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Samstag, 31. Dezember 2022

Zusammenfassung Sommer 2022

Nach unserer Atlantikrunde 2017-2019 haben wir uns überlegt, wo wir in den nächsten Jahren segeln wollen. Insbesondere wegen unserer Eltern ist es uns wichtig, in Europa zu bleiben, damit wir im Notfall kurzfristig daheim sein können. Grundsätzlich wollen wir wieder zurück in die Ostsee, wo wir die ersten 25 Jahre unseres Seglerlebens verbracht haben. Allerdings wollen wir auf dem Weg dahin noch einiges anschauen. Geplant ist, in mehreren Segelsommern von Holland aus über Frankreich, Spanien, Irland, Schottland und Norwegen schließlich wieder nach Fehmarn zu kommen, wo wir jahrelang unser Winterlager hatten.

Natürlich klappt das nicht immer wie geplant, aber grundsätzlich sind wir auf dem Weg. 2020 waren wir wegen Corona nur an der deutschen Nordseeküste unterwegs. 2021 sind wir von Workum in Holland aus bis nach Arzon in der Südbretagne gesegelt. Weil es uns hier so gut gefällt, sind wir in diesem Jahr nach einem Abstecher ins Baskenland und nach Nordspanien wieder nach Arzon ins Winterlager zurückgekehrt.

Statistik

  • Seemeilen: 1075
  • Motorstunden: 70
  • Tage gesamt: 88
  • Segeltage: 36
  • Nächte auf See: 5
  • Liegetage: 45
  • Liegeplätze: 30

Frankreich 1: Le Crouesty, Concarneau, Ste Marine, Fluss Odet (A), St. Nicolas (Glenan, M), Port Louis, Port Tudy (Île de Groix), Port Haliguen, La-Trinite-sur-Mer, La Roche Bernard, La Turballe, Pornichet, Pornic, L'Hérbaudiere (Île de Nourmoutier), Port Joinville (Île d'Yeu), Port Olona (Les Sables d'Olonne), Port Médoc

Baskenland: San Sebastian, Getaria, Mutriko, Bermeo, Getxo Marina (Bilbao)

Spanien: Laredo

Frankreich 2: Port Médoc, La Rochelle, St.-Martin-de-Ré, St.-Gilles-Croix-de-Vie, Port Joinville (Île d'Yeu), Port Guen (Belle-Île, A), Le Palais (Belle-Île), Port Haliguen, Le Crouesty

Donnerstag, 25. August 2022

Tag 88 - Vannes - Griesheim: Zurück nach Hause

Unser Zug geht erst nach 10:00 Uhr, so dass wir es langsam angehen lassen können. Zum Bahnhof sind es tatsächlich nur ein paar Schritte. Auch die Fahrt nach Paris läuft wie am Schnürchen und wir haben gute Plätze mit Tisch.
Wieder steht in meinem Plan der Bahn, dass die Umsteigezeit in Paris nur 50 Minuten beträgt, aber aus Erfahrung klug geworden rechne ich die Differenz selbst aus und siehe da von 13:12 - 15:20 Uhr sind es mehr als zwei Stunden... Schon der Weg aus dem Zug bis zum Taxistand ist eine gefühlte Weltreise. Allerdings ist die Verteilung perfekt organisiert und die Taxis kommen eines nach dem andren vorbei und nehmen ihre Passagiere auf.
Bei der Fahrt kann ich dann noch ein paar Bilder schießen, wie z.B. von der Conciergerie (siehe Titelbild). Sie war die Residenz der Könige von Frankreich, Ort des Revolutionstribunals und Gefängnis mit berühmten Insassen (z.B. Marie-Antoinette, Danton, Robespierre, Napoleon III). Irgendwann möchte ich Paris einmal in Ruhe besuchen, vorzugsweise mit einem Boot... dann könnten wir auch nett im Café sitzen:
Bis Straßburg sind wir genau pünktlich, aber nach der deutschen Grenze (an der wir Masken aufsetzten müssen - was etwas komisch ist, weil wir ja seit Paris mit den gleichen Leuten zusammensitzen...) fängt die Verspätung an. Schließlich sind wir 15 Minuten zu spät in Frankfurt. Wir haben allerdings wieder genug Umsteigezeit und der Anschlusszug ist auch zu spät und extrem voll. Aber egal, wir kommen gut in Darmstadt an und werden dort im wahrsten Sinne des Wortes mit offenen Armen empfangen und gleich auch noch mit leckerem Abendessen verwöhnt!
Insgesamt hatten wir eine gute und stresslose Fahrt - ein passender Abschluss für eine sehr schöne und abwechslungsreiche Zeit unterwegs. Die Zusammenfassung folgt in den nächsten Tagen.

Mittwoch, 24. August 2022

Tag 87 - Le Crouesty-Vannes: Abschied von der Triton

Um 9:00 Uhr haben wir unseren Krantermin und wir sind pünktlich unterwegs durch den noch sehr stillen Hafen.
Die beiden Helfer von unserem Winterlager sind auch schon vor Ort. Wir haben gute Vorarbeit geleistet und es ist wenig Betrieb, so dass das Mastlegen innerhalb einer Stunde erledigt ist. Und dann dauert es auch nicht lange, bis die Triton am Travellift hängt.
Sie wird auf einen Anhänger verladen und dann langsam mit Hilfe eines Traktor durch die Straßen von Vannes bis vor die Lagerhalle gezogen (siehe auch Titelbild). Dort wartet schon der Mast auf uns.
Wir sichern alle Wanten (halten den Mast rechts und links), Stagen (halten den Mast vorne und hinten) und Fallen am Mast - sie werden mit Kabelbindern an den Maststufen befestigt.
Und dann ist es auch schon Zeit, bis hoffentlich zum nächsten Jahr Abschied von unserer lieben Triton zu nehmen. Noch steht sie auf dem Hof, aber den Winter darf sie in einer gemütlichen Halle verbringen.
Wir gehen Mittagessen und verbringen dann noch einige Zeit auf einer schattigen Bank. Durch eine Falschübersetzung haben wir den Busfahrplan nicht richtig gelesen.
Glücklicherweise ist das nicht schlimm, denn wir haben für heute Nacht ein Hotel direkt gegenüber vom Bahnhof gebucht und können dann morgen entspannt zur Heimreise starten.

Dienstag, 23. August 2022

Tag 86 - Le Crouesty: Zusammenpacken

Am Vormittag sortieren wir Bücher, Seekarten, Kleidung, Technik, Lebensmittel, Unterlagen und packen jeweils eine große Reisetasche voll. Ich mache Fotos von Kleidern und Schuhen, die ich an Bord lasse.
Mittags gibt es dann die letzten Reste aus dem Kühlschrank - das haben wir gut eingeteilt! Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen und wir können die Segel abschlagen, zusammenlegen und in Säcke verpacken. Außerdem bauen wir den Baum, den Baumniederholer und den Ausbaumer ab und trennen die in den Mast führenden Kabel. Alle Kabel und Fallen (Leinen zum Segelsetzen) werden gut festgebunden und die Edelstahlteile durch ein Handtuch vom Alu-Mast isoliert (das soll Kontaktkorrosion zwischen verschieden edlen Metallen verhindern). Nun ist alles zum Mastlegen morgen vorbereitet (siehe Titelbild). Die Schoten (Leinen zum Segel bewegen) werden aufgeschossen (aufgewickelt) und ebenfalls verstaut.
Nachdem alles verpackt, gegessen und weggeräumt ist, können wir uns an die gründliche. Bootsreinigung machen. Traditionell übernimmt Ralf Bad und Cockpit, während ich mich um Küche und Kühlschrank kümmere. Dann noch saugen und Flächen und Fächer auswischen - fertig. Mittlerweile ist es 19:00 Uhr geworden und wir gehen zum Duschen und dann gleich weiter zum Abendessen, denn das Boot soll jetzt sauber bleiben. Direkt an der Hafenpromenade gibt es ein nettes Restaurant und wir trinken eine Flasche Cidre auf unsere schöne Reise. Ralf ist einen Burger und einen  Crêpe mit Schokosauce und Schokoeis, ich einen Galette mit Jakobsmuscheln und einen "Thé Gourmand" - alles sehr lecker. 
Nun kommt schon die letzte Nacht auf der Triton. Irgendwie ging die Zeit auf dem Boot wieder sehr schnell herum - wir haben es doch gerade erst hier ins Wasser gesetzt... Hoffentlich geht morgen beim Herausheben auch alles glatt

Montag, 22. August 2022

Tag 85 - Port Haliguen (Quiberon) - Le Crouesty: Schleichfahrt

Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Wartung des Motors und des Motorraums. Ralf verschwindet daher im Untergrund. Ich fange an, den Kartentisch auszusortieren.
Und dann ist der letzte Segeltag gekommen - nur 10 sm quer über die Baie de Quiberon stehen an. Vorher tanken wir erst noch einmal voll.
Dann geht es hinaus auf die Bucht: Sonne, wenig Welle und wenig Wind ziemlich genau von hinten. Eigentlich hatten wir uns gedacht, nur mit Fock zu fahren, damit wir nicht ausbaumen und die Bulle setzen müssen (siehe Titelbild), aber dafür reicht der Wind nicht aus. Wir ziehen also auch noch das Groß hoch und gehen höher an den Wind, damit wir beide Segel auf einer Seite fahren können und mehr Druck im Rigg haben. Die Taktik funktioniert und wir können langsam aber stetig bis kurz vor den Zielhafen Le Crouesty segeln.
Hier war dann geplant, gleich die Segel abzunehmen und zusammenzulegen. Leider macht uns etwas Regen genau beim Anlegen einen Strich durch die Rechnung, denn nass wollen wir die Segel nicht wegpacken. Hoffentlich ist morgen trockenes Wetter! Zum Abendessen gibt es eine Auswahl von Resten. Wir sind zufrieden, denn die Vorräte sind recht gut aufgebraucht. Morgen wird geputzt und danach bleibt dann die Küche kalt. Überhaupt haben wir in der zweiten Halbzeit verhältnismäßig wenig auf unserem schönen neuen Herd gekocht. Das ist im wesentlichen den Außentemperaturen geschuldet, die bei zusätzlicher Hitze vom Herd das Innere des Bootes in eine Sauna verwandelten. Wir sind gespannt, wie das nächstes Jahr in Irland wird...

Sonntag, 21. August 2022

Tag 84 - Quiberon: Große Wäsche und kleine Ausflüge

Direkt am Ende unseres Steges ist das Sanitärgebäude mit den Waschmöglichkeit. Wir besorgen diverse Zwei-Euro-Stücke und tragen vier große Taschen mit Wäsche und Schlafsäcken nach vorne. Da es nur einen Trockner gibt, der jeweils nur 30 Minuten läuft, so dass er mehrfach gestartet werden muss dauert das Waschen mal wieder den ganzen Tag.
Die Zeit zwischen den Ladungen nutzen wir, um uns die Umgebung etwas anzusehen. Die Hafenanlage ist ganz neu und sehr schön gestaltet. Direkt nebeneinander gibt es die beiden Schiffsausrüster UShip und Accastillage Diffusion - da müssen wir natürlich hin, denn es fehlt immer etwas an Bord... Beim nächsten Ausflug entdecken wir neben dem Leuchtturm eine kleine Kunstgalerie.
Hier zeigt Philippe Gentils seine Werke. Wir sind sehr angetan von den Bildern, die überwiegend Naturmotive zeigen und durch die Verwendung von groben Spachtel aus Untergrund aus verschiedenen Perspektiven sehr unterschiedlich wirken. Wir entscheiden uns dann für einen kleinen Baum.
Da nur Barzahlung möglich ist, führt uns ein weiterer Ausflug zunächst an die Spitze der Halbinsel, wo wir einen kleinen Rundweg laufen (siehe auch Titelbild). Hier sind wir gestern mit der Triton durch ein schmales Fahrwasser gefahren.
Weiter geht es dann "auf die andere Seite" in den eigentlichen Ort mit Strand und Fährhafen, wo wir einen Bankautomaten finden können.
Zwischendurch gab es weitere Pausen für ein kaltes Mittagessen an Bord und Kaffee und Crêpes am Hafen. Insgesamt haben wir für 30 Euro 4 x Waschmaschinen und 7 x den Trockner gestartet und nun ist das Schiff voll mit sauberer und relativ trockener Wäsche. Ralf hat auch schon den Ölwechsel des Motors erledigt, so dass wir schon einiges für das Winterlager vorbereitet haben. Wir beenden den Tag mit Kochen und Wäschefalten. Heute war es regnerisch und schwachwindig. Morgen können wir dann hoffentlich mit gutem Westwind über die Bucht segeln.

