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Samstag, 30. September 2017

Zusammenfassung: September 2017

Statistik

  • Seemeilen: 764      
  •  Motorstunden: 15        
  •  Segeltage: 11
  •  Nächte auf See: 4           
  •  Liegetage: 19                      
  •  Häfen/Ankerplätze: 8
Portugal:   Porto, Oeiras, Lissabon (Doca de Alcântara), Talaminho, Lissabon (Marina Parque de Naçõnes), Porto Santo, Quinta do Lorde (Madeira), Calheta (Madeira)

Segeln und Wetter

Wir haben ähnliche viele Seemeilen zurückgelegt wie im August aber unserer Art zu segeln ändert sich. Früher sind wir fast jeden Tag ein Stückchen gesegelt und hatten dann ab- und zu mal einen oder maximal zwei Hafentage, jetzt werden die Seezeiten deutlich länger, aber dafür sind wir dann auch längere Phasen im Hafen. Für die Segelstücke haben wir uns kräftigen Wind ausgesucht und entsprechend schnell sind wir dann vorangekommen. Unsere größte Strecke in 24 Stunden war 169 sm, ein Schnitt von rund 7 kn – für unser Schiff eine beachtliche Leistung. Dabei kam der Wind zuverlässig aus nördlichen Richtungen, d.h. von hinten, so dass wir an unserer „Downwind-Performance“ arbeiten konnten.

Nach dem „allgemeinen“ Wetter schauen wir schon gar nicht mehr, denn das ist jeden Tag sehr ähnlich. Normalerweise Sonne und blauer Himmel, warm, aber – dank Wind – nicht zu heiß und abends kühlt es dann erheblich ab. Das Wasser ist nach wie vor angenehm kühl, ich schätze 20-22°C.

Boot

In Lissabon stand der vorsorgliche Austausch des Wellenlagers an. Ralf hatten die Geräusche und Vibrationen beim Fahren nicht gefallen und ein Tauchgang ergab zu viel Spiel. Wir haben uns entschieden, den Austausch lieber noch in Festland-Europa vorzunehmen. Über unseren Revierführer (Atlantic Spain and Portugal) sind wir auf die Telefonnummer von Mr. Carlos gestoßen und er vermittelte uns einen kleinen Werftbetrieb, wo die Triton aus dem Wasser kam und Ralf mit einem von ihm entworfenen und dann in Deutschland gefertigten Werkzeug das Lager in zwei Stunden tauschte.

Außerdem bekam die Triton neue Sonnenvorhänge und drei Befestigungsaugen für unsere Sicherheitsgurte an- und neben dem Cockpit. Die neue Wasserpumpe wurde wieder deinstalliert, da die alte nur Probleme mit dem Filter hatte. Jetzt haben wir eine in Reserve. Letztes Sorgenkind ist noch unser Funkgerät, das wohl irreparabel kaputt ist. Wir haben schon ein neues bestellt und das wird dann hoffentlich von unseren Besuchern mitgebracht.

Verpflegung/Versorgung

Versorgung in Portugal ist natürlich kein Problem und wir waren insbesondere erfreut über verschiedene Sorten von leckerem Brot mit gutem Biss und gutem Eigengeschmack. Überhaupt sind die Portugiesen große Bäcker und es gibt jede Menge köstlichen Kuchen und Kaffeestückchen mit Blätterteig. Anders als in Spanien wird dieser auch in einer großen Auswahl von Cafés verkauft.
Insbesondere die Getränke empfinden wir als sehr preisgünstig und wir waren mehrfach gut frühstücken für ca. 4 € pro Person. Viel Essen gegangen sind wir nicht, aber durch unsere vielen Ausflüge waren wir oft unterwegs in Snack-Bars um eine Kleinigkeit zu essen. Das kulinarische Highlight war sicher für Ralf das auf Holzfeuer gegrillte Rindfleisch auf dem Apfelwein-Fest.

Ich vermisse immer noch einen „richtigen“ Eisladen, so mit Eisbechern mit Früchten, Sauce und Sahne. Ein Versuch in dieser Richtung war unverhältnismäßig teuer und schlecht.

Crew

Auf See haben wir eine passende Routine entwickelt und die Wachwechsel und Manöver gelingen gut. Bei den langen Strecken gibt es auch wenig Gelegenheit für Streit, denn wenn einer wach ist schläft der andere…

An Land sind wir uns glücklicherweise einig, was, wieviel und in welchem Stil wir besichtigen wollen. Wir haben Reiseführer und informieren uns beide im Internet und dann besprechen wir gemeinsam die möglichen Ziele und Aktivitäten.

An Bord wird abwechseln gekocht und gespült, wir genießen die gemeinsamen Mahlzeiten und Unterhaltungen und wir machen Pläne. Aber es gibt auch Zeiten, in denen jeder sich mit eigenen Projekten beschäftigt oder in Ruhe liest oder im Internet recherchiert. Bisher ist jedenfalls noch kein Bordkoller aufgetreten.

Sightseeing

Durch die langen Hafenzeiten und die attraktiven Ziele haben wir ein umfangreiches Besichtigungsprogramm absolviert. Jedes für sich war toll, so dass es mir schwerfällt, da eines als besonderes Highlight herauszugreifen.

Lissabon ist eine unglaublich vielseitige Stadt mit sehr unterschiedlichen Teilen und da ist sicher für jeden etwas dabei. Uns hat sowohl das historische als auch das moderne Lissabon begeistert. Durch unsere Reparaturen haben wir verschiedene Marinas besucht. In Oeiras gibt es ein (kostenloses) Schwimmbad und (kostenlose) frische Brötchen aufs Schiff. Doca de Alcântara ist zwar stadtnah aber sehr laut (Brücke, Flugzeuge) und die Duschen sind schrecklich. Die Marina Parque de Naçõnes liegt etwas abseits aber wir haben uns da sehr wohl gefühlt. Der Park der Nationen ist das Ex-Expo-Gelände und ein wunderbarer neuer Stadtteil, den wir gerne erkundet haben. Mit dem Bus ist die Innenstadt sehr gut zu erreichen.

Porto Santo, eine kleine Insel, die zur Madeira-Gruppe gehört, hat uns sehr positiv überrascht. Im Hafen nur Langfahrsegler, die Marina sehr preisgünstig (nach 5 Nächten hat man den Monatspreis, 122 €, erreicht) und die Insel absolut gepflegt und sehenswert. Ralf hatte die Idee, ein Quad zu leihen und das war die perfekte und sehr lustige Art die Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Auch die Hauptinsel Madeira hat uns sehr angenehm überrascht. Auf der steilen Vulkaninsel ist ein hervorragendes Verkehrskonzept mit sehr vielen Tunneln verwirklicht worden. Mit unserem Leihwagen (unbedingt zu empfehlen) konnten wir alle Ecken der Insel im wahrsten Sinne des Worte „erfahren“. Die Landschaft ist unglaublich vielseitig und abwechslungsreich (Hochgebirge, Mittelgebirge, Hochebene, verschiedene Wälder, Obstplantagen, Steilküsten) und nahezu überall sehr gepflegt. Der Tourismus ist vorhanden, aber – zumindest um diese Jahreszeit – nicht aufdringlich. Wir sind oft alleine auf der Straße oder an den Aussichtspunkten. Hier wird wohl, wahrscheinlich auch mangels Sandstränden – auf Qualitätstourismus gesetzt.

Begegnungen

Es war sehr nett und hilfreich Mr. Carlos kennenzulernen, der uns in Lissabon die verschiedenen Gewerke vermittelt hat, die wir für die Triton benötigten. Daneben füllte er unsere Gasflaschen auf und erzählte sehr spannend aus seinem bewegten Leben. Auf jeden Fall ein guter Ansprechpartner für jeden Langfahrtsegler, der nicht lange nach Reparaturbetrieben suchen will.

Als wir in Talaminhos auf dem Trockenen liegen, treffen wir Vincent, der neben uns mit seinem Trimaran ALANNA beschäftigt ist und uns in die örtliche Gastronomie einführt. Er verspricht, sich zu melden, wenn sein Boot segelklar ist und uns eine Runde mitzunehmen (ich vermute, heute und morgen eher nicht…)

In den verschiedenen Marinas von Lissabon verteilen sich die Langfahrtsegler noch und so liegt nur nur die YUANA bei uns im Hafen. Aber Porto Santo bietet sich als Zwischenstopp an es gibt ein großes Hallo, als wir die NALA DANICA wiedertreffen, die wir zuletzt in Falmouth beim Start über die Biskaya gesehen haben. Zusammen mit der Crew der FUGA geben sie ein Konzert und wir haben einen wunderbaren Abend und auch später noch viele nette Gespräche.

Dann kommen auch die beiden schweizer Boote aus unserer Odyssee-Gruppe in den Hafen, es gibt ein Wiedersehen mit der YUANA und endlich lernen wir auch die Crew der KISU kennen und haben uns gleich viel zu erzählen. Außerdem kommen wir ins Gespräch mit der Besatzung der LOTHLORIEN, die den ARC mitsegelt.

Fazit

Bei der Überfahrt von Lissabon nach Porto Santo haben wir zum ersten Mal das Gefühl gehabt, Blauwassersegler zu sein. Wir waren wirklich gefühlt ganz alleine – kein Boot, kein Vogel, kein Seezeichen, nur das unglaublich blaue Meer und der Himmel… Nachts dann eine Sternenpracht wie ich sie noch nie gesehen habe, dazu eine leuchtende Bugwelle, wie lauter kleine Diamanten… das sind unvergessliche Erlebnisse!

Mit dem Abschied von Lissabon haben wir das Festland verlassen und werden in den nächsten Monaten nur noch Inseln anlaufen, also Orte, die nur per Boot oder Flugzeug erreicht werden können. Alle unsere Ziele an Land sind für uns neu und wir haben viel Spaß bei der Erkundung. Ich hatte mir keine genauen Vorstellungen gemacht und keine besonders hohe Erwartungshaltung außer „heiß und touristisch“ und ich war sehr positiv überrascht. Es ist angenehm warm aber nicht heiß und angenehm touristisch, nicht laut und voll, sondern zurückhaltend und gepflegt mit netten aber nicht aufdringlichen Angeboten.

Für mich am wichtigsten ist, dass wir uns gut verstehen und einig sind, die guten Kontakte mit Familie und Freunden daheim und die anregenden Begegnungen mit anderen Menschen hier

Tag 89 - Quinta do Lorde-Calheta: Im Westen was Neues

Eigentlich wollen wir nach Funchal, aber da können wir erst am Montag einen Platz bekommen. Also ändern wir unser Konzept und buchen zwei Nächte in Calheta im Südwesten der Insel. Morgens ist es bei uns im Hafen bedeckt und eher kühl und der Wind bläst kräftig aus Nordost. Wir setzen die Fock und fahren an der Küste entlang nach Westen. Nett, jetzt die Orte vom Wasser aus nochmal zu sehen und zu erkennen, wie sinnvoll die vielen Tunnel und Brücken sind. Hier ein unscharfer Blick auf das Rollfeld des Flughafens (der dieses Jahr nach dem hier geborenen Fußballer Cristiano Ronaldo umbenannt wurde). Wirklich beeindruckend, wie die Landebahn auf Betonpfeilern vor die Küste und über die Schnellstraße gestellt wurde. Es gibt auch eine kleine Werft und Boote können geschützt und trocken unter der Konstruktion an Land stehen.
Nach 12 sm fahren wir „um die Ecke“ in die Bucht von Funchal und – als wäre ein Schalter umgelegt worden – kommt die Sonne heraus, es wird warm und der unangenehme Schwell wird weniger. Leider dreht auch der Wind und kommt schwach fast genau von vorne, so dass wir die restlichen 18 sm motoren müssen. Ralf nutzt die Zeit, um sich um den Cockpitrand zu kümmern. Er war mit Coelan gestrichen, einer Farbe, die elastisch bleibt, auch nach 17 Jahren noch. Leider hat sich aber die Verbindung zum Holz gelöst, so dass sie jetzt entfernt werden muss. Bei der Gelegenheit bekommt auch gleich die Winsch noch eine Runde WD40.
In Calheta bekommen wir einen guten Platz im Hafen. Bei einer ersten Erkundungsrunde finde ich einen künstlichen Sandstrand, eine Bananenplantage, einen Verehrer („Hey donna“), drei Katzen, einen Supermarkt und einen Sonnenuntergang mit Palmen.

Freitag, 29. September 2017

Tag 88 - Quinta do Lorde: Hafenleben

Noch ein gemütlicher Tag im schönen Hafen. Der kleine Laden versorgt uns mit frischen Brötchen und wir frühstücken spät und ausgiebig. Es gibt – wie immer – Kleinigkeiten an Bord zu tun wie Ablage von Rechnungen, bessere Befestigungen für die Sonnenvorhänge, mal den Staubsauger und den Lappen zum Einsatz bringen. Aber endlich kommen wir mal wieder zu einer Siesta! Dabei stören uns auch die heute tief fliegenden Flugzeuge nicht.
Dank einem straffen Zeitplan – Abendessen schon um 18:30 – schaffen wir es heute, nochmal zum Schwimmen zu gehen, uns von den netten Fischen abknabbern zu lassen und zu Duschen…
…und dann noch in der Bar am Hafen ein Dessert zu essen. Sonst ist es nach Kochen, Essen, Spülen, Bloggen meist schon zu spät. Besonders schmeichelhaft finde ich es, dass die - von uns Tiger getaufte - Hafenkatze auf meinen Schoß kommt.

Donnerstag, 28. September 2017

Tag 87 - Quinta do Lorde: Wie ein Fisch im Wasser

Solange wir das Auto hatten, wollten wir es auch nutzen, um die Insel zu erkunden. Heute bleiben wir auf dem Schiff und wenden uns erst einmal wieder den To-Do-Listen zu. Das ist bei Ralf die Wasserpumpe. Die alte wird wieder eingebaut und funktioniert tatsächlich. Es war also wirklich nur der Filter (den wir jetzt natürlich wieder besorgen müssen). Außerdem bringt er die Pad Eyes (Befestigungsringe für unsere Sicherheitsgurte) im Cockpit und auf dem Achterdeck an.
Ich kümmere mich unterdessen um mein Blog, das ich gestern nicht mehr geschrieben habe. Das Schreiben selbst geht schnell, aber ich sichte auch die Fotos und schlage Informationen im Internet nach. Dann beginne ich auch noch, die Zusammenfassung für September zu schreiben, das ist aufwendiger, weil ich selbst erst einmal nachlesen muss, was wir eigentlich alles gemacht haben… Es gibt auch noch einige Mails zu beantworten und schwupps ist es schon wieder später Nachmittag geworden.

Wie schon geschrieben gehört unsere Marina zu einem komplett künstlich angelegten Resort. Angenehmerweise hat es jemand mit Geld und Geschmack geplant, eine nicht so selbstverständliche Kombination. Seit den 90er Jahren wurde hier nach und nach erweitert und ausgebaut. Die Marina gibt es seit 2002 und das Resort in seiner jetzigen Form wurde erst 2013 eröffnet.
Zur Anlage gehört auch ein Naturschwimmbecken, das direkt neben der Marina liegt und in dem wir uns nach den anstrengenden Arbeiten abkühlen wollen.
Als wir ins Wasser steigen, stürzt sich sofort ein ganzer Schwarm von Fischen auf unsere Beine und Füße. Glücklicherweise sind es weder Haie noch Piranhas, sondern nette kleine Exemplare und sie knabbern nur sanft an der Hautoberfläche und fressen wahrscheinlich abgestorbene Hautstückchen. Ralf ist wohl besonders lecker, denn er hat viel mehr schuppige Fans.

Mittwoch, 27. September 2017

Tag 86 - Madeira: Nonnen im Nebel

Unser letzter Tag mit Auto, also nutzen wir es erst einmal für einen Großeinkauf im nächsten Ort. Wir kaufen viele Getränke und füllen auch unseren Bestand mit Dosentomaten auf – am Ende haben wir zwei Wagen vollgepackt. Wir finden fast alles – außer sauer Sahne. Die Auswahl an Milchprodukten ist eher übersichtlich. Aber dafür gibt es „eingeborene“ Bananen und andere leckere Früchte und der Aufzug fährt uns direkt zu unserem Auto in der Tiefgarage.
Wir bringen die Taschen an Bord und starten zu unserer Besichtigungstour. Ralf hat eine kleine Passstraße ausgesucht und wir sehen wieder eine große Auswahl an verschiedenen Landschaften auf engem Raum. Jeder Location-Scout für einen Fantasy-Film würde hier glücklich, denn es gibt so viele verschiedene Arten von Wäldern, Ebenen, Felsen, Hügeln, Bergen, Buchten etc. Ich – als bekennender LotR und GoT Fan – sehe immer wieder geeignete Stellen und „erfreue“ Ralf mit der Beschreibung von entsprechenden Szenen. Manchmal gibt es Gitterroste quer über die Straße und das bedeutet dann, dass wir in ein Gebiet mit freilaufenden Viehzeug kommen, z.B. Kühe oder Schafe, die gerne mal hinter Kurven auf oder an der Straße stehen.
Während der Fahrt nach oben kommen wir in eine Nebel- oder wahrscheinlich eher Wolkenschicht. Über den Wolken ist dann zwar nicht die von Reinhard Mey besungene „grenzenlose Freiheit“ aber doch wieder die die Sonne. Wir sehen die Gipfel herausragen, aber die Aussichtspunkte können wir heute getrost auslassen, denn die Täler sind alle in Watte gehüllt. Auch auf dem Pico do Arieiro (mit 1818 m der dritthöchste Berg der Insel) ist die Aussicht eher mäßig, denn wir können die Berge nur ahnen.
Unser Ziel für heute ist Curral das Freiras, das Nonnental. Es ist ein abgelegener Ort im Landesinneren, in dem sich früher die Nonnen vor Piratenangriffen versteckt haben. Keine gute Wahl, denn auch hier sind die Hauptsehenswürdigkeiten die Aussichtspunkte… Auch der Ort gefällt uns – zum ersten Mal auf Madeira – nicht. Im Verhältnis zu den anderen gepflegten Anlagen ist es hier eher renovierungsbedürftig ohne malerisch zu sein. Es gibt verhältnismäßig viele Souveniershops und Ausflugslokale und die Betreiber versuchen die (wenigen) Touristen auf der Straße anzusprechen. Als dann auch noch zwei Reisebusse ankommen, ergreifen wir die Flucht.
Es ist schon wieder so spät geworden, dass wir uns Richtung Flughafen aufmachen, um unser Auto pünktlich zurückzugeben. Auf der Fahrt durch Funchal staunen wir über die vielen Bananenplantagen mitten in der Stadt. Die Madeira-Bananen sind etwas kleiner als die südamerikanischen und besonders aromatisch.

Dienstag, 26. September 2017

Tag 85 - Madeira: Feuer und Wasser

 
Unsere Marina liegt ganz im Südosten der Insel und heute wollen wir in die diagonal entgegengesetzte Ecke. Unser Weg führt aber erst einmal auf der Schnellstraße nach Westen. Dann biegen wir nach Norden ab, vorbei an – wie unser Reiseführer richtig bemerkt – spektakulären Bergen. Wir nehmen nicht Route durch den Tunnel sondern fahren über den Pass.

Auf der anderen Seite ist unser Ziel zunächst São Vicente. Dort gibt es Lavatunnel zu besichtigen. Sie sind entstanden, als die fließende Lava an der Außenseite erkaltete und fest wurde, innen aber weiterfloss und dann den leeren Tunnel zurückließ. Der Weg ist beleuchtet und ausgebaut, es gibt eine englische Führung, von den Decken tropft es und ich muss sehr an meinen lieben Vater denken, denn es ertönt leise Bach-Musik (das Air).
Zu den Komplex gehört auch noch ein Zentrum für Vulkanologie, in den wir erst einen – eher langweiligen – simulierten Vulkanausbruch sehen und dann einen kurzen Film über die Entstehung von Madeira. Sehr schön gemacht ist anschließend die Reise in das Innere der Erde. Wir betreten einen „Lift“ und werden mit Geräuschen, Erschütterungen und Lichteffekten in das Innere der Erde transportiert. Dort dürfen wir als erstes den Erdkern bewundern.
Anschließend sehen wir noch einen 3D-Film über den Weg nach oben durch die verschiedenen Schichten bis wir wieder oben in Madeira ankommen. Dort gibt es ein Wiedersehen mit Annette und Allen von der NALA DANICA, die in Funchal liegen und heute auch mit dem Mietwagen auf der Insel unterwegs sind – wir freuen uns sehr!

Wir fahren weiter in den Ort, essen die mitgebrachten Brote und gehen zum Dessert noch in ein Café. Nun müssen wir ein Stück nach Westen an der Küste entlang nach Porto Moniz, wo wir die wunderbaren Naturschwimmbecken besuchen wollen. Auch Annette und Allen sind hierher gekommen und wir sitzen noch eine Weile zusammen.
Aber dann wollen wir auch ins Wasser und insbesondere auf dem Rand sitzen, an dem die großen Wellen in unregelmäßigen Abständen die Badenden ins Becken spülen – immer spannen, zu warten, ob die nächste Welle groß genug sein wird…
Auf dem Weg zurück fahren wir Richtung der Hochebene Paúl da Serra zunächst durch dichte Wälder, die wir leider nicht mehr erkunden können, denn es ist schon spät geworden.
Die Hochebene selbst ist nach den steilen Bergen und den grünen Wäldern wieder eine völlig andere Landschaft, die mehr an ein schottisches Moor erinnert. Sie liegt über 1400 m hoch und hier stehen diverse Windräder. Wir blicken von oben auf die Wolkenschicht in den Tälern und sehen die Sonne untergehen. Wieder haben wir uns ein zu umfangreiches Programm vorgenommen und wieder war es ein sehr schöner, interessanter und abwechslungsreicher Tag. Die Insel hat wirklich viel zu bieten und wir sind sehr angetan von der hervorragenden Planung von Straßen und Städten. Alles ist optisch gut an die Landschaft angepasst, gut zu erreichen und sehr gepflegt.

Montag, 25. September 2017

Tag 84 - Madeira: Berg- und Talbahn

Der Hafen hier in Quinta do Lorde ist sehr „rolly“, d.h. durch den Schwell bewegt sich das Schiff ständig hin und her. Ralf hat schon alle Festmacher umgebunden, damit sie nicht so auf den Klampen direkt neben seinem Ohr knarren. Nun werden auch noch die Fächer im Tisch ausgepolstert, damit die dort gelagerten Gläser nicht ständig klicken.
Dann gibt es Frühstück und wir stellen wieder eine kleine Rundreise zusammen. Unser erster Halt ist der „Miradouro“ (Aussichtspunkt) Portela mit Blick auf den Adlerfelsen und über die Nordküste, die heute unser Ziel ist. 
Wir fahren dann – wieder über steile Serpentinenstraßen – nach Porto da Cruz, wo das Wasser in Felslöchern spritzt und ein Regenbogen entsteht…
…und wo aus Zuckerrohr immer noch Rum hergestellt wird (ein Vorgeschmack auf die Karibik). Die Fabrik kann kostenlos besichtigt werden und es gibt Erklärungen und kurze Videos in verschiedenen Sprachen.
Unser Hauptziel für heute ist Santana, wo einige traditionelle madeirische Häuser aufgebaut sind, in denen Handwerker ihre Kunst zeigen. Wir finden die Insel erstaunlich wenig touristisch, was vielleicht an der Jahreszeit liegt. Wir sind oft auf Straßen und an Sehenswürdigkeiten fast alleine unterwegs. Hier treffen wir auf einen Reisebus, aber nach unserem Mittags-Imbiss ist er auch schon wieder verschwunden und ich kann ungestört ein Foto machen.
Ralf findet endlich einen Brustbeutel, der von der Weberin in einem der Häuser von der Aussaat des Flachses über Ernte und Bearbeitung der Fasern bis zum Spinnen, Weben und Nähen selbst hergestellt wurde.
Dann will ich noch Seilbahn zum Rocha do Navio fahren. Die Tour führt nicht nach oben, sondern nach unten, denn die Bahn wurde angelegt, um den örtlichen Bauern den Zugang zu ihren geschützten Plantagen zu erleichtern. Wir sind wieder die einzigen und fahren an der Steilküsten entlang nach unten – spektakulär! Die Gärten dort wirken aber meist verlassen und wir können leider keine Madeira-Banane direkt vom Baum pflücken.
Eigentlich standen noch weitere Orte auf unserer Liste, aber wir haben uns Zeit gelassen um die verschiedenen Eindrücke in uns aufzunehmen. Madeira in drei Worten bisher: steil, gepflegt, grün!

Sonntag, 24. September 2017

Tag 83 - Madeira: Brot und Spiele

Wir haben einen netten Reiseführer für „die Madeiras“, der uns schon in Porto Santo viel genützt hat (Eyewitness Travel: Top 10 Madeira). Es werden unter anderem Tagestouren empfohlen und wir folgen den Anregungen. Zunächst fahren wir zum Aussichtspunkt „Ponta do Rosto“ - hier der Blick nach Westen.
Dann geht es weiter nach Machico, dem ältesten Ort der Insel. Wir besichtigen die Kirche samt baumbestandenen Vorplatz und das Fort am Hafen.
Über spektakuläre Serpentinenstraßen fahren wir dann Richtung Camacha. Dieser Ort ist bekannt für seine Korbflechter. Dort gibt es für uns Kaffee und Kuchen und wir schauen uns dabei sehnsüchtig die Bilder vom Kaffeetrinken daheim an und denken an Max, Familie und Freunde.
Unser nächstes Ziel ist Santo António da Serra. Dort gibt es einen schönen Park mit altem Baumbestand, der früher der Blandy Familie gehörte, einer englischen Kaufmannsfamilie, die auch heute noch im Geschäft ist.
Aber insbesondere wollten wir nach „Santo da Serra“ wie es hier genannt wird, weil dort heute Apfelweinfest ist. Wir ergattern noch einen Parkplatz und machen uns auf den Weg zum Festgelände. Nicht zu verfehlen, denn dort spielen verschiedene Gruppen Volksmusik – aus meiner Sicht musikalische eher fragwürdig, aber das Publikum ist begeistert.
Eigentlich hatte Ralf, der ja ein Apfel-Junkie ist, auf frische Äpfel gehofft, aber die sind alle bereits in verschiedene Sorten Apfelwein verwandelt worden (der uns sehr an den „Äppelwoi“ von daheim erinnert). Auf der Suche nach etwas Essbaren landen wir an einem Stand, an dem Stücke aus frischem Rinderbein (siehe im Hintergrund am Haken) auf angespitzte Stöcke gespießt werden.
Grillen darf man das dann selber auf einem aufgeschnittenen Fass über (oder vielmehr neben) einem Holzfeuer. Die Herren der Schöpfung sind begeistert. Dazu gibt es das leckere „Bolo do Caco“, ein für Madeira typisches Brot aus Süßkartoffeln, das warm mit Knobi-Butter gegessen wird. Unsere netten portugiesischen Tischnachbarn geben uns noch einen Wein aus – ein schöner und abwechslungsreicher Tag! 

Samstag, 23. September 2017

Tag 82 - Madeira: Pumpen und Pottwale

Heute vor 22 Jahren wurde unser Sohn Max geboren und natürlich denken wir heute Morgen erst einmal ganz lieb an ihn. Ich hoffe, wir sehen uns im Dezember auf Barbados! Der nächste Gedanke galt aber gleich unserem defekten Funkgerät und so nehmen wir den ersten Bus zum Flughafen (sozialverträglich um 9:20 Uhr) um unseren Mietwagen abzuholen. Im Internet gebucht klang es wie ein totales Schnäppchen (5 Tage für 77 €) aber vor Ort konnte die geschickte Dame im Büro uns dann noch von einer teuren Vollkaskoversicherung überzeugen. Wir konnten aber dem Upgrade auf mehr PS wiederstehen und starteten dann ihrer Meinung nach untermotorisiert mit einem Ford Fiesta nach Funchal zum Yachtausrüster, angeblich ein Spezialist für Simrad (unsere Funke).

Der Yachtausrüster ist ein Ein-Mann-Betrieb auf ca. 15 maximal vollgestopften Quadratmetern, aber der Chef spricht englisch und nimmt den Patienten entgegen. Außerdem schickt er uns zu einem anderen Geschäft, wo es Ersatz für unsere – ebenfalls defekte – Wasserpumpe geben soll. Ralf Röhrl auf Ford steuert sicher durch die steilen Straßen zu unserem Ziel, vorbei am eindrucksvoll auf Stelzen gebauten Flugfeld des internationalen Flughafens. Unter der Piste gibt es einen Lagerplatz für Yachten!
Der nächste Ausrüster hatte dann die Wasserpumpe und noch einige andere Kleinigkeiten, wir nahmen noch einen Imbiss und machen uns dann auf den Weg zum Wal-Museum (Museu da Baleia in Caniçal), das in unserem Führer sehr empfohlen wurde. Und es war dann auch wirklich eindrucksvoll und lohnenswert. Es gibt nur zwei Räume, von denen sich einer mit Walfang auf Madeira (von 1941 – 1981) beschäftigt und einer mit der Entwicklung und Anatomie von Walen. Aber es gibt einen (deutschen) Audioguide mit detaillierten Erklärungen zu den Exponaten und im Wal-Raum verschiedene ausgezeichnet gemachte und sehr informativen Filme in 3D. Ich habe viel gelernt und kann das Museum nur empfehlen!
Zurück auf dem Boot in unserem schönen Hafen drückte sich Ralf die Nase am nächsten Yachtausrüster platt – da gehen wir sicher morgen auch noch hin. Irgendwie finden wir immer was Neues für die Triton…
Aber jetzt wird erst einmal die neue Wasserpumpe ausgepackt. Sie passt sogar zu den alten Löchern und die Schläuche können einfach aufgesteckt werden. Aber sie geht auch nicht. Die Problemanalyse ergibt einen verstopften Filter. Nachdem er ausgebaut war, lief die Pumpe einwandfrei. Wahrscheinlich war das auch der Grund für die Probleme mit der alten Pumpe, die Ralf morgen wieder einbauen will. Dann haben wir eben die neue als Ersatzteil. Wahrscheinlich könnten wir aus unseren ganzen Ersatzteilen eine Triton 2 bauen…

Freitag, 22. September 2017

Tag 81 - Porto Santo-Quinta do Lorde: "Gauki"-Kurs

Vor vielen Jahren waren unsere Freunde mit ihrer 15 Monate alten Tochter mit bei uns an Bord. Diese liebte Schaukeln und begrüßte jede Schaukel mit einem begeisterten: „Gauki, Gauki!“  -  An Bord führt Wind von der Seite zu einer entsprechenden relativ stabilen Krängung (Schräglage), aber bei Wind genau von hinten schaukelt das Boot nach beiden Seiten hin und her. Klar, dass Henrike diesen Kurs ebenfalls knapp mit „Gauki“ kommentierte. Seitdem heißt dieser Kurs bei uns „Gauki-Kurs“.

Und genau diesen hatten wir heute. Zu der Windwelle kam noch ein atlantischer Schwell aus einer anderen Richtung. Teilweise addierten sich die beiden Systeme zu wirklich heftigem „Gauki“ so dass trotz Sicherung Schubladen aufgingen, vieles klapperte und einiges abstürzte – Glücklicherweise nicht das Paket mit 12 rohen Eiern, die ich gerade noch rechtzeitig gesichert hatte…

Gleich beim Hochziehen des Großsegels vor dem Hafen von Porto Santo mussten wir feststellen, dass sich an einer Stelle die Verbindung zwischen Lattentasche und Mastrutscher gelöst hatte. Ralf konnte das zwar wieder zusammenschrauben, aber er vermutet, dass das Gewinde des Rutschers nicht zum Gegenstück an der Lattentasche des neuen Segels passt (möglicherweise ist eines metrisch und das andere zöllig). Da müssen wir wohl nochmal mit unserem Segelmacher Kontakt aufnehmen.

Als nächstes entschieden wir uns, als Selbststeueranlage nicht die eingebaute elektrische und auch nicht den neuen Windpilot „Sir Henry“ zu verwenden, sondern nochmals beim Segeln die neue kleine elektrische Ersatzanlage auszuprobieren (unter Motor hatten wir das schon in Holland getan). Sie wird an der Windanlage befestigt und steuert dann mit dem Ruderblatt von Sir Henry. Folgerichtig bekam sie den Namen „James“. Aber zunächst gab sie keinen Mucks von sich – wie sich herausstellte die Sicherung. Dann musste noch die Empfindlichkeit eingestellt und die Seegangsdämpfung aktiviert werden. Aber danach steuerte „James“ trotz der unangenehmen Wellen ohne Probleme.
Die Marina Quinta do Lorde liegt im Südosten von Madeira und ist samt dem dazugehörenden kleinen Ort komplett künstlich angelegt. Wir riefen sie über unser Handfunkgerät (das eingebaute ist seit der Überfahrt nach Porto Santo kaputt) und bekamen zwar keine Antwort, aber kurze Zeit später kam uns ein offizielles Boot entgegen und führte uns durch die enge Einfahrt an unseren Platz.
Wir sehen gleich viele Boote, die wir früher schon getroffen haben: GREYHOUND aus Baiona, TOKKATA aus Oeiras, SINA und LOTHLORIEN aus Porto Santo – hier gibt es eben nicht mehr so viele Häfen für die Fahrtensegler. Das schicke Hafenbüro macht für uns Überstunden und wir melden uns gleich für mehrere Tage an und buchen einen Mietwagen für die Inselerkundung. 
Auf dem Weg zurück zum Boot treffen wir noch eine nette Katze, die sich streicheln lässt und uns sicher Grüße von unserem Diego bringt.