Kurz nach Mitternacht übernehme ich meine Nachtwache. Wir fahren
am Wind mit vollen Segeln, die Wellen sind nicht besonders groß, der Mond beleuchtet
unser Schiff und über uns spannt sich ein wunderbarer Sternenhimmel. Das sind im
wahrsten Sinne des Wortes Sternstunden! Neben uns liegt St Lucia, so nah, dass ich
ein Netz bekommen und mit unserem Segelfreund Thomas über WhatsApp chatte – nett!
Wir haben einen günstigen Winddreher bekommen und ich nähere mich unserer Kurslinie.
Später höre ich dann Oldies und wippe im Takt zu „Good Vibrations“.
Leider dreht der Wind dann wieder zurück und wir können unser Ziel nicht mehr anliegen.
Wir werden also noch einen Kreuzschlag machen müssen. Ich überlege schon, wann ich
Ralf wecke, als er sich meldet. Im Osten ist schon das erste Licht zu sehen und
wir machen zusammen die Wende. Aber hier unter Land ist der Wind chaotisch und so
entscheiden wir uns, das letzte Stück unter Motor zurückzulegen.
Statt in St. Anne zu ankern fahren wir gleich weiter nach Le
Marin und werfen dort unseren Anker. Ruck-Zuck ist das Beiboot im Wasser und der
Motor dran. Ralf fährt an Land, um unser neues Dinghy abzuholen. Ich mache inzwischen
klar Schiff, räume die Überreste der Nacht auf, packe die Sicherheitsleinen weg,
ziehe die Baumpersenning über das Großsegel (wichtig, weil das UV-Licht hier alles
kaputt macht), und setze die französische Gastlandsflagge.
Schon bald ist Ralf mit dem schönen, neuen Dinghy wieder zurück.
Das alte wurde gleich fachgerecht entsorgt. Wir frühstücken und schlafen dann erst
noch einmal ein wenig. Dann geht es zum Großeinkauf. Wir sind ja hier in Frankreich
und entsprechend sind die Geschäfte ausgestattet. Ich sage nur: Käse! Pasteten!
Brot! Der Leader Price (eine Art Aldi) hat geschickterweise einen eigenen Anlegesteg
für die Segler gebaut und wir packen das Boot bis oben hin voll mit Vorräten.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer kleinen Verkostung
der gekauften Waren fahren wir zur zweiten Runde an Land. Diesmal geht es in den
Carrefour, einen Supermarkt, der auch Markenprodukte hat. Da wir uns auskennen,
nehmen wir gleich einen Einkaufswagen vom Leader Price mit (dann müssen wir den
nicht mehr leer zurückbringen). Diesmal kaufen wir vor allem Cola Zero, Bier und
ein kleines Glas Nutella...
Bis wir an Bord sind, ist es schon fast wieder dunkel. Nun muss
die ganze Herrlichkeit noch irgendwo im Boot verstaut werden. Bis auf 12x Milch
und 12x Cola ist schließlich alles verschwunden. Den Rest machen wir morgen, jetzt
kommt erst einmal die sehr nötige Dusche. Ich warte immer damit, bis es dunkel ist,
weil wir ja an Deck duschen…