"Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom" sagt ein Sprichwort unklarer Herkunft. Für uns lässt sich das heute abwandeln in: "Schlaue Segler segeln mit dem Strom", denn wir haben unsere Fahrt so geplant, dass die Tide uns die ganzen 46 Seemeilen nach Dover schieben soll. Dazu gibt es Stromkarten für jede Stunde - bezogen auf das Hochwasser in Dover. Hierbei ist interessant, dass die Tide sozusagen von rechts und von links in den englischen Kanal fließt und das wollen wir zu unserem Vorteil nutzen. Hier eine Beispielkarte für "drei Stunden vor Hochwasser Dover.
Die Schleuse vor unserem Hafen arbeitet jede halbe Stunde und wir nehmen die 5:30 Uhr Schleuse, damit das mit der Fahrt klappt - pünktlich zum Sonnenaufgang geht es los.
Wir sind natürlich nicht die einzigen, die das ausgerechnet haben und so ist die Schleuse mit drei Fischern und drei Seglern gut besucht.
Anfangs ist der Westwind noch schwach, so dass wir unter Maschine fahren aber dann können wir die Segel hochziehen und wir schaukeln gemütlich Richtung Ziel. Der Strom hilft von Anfang an mit. Zwischenzeilich gibt es ein Windloch vor der Landspitze von Dungeness mit seinen Atomkraftwerken...
...aber wir haben auf unseren Langstrecken gelernt, erst einmal abzuwarten und nicht gleich die Maschine anzuwerfen und tatsächlich werden Wind und Strom langsam stärker. Zwischendurch kommt noch ein Teilnehmer des Fastnet-Races vorbei, die FLYER. Ein ganz klassisches Boot, dass das 1977/1978 Whitbread Round the World Race mit Eigner Conny van Rietschoten gewonnen hat.
So von Wind, Wellen und Strom geschoben kommen schon bald die berühmten Kreidefelsen von Dover in Sicht. Der Schiebestrom hat uns heute insgesamt sieben Seemeilen geschenkt.
Der Hafen von Dover ist einer der größten Passagierhäfen Europas - im Jahr 2018 wurden hier über 11 Millionen Passagiere gezählt. Dazu kommen noch Autos, Busse und Lastwagen. Entsprechend viele Fähren, Kreuzfahrtschiffe, Frachter und andere Boote wollen aus dem Hafen heraus oder hinein. Es ist daher erforderlich, sich bei der "Dover Port Control" schon zwei Seemeilen vor Erreichen des Hafens anzumelden und dann noch einmal 200 m vor der Einfahrt die Einfahr-Erlaubnis zu beantragen. Eine Anleitung (mit Video) gibt es hier: Klick. Neben der Anmeldung muss auch noch der starke Strom vor der Einfahrt berücksichtigt werden - für jemand, der auf dem Rhein segeln gelernt hat, kein Problem.
Wie so oft, hat der Wind beim Einfahren in den Hafen noch einmal zugenommen und auch die Wellen haben sich unangenehm entwickelt. Wir lassen sicherheitshalber die Fock stehen und ich bin froh, als wir sicher die Hafenmole erreicht haben und in ruhigeres Wasser kommen (siehe oben). Nun werden wir von der Port Control an die Marina weitergereicht und bekommen dort über Funk einen Liegeplatz zugewiesen.
Nach dem frühen Aufbruch heute morgen gönne wir uns erst einmal eine Siesta und dann meldet Ralf uns im Hafenbüro an. Dies ist unsere letzte Station in England und wir beschließen, morgen den Tag hier zu verbringen und uns die berühmte Burg hier anzusehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen