Gleich morgens geht es mit dem Dinghy an Land, weil wir an
einer Stadtführung teilnehmen wollen. Direkt am Anleger gibt es eine Visitor’s Information
und die beiden Damen dort sind sehr nett und wirklich hilfreich und geben uns
gute Tipps. So starten wir dann zu einer „Historic Walking Tour“.
Wir haben schon gemerkt, dass wir hier überall an der
Ostküste auf historischem Boden stehen, entweder sind frühe Siedler angekommen
oder es gab Ereignisse im Unabhängigkeitskrieg, Krieg von 1812 oder im
Bürgerkrieg… Unsere Tour führt zum Maryland State House, in dem auch heute noch
das Parlament des Staates Maryland tagt.
Für kurze Zeit nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
war Annapolis sogar die Hauptstadt der USA, hier im Gebäude tagte der zweite
Kontinentalkongress, hier wurde der Vertrag von Paris ratifiziert, der den
Krieg offiziell beendete und hier erklärte George Washington seinen Rücktritt als
Kommandant der Continental Army. Das ist besonders deswegen bedeutsam, weil Washington
vom Congress mit sehr weitreichenden Vollmachten ausgestattet war und wie ein
Diktator hätte herrschen können. Stattdessen zog er sich ins Privatleben auf
seine Plantage zurück. Etwas mehr als fünf Jahre später wurde er dann zum
Präsidenten gewählt.
Vor dem Gebäude erinnert eine Statue an Thurgood Marshall,
den ersten afroamerikanischen Richter am Obersten Gerichtshof der USA. Hier ist
er als junger Anwalt dargestellt. Er arbeitete er für die Bürgerrechtsbewegung gegen
die Rassentrennung z.B. bei der Bildung gewann verschiedene Fälle wegweisende
Fälle.
Die Führung dauert insgesamt 2,5 Stunden und wir sehen noch
zahlreiche andere historische Stellen. Zum Schluss besuchen wir noch die „United
States Naval Academy“, die hier einen sehr großen Campus hat. Die Architektur
ist im „Beaux-Arts-Stil“, einer besonderen Form des Historismus, der im 19. und
zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerne für repräsentative Gebäude, insbesondere in
Frankreich, Kanada, Australien und den USA verwendet wurde. Kennzeichnend sind Form,
Verzierung, Symmetrie und Überdimensionierung der Proportionen. Hier das Innere
der Chapel, oben ein Blick in die „Brancroft Hall“.
Unter der Kirche gibt es noch die Krypa von John Paul Jones,
dem „Vater der Navy“, einem amerikanischen Seehelden aus dem Unabhängigkeitskrieg.
Er starb vergessen in Paris, sein Leichnam wurde jedoch auf Veranlassung
Theodore Roosevelts aufgespürt, mit militärischen Ehren nach USA überführt und bekam dann hier einem Marmor-und-Bronze Sarkophag. Das Design mit den springenden Delfinen ist
sicher Geschmackssache…
In unserer Gruppe ist noch ein anderes deutschen Paar und wir
kommen ins Gespräch. Wie sich herausstellt sind beide Bootsbauer – sie
entwerfen, bauen und warten Großsegler und sie war schon als Crewmitglied mit
Arved Fuchs unterwegs – sehr spannend! Wir gehen zusammen Mittagessen und
treffen uns dann zufällig auch noch auf einem kostenlosen Konzert im Maritime
Museum wieder. Hier wird einfach Musik gemacht, jeder bringt einen Stuhl oder
ein Kissen mit und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Wir waren mit dem Dinghy dort und erst bei Dunkelheit fahren
wir dann zurück zum Boot. Ich versuche eine Aufnahme der nächtlichen Stadt,
aber auf dem schwankenden Beiboot wird das eher zum surrealen „Kunst“werk.
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