Samstag, 20. August 2022

Tag 83 - Le Palais (Belle-Île) - Port Haliguen (Quiberon): Ganz gelassen

Die Öffnungszeiten der Schleuse richten sich nach den Gezeiten und heute ist Ausfahrt von 10:30 bis 11:15 (Hochwasser) und danach dürfen dann die neuen Boote in den Hafen. Die Schleuse öffnet pünktlich und wir (und andere) werfen die Leinen los und positionieren uns vor der noch geschlossenen Fußgängerbrücke. Und warten. Und warten. Schließlich kommt eine Helferin und gibt Bescheid, dass die Brücke sich nicht öffnen lässt... Uuups. Da wir das nicht beeinflussen können, binden wir uns erst einmal wieder fest. Und warten weiter. Wir überlegen schon, was es für unseren Zeitplan bedeutet, wenn wir nicht aus dem Hafen kommen, aber dann gibt es Entwarnung und die Brücke geht doch noch auf!
Zusammen mit vielen anderen Booten machen wir uns auf den Weg ans Festland auf die Halbinsel Quiberon.
Dabei haben wir Spaß, einem Hund zuzuschauen, der sich ganz selbstverständlich auf dem Boot bewegt und begeistert am Bug steht.
Es ist nur ganz wenig Wind, aber wir ziehen trotzdem die Segel hoch und bewegen uns ganz ganz langsam in die richtige Richtung. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm, es gibt wenig Welle und wir können uns ganz entspannt an Bord bewegen. Für den Nachmittag ist etwas mehr Wind vorhergesagt und tatsächlich kommen später noch gut voran (siehe Titelbild). Wir fahren wieder durch das enge und flache Fahrwasser an der Spitze von Quiberon, dass wir schon vom letzen Jahr und vom Frühjahr kennen. Heute bei Nipptide und gutem Wetter kein Problem.
Dann sind wir auch schon gleich in der modernen Marina, wo wir warten, um einen Liegeplatz zugewiesen zu bekommen. Erst bekommen wir eine falsche Nummer, aber dann finden wir doch noch einen sehr schönen Platz. Morgen soll der Wind schwach umlaufend sein, so dass wir planen hier schon mal die erste Runde Wäsche zu waschen und erst Montag nach Port du Crouesty (unserem Endhafen auf der anderen Seite der Bucht) weiterzufahren.

Freitag, 19. August 2022

Tag 82 - Belle-Île: Kirchen und Kühe

Bei der Erkundung der Ostseite der Insel führt uns unser Weg zunächst an der Nordküste entlang. Sie ist weniger schroff und steil als die West- und Südküste, die wir uns gestern angesehen haben. Die Hügel sind sanfter und immer wieder sind kleine Stücke Strand zu sehen. Rund um die Insel führt ein Zöllnerpfad von 85 km Länge, der in 5-7 Tagen erwandert werden kann. Das klingt nach wenig Tagesleistung, aber es ist sehr hügelig und teilweise steil und schwer zu laufen.
Wir folgen dem Pfad an verschiedenen Stellen ein kleines Stück und haben Freude an der unterschiedlichen Vegetation (Botaniker vor: was ist das? Ich meine Brombeeren zu erkennen).
Als wir unsere Nacht vor Anker verbrachten, machte Ralf Bemerkungen über ein Haus direkt am Ufer. Er vermutete, dass sich eine reiche Privatperson dort ein Refugium gebaut hätte. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein Wassereservoir: "La Belle Fontaine". Sein Bau wird ebenfalls Vauban zugeschrieben und es wurde dafür benutzt, Schiffe mit Frischwasser zu versorgen. Sie konnten in der geschützten Bucht ankern (wie wir auch) und mit Beibooten und Fässern das Wasser abholen. Heute ist die Anlage liebevoll renoviert.
Wir fahren weiter an der Küste entlang und können uns live davon überzeugen, dass der Küstenpfad wirklich anspruchsvoll zu laufen ist. Ralf probiert ihn aus, ich schaue lieber von unten zu...
Die Landschaft sonst ist sehr abwechslungsreich. Felder, Weiden, Ausblicke aufs Meer, kleine Orte aber auch richtige Wälder mit großen, dunklen Bäumen.
Wir erreichen die Nordost-Spitze der Insel und können uns davon überzeugen, dass es hier eine gut geschützte Ankerbucht gibt. Vielleicht kommen wir ja im Frühjahr noch einmal her.
Gerade als wir auf unserem Aussichtspunkt stehen, kommt eine ganze Reihe Boote unter Spinnaker an der Küste entlang gesegelt. Wir beobachten, wie einige Probleme mit Fallwinden bekommen und wie dann die Untiefentonne an der Ecke gerundet wird. Es handelt sich um Teilnehmer einer Regatta rund um die Insel. Das erklärt auch, warum wir gestern so viele Boote auf dem Wasser gesehen haben (es gab vier Zubringer Regatten) und warum der Hafen bis auf den letzten Platz besetzt war.
Es geht weiter nach Locmaria (Ort der Maria), einem der vier Hauptorte der Insel, wo wir die  Kirche besichtigen und und uns das Mittagsmenü in der örtlichen Crêperie schmecken lassen (natürlich Galette und Crêpes).
Von hier aus führt unser Weg durch das Innere der Insel, wieder landwirtschaftlich mit netten Kühen...
...und Heuwiesen. Von Schaftzucht, die im Dupin-Krimi das Opfer betreibt, oder von Schäfern (einer der Verdächtigen) haben wir auf der Insel nur wenig entdecken können.
Dafür gibt es jede Menge der typisch bretonischen Häuser mit ihren Schieferdächern und den rechts und links am Giebel angebrachten Kaminen. Im literarischen Café (siehe unten links) neben der Kirchen in Bangor (siehe Titelbild) machen wir dann unsere Nachmittags-Pause und ich kaufe mir ein weiteres französisches Asterix-Heft (Die große Überfahrt), mit dem wir viel Spaß haben.
Durch unser Auto konnten wir uns in den zwei Tagen einen guten Eindruck der Insel verschaffen, die ihren Namen (schöne Insel) zu recht trägt und ganz unterschiedliche Orte und Landschaften hat. Wir geben den Wagen zurück (auch das ist wieder perfekt organisiert) und stellen fest, dass es im Hafen richtig leer ist. Die Saison geht langsam zu Ende, es ist keine Regatta und heute wurde die Schleuse nur morgens geöffnet.
Auf für uns geht die Zeit auf der Triton langsam zu Ende. Morgen wollen wir hinüber zur Halbinsel Quiberon und danach nach Le Crouesy, wo unser Winterlager sein wird.
 

Donnerstag, 18. August 2022

Tag 81 - Belle-Île: Sarah, George, Jean, Jeanne und Claude

Ich habe mich über die Sehenswürdigkeiten der Insel informiert und für heute und morgen ein Programm zusammengestellt. Wir beginnen damit, uns ein paar Sandwichs für unser Mittags-Picknick zu besorgen und dann unseren kleinen Elektro-Twingo abzuholen. Das ist sehr professionell geregelt. Die Autovermietung ist am Hafen und von dort fährt uns ein kleiner Bus zum einem Parkplatz außerhalb der Stadt. Wir steigen ein und los geht es Richtung Nordwest-Spitze der Insel, der "Pointe des Poulains". In diese wilde Ecke hat sich 1894 die weltberühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844-1923) verliebt. Gleich bei ihrem ersten Besuch hat sie dort ein ehemaliges Fort erworben. Nach und nach kamen weitere Gebäude hinzu und sie verbrachte mit Familie, Freunden und Verehrern insgesamt 29 Sommer in diesem Refugium. Wir können das gut verstehen, denn es ist wirklich wunderschön hier!
Zunächst besuchen wir das kleine Museum, das aus einem Gang mit ihrer Lebensgeschichte und insgesamt 11 Stationen besteht, die Collagen zu verschiedenen Themen aus ihrem Leben zeigen. Dazu gibt es einen Audioguide (glücklicherweise auch auf englisch), der aus der Sicht ihrer Enkelin die verschiedenen Aspekte ausführlich beschreibt: Uneheliches Kind, alleinerziehende Mutter, bewunderte Schauspielerin, Unternehmerin mit eigener Theatertruppe, Weltreisende, exzentrische Diva, Jägerin, Philanthropin - sicherlich ein sehr ungewöhnlicher Mensch (siehe auch hier: klick).
Verschiedene Gebäude wurden im 2. Weltkrieg zerstört und so kann nur noch das ursprüngliche Fort besichtigt werden, in dem Zimmer wieder in entsprechendem Stil mit Möbeln, Kleidung und Accessoires eingerichtet wurden. 
Wir essen unsere leckeren Brote und beschließen, noch zu dem Leuchtturm auf der Landspitze zu laufen, der bei Springflut auf seiner eigenen Insel steht. Im Moment ist jedoch Ebbe und so kann er über einen kleinen Strand erreicht werden.
Auf der Spitze schauen wir dann zu, wie ein Segler - unter Nichtbeachtung der Seezeichen - ganz dicht zwischen einer Untiefe und dem felsigen Ufer hindurch fährt. Sicher ein Ortskundiger!
Diese Landspitze ist übrigens auch der Schauplatz eines Mordes im bereists erwähnten Bannalec-Krimi "Bretonische Idylle". Wir machen uns auf den Rückweg (das gibt heute eine Menge Schritte für mich) und für Ralfs Nachmittagskaffee habe ich den kleinen Ort Sauzon an der Nordküste ausgesucht, ebenfalls angeregt durch Kommissar Dupin. Tatsächlich setzten wir uns in das "Restaurant du Phare", wo Dupin im Buch zu Abend isst. Der Platz ist sehr nett, aber - oh Graus - die Kaffeemaschine ist kaputt. Ralf ist ähnlich betroffen, wie es der kaffeesüchtige George Dupin sicher in einem solchen Fall auch wäre...
Der hintere Teil des Hafens fällt vollständig trocken, aber vorne drängen sich die Segelboote und werden von Helfern in schnellen Schlauchboote zu großen Päckchen zusammengebunden. Wir sind froh, dass wir einen guten Platz in Le Palais haben.
Als wir einen Moment auf einer Mauer ausruhen, fällt uns ein ungewöhnliches Tier auf, vermutlich ein Insekt, das jedoch wie ein Kolibri vor den Blüten schwebt und mit einem langen Rüssel Nektar saugt. Eine schnelle Erkundigung bei unserem Biologen Felix ergibt, dass es sich um ein "Taubenschwänzchen" handelt, eine Schmetterlingsart, genauer gesagt ein Nachtfalter, der bei Tag fliegt - und das bis zu 80 km/h schnell!
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel kommen wir dann noch an den - ebenfalls aus dem Krimi bekannten - Menhiren Jean und Jeanne vorbei. Wie bei allen bisher von uns angeschauten Menhiren nicht sehr spektakulär... Im Bild links Jean, rechts Jeanne.
Wir fahren mit Google Maps und wählen von den angebotenen Routen immer die längere - denn wir wollen ja die Insel ja kennenlernen. Diese Umwege führen uns durch nette kleine Orte, vorbei an Maisfelder und Heuwiesen. Offensichtlich wird das Inselinnere intensiv landwirtschaftlich genutzt. Wir treffen auch ein paar sehr nette Kühe (mit einer Menge weniger netter Fliegen).
Wir machen noch einen Boxenstopp um Ralfs leeren Kaffee-Tank etwas zu füllen und kommen dadurch erst 20 Minuten vor Toresschluss bei unserem nächsten Ziel, dem Leuchtturm "Phare de Goulphar" an.
Das ist mir zu knapp um noch nach oben (und wieder hinunter) zu klettern und so schauen wir uns nur noch die gut gemachte Ausstellung im Untergeschoss an, die über Leuchttürme im allgemeinen und die bretonischen im Besonderen informiert. Immer wieder faszinieren ist dabei einen Fresnel-Linse, durch die die Reichweite der Leuchttürme wesentlich verstärkt werden konnte. Die erste wurde übrigens in den Cordouan-Leuchtturm vor Port-Médoc in der Grionde-Mündung eingebaut.
Unsere letzte Station ist dann Port-Coton. An dieser Küste hat Claude Monet (1840-1926) im Jahr 1886 eine ganze Serie von Bilder der felsigen Küste geschaffen. So wie der später die Kathedrale von Rouen oder seine berühmten Seerosen bei verschiedenen Lichtstimmungen gemalt hat, so hat er auch die Felsnadeln hier in der Bucht mehrfach bei unterschiedlichem Wetter auf die Leinwand gebracht. 
Wir sehen die Felsen zunächst aus einer anderen Perspektive, finden dann aber genau die Stelle, an der Monets Staffelei gestanden haben muss (siehe Titelbild). Wirklich eine eindrucksvolle Szenerie!
Sehr zufrieden und erfüllt mit neuen Eindrücken machen wir uns mit unserem Mini-Auto auf dem Rückweg (aber ein Schiebedach hat es!). Ich habe übrigens heute mit 11.497 Schritten einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt.