1886 eine ganze Serie von Bilder der felsigen Küste geschaffen. So wie der später die Kathedrale von Rouen oder seine berühmten Seerosen bei verschiedenen Lichtstimmungen gemalt hat, so hat er auch die Felsnadeln hier in der Bucht mehrfach bei unterschiedlichem Wetter auf die Leinwand gebracht.
Wir sehen die Felsen zunächst aus einer anderen Perspektive, finden dann aber genau die Stelle, an der Monets Staffelei gestanden haben muss (siehe Titelbild). Wirklich eine eindrucksvolle Szenerie!
Sehr zufrieden und erfüllt mit neuen Eindrücken machen wir uns mit unserem Mini-Auto auf dem Rückweg (aber ein Schiebedach hat es!). Ich habe übrigens heute mit 11.497 Schritten einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt.