So früh am Sonntagmorgen ist die Stadt noch ganz leer, nur von der Kirche schlägt die Uhr und ein paar Angler versuchen ihr Glück auf der Hafenmole.
Im Moment haben wir noch reichlich Wind (Stärke 6) aber von hinten und so binden wir je ein Reff in Groß und Fock uns sausen los.
Leider führt diese Windstärke und dazu die 24 Stunden Sturm aus der gleichen Richtung dazu, dass es auch reichlich Wellen und Wogen gibt... Auch die Wellen kommen ziemlich von hinten und bauen sich hinter der Triton zu recht beeindruckender Höhe auf, heben dann unser Heck an und wir sausen den Wellenberg hinunter.
Sicherheitshalber sind wir auch im Cockpit angeschnallt und haben ein Schott eingesteckt für den Fall dass eine Welle einsteigt. Aber die TRITON, gesteuert von Sir Henry kommt hervorragend mit den Bedingungen zurecht und wir sitzen in unserem Mittelcockpit hoch und trocken. Nur eine einzige Welle spritzt ein wenig von der Seite. Andere sind nicht so glücklich, wir hören über Funk von mehreren Mayday-Fällen, die von "Solent Coastguard" betreut werden.
Im englischen Kanal gibt es starke Tidenströme, die uns zunächst bremsen, aber durch den kräftigen Wind und die Wellen, die und von hinten schubsen, kommen wir trotzdem gut voran. Und als wir dann Schiebestrom bekommen, gibt es kein Halten mehr. Teilweise fahren wir längere Zeit 10 Knoten über Grund (7 Knoten vom Schiff plus 3 Knoten Strom), die Welle herunter noch einmal schneller. Nach 12 Stunden haben wir bereits 86 sm zurückgelegt. Auch der Wind hat durchgehalten und ist nicht wesentlich schwächer geworden. Als die Sonne untergeht, sieht es so aus, als würden wir ungefähr um Mitternacht ankommen.Vor unserem Ziel, die Sovereign Marina in Eastbourne, liegt eine Schleuse, die aber die ganze Nacht besetzt ist und alle halbe Stunde den Zugang ermöglicht. Ralf schaut schon mal nach dem richtigen Funkkanal und nach der Ansteuerung.
Irgendwann heute haben wir unbemerkt die Hemisphäre gewechselt und sind über den Null-Meridian in Greenwich gesegelt. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir London querab haben. Nun sind unsere Positionsangaben wieder mit östlicher Länge - wir nähern uns der Heimat!
Wir müssen noch "Beachy Head" runden und dafür ist eine Halse erforderlich, aber mit unserem bewährten Sicherheitsmanöver klappt das auch bei Dunkelheit sehr gut. Bei der Ansteuerung zum Hafen ist es schwierig, die roten, grünen und weißen Lichter, die für die Navigation von Bedeutung sind, vor der hell erleuchteten Stadt herauszufinden. Da ist der Kartenplotter eine große Hilfe. Schließlich sind wir sicher in der Schleuse und kurz danach auf einem ruhigen Liegeplatz im Hafen. Wir räumen das Boot auf und essen noch etwas - heute gab es nur kaltes Essen an Bord wegen der Schaukelei. Bis wir im Bett sind, ist es dann doch 3:00 Uhr, aber kein Problem, denn morgen ist es schwachwindig und wir wollen hierbleiben.
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