Gestern waren wir mit der Gesamtsituation unzufrieden – falsche Richtung, Gegenstrom, wenig Wind, schlagende Segel. Nach Studium der Wetterdaten und um das Material und unsere Nerven zu schonen, entscheiden wir uns dann am frühen Nachmittag, die Segel ganz herunterzunehmen und langsam unter Motor ungefähr unserer Kurslinie zu folgen. Der schwache Wind und auch die Wellen kommen von hinten und ohne die Stabilisation durch die Segel bedeutet das weiter eine unangenehme Schaukelei, aber wenigstens kommen wir langsam voran. Lichtblick ist das Abendessen mit Kassler, Sauerkraut und Kartoffelbrei – mal eine ganz andere Geschmacksrichtung.
Kurz nach dem Essen ziehen hinter uns bedrohlich aussehende Wolken auf und wir fragen uns schon, ob es jetzt auch noch anfängt zu regnen… aber die Wolkenbänke ziehen rechts und links an uns vorbei und es ist sogar für ein paar Stunden der wieder zunehmende Mond zu sehen.
So tuckern wir langsam durch die – nach Monduntergang – wieder sehr dunkle – Nacht und Ralf und ich bekommen es jeder einen Fischerboot zu tun, laut AIS ein "Langleinenfischer"… wir fragen uns natürlich, wie lang die Leinen wohl sind und in welchem Abstand wir sicher hinter dem Heck passieren können… Während meiner Wache beobachte ich, wie der Fischer mehrfach meinen Kurs kreuzt und für mich nicht nachvollziehbare Muster fährt, glücklicherweise in einem sicheren Abstand.
Nach meiner Nachtwache um 4:00 Uhr besprechen wir, dass wir es mit einem direkten Kurs auf unser Ziel versuchen wollen – zum ersten Mal auf dieser Reise, die uns in einer großen S-Kurve über den Atlantik geführt hat. Wir hoffen darauf, heute und morgen unter Segeln auf einer Schwachwind-Brücke zwischen zwei Flautenzonen fahren zu können. Samstag Nachmittag soll dann eine Front von hinten kommen und eine Mütze voll Wind mitbringen, die uns dann bis zu den Azoren pusten könnte.
Bisher geht der Plan auf und wir haben Sonne und 11 Knoten (3-4 Beaufort) Wind von hinten. So sind wir mit ausgebaumten Segeln nett und gemütlich Richtung Ziel unterwegs. Unsere Mittagsposition war fast "quadratisch", ca. 40°N und ca. 40°W und gerade neben der Knickfalte in unserer Karte. Morgen sind wir dann hoffentlich auf dem Teil, auf dem auch die Azoren sind!
07.06.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 101 sm, gesamt 1823 sm, Rest 415 sm
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