Mittlerweile haben wir unsen Breitengrad (36°30'N) erreicht und unser Kurs führt uns jetzt genau nach Osten. Hier soll für die nächsten Tage ein gleichmäßiger Wind von ca. 20 kn aus Süd-West wehen – und genauso ist es auch. Wir haben ein Reff im Groß und eines in der Fock und mussten seit gestern Nachmittag kein Segel mehr anfassen. Sir Henry steuert und die TRITON hat ihre Sieben-Meilen-Stiefel angezogen und läuft damit so schnell sie kann.
Wie wichtig es ist, trotzdem Wache zu gehen und gut Ausschau zu halten zeigt sich aber gestern kurz nach Mittag: hinter uns taucht im Dunst ein großes Frachtschiff auf. Von der ersten Sichtung bis es hinter uns vorbeizieht, dauert es ca. 20 Minuten. Nicht viel Zeit um im Zweifelsfall ein Manöver zu fahren.
An die Schiffsbewegungen haben wir uns inzwischen gewöhnt. Es ist eben erforderlich, sich bei jeder Fortbewegung mindestes mit einer Hand irgendwo festzuhalten und wir müssen alle Gegenstände sorgfältig gegen Kippen oder Rutschen sichern. Im Cockpit haben wir Anti-Rutsch-Matten, damit Bücher, Smartphones, Tassen etc. sich nicht selbstständig machen. Für Kleinkram hat sich ein Körbchen bewährt, in dem wir Kopfhörer, Kopflampen, Kabel, Obst und Knabbereien aufbewahren.
Unser vorgekochtes Essen ist aufgegessen – sehr gut, dass wir das hatten, denn in den ersten Tagen hätte keiner von uns aufwendig kochen können oder wollen. Jetzt – an die Schaukelei gewöhnt – haben wir beide wieder Appetit und zum Abendessen gibt es Brot mit Frischkäse und Räucherlachs – sehr lecker!
Diesmal habe ich in meiner Nachtwache eine ganz besondere Stimmung. Es gibt eine dünne Wolkenschicht und so ist weder der Mini-Mond noch die Sterne zu sehen. Da ist selbst das Rotlicht der Instrumente noch zu hell und wir decken das ab und schauen nur in Abständen auf die Anzeigen. Hier, weitab von jeder Lichtverschmutzung, ist um mich herum dann samtige Dunkelheit. Allerdings ist es nicht völlig schwarz, denn kleine Wasserlebewesen werden durch unsere Schiffsbewegungen zum Leuchten gebracht. So ziehen wir eine phosphoreszierende Spur durchs Wasser, fast als würden wir auf einer Wolke von Feenstaub reisen…
Heute Vormittag läuft alles wie gehabt weiter und ich verbringe meine erste Tag-Wache unter anderem damit, etwas im Cockpit zu "tanzen". Immer nur auf den relaiv harten Holzbänken sitzen wird auf die Dauer unbequem. Mein Lieder des Tages: "Lucky" von Jason Mraz und Colbie Caillat und "The Last Goodbye" mit lieben Gedanken nach Düsseldorf.
Jason Mraz+Colbie Caillat: Lucky und Billy Boyd: The Last Goodbye
31.05.2019 12:00 Bordzeit: Etmal 163 sm, gesamt 912 sm Rest 1238 sm
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Freitag, 31. Mai 2019
Donnerstag, 30. Mai 2019
Tag 23 - Kurs Azoren 6: Schnelle Fahrt
Mittags habe ich mir gewünscht, dass es so bleibt, aber das ist natürlich nicht der Fall… Der Wind wechselt zwischen halb (von der Seite) und achterlich, so dass wir einige Male die Fock von einer Seite auf die andere ziehen. Das geht recht gut, denn wir haben den Baum zum Ausbaumen des Segels fest montiert und wir können das ganze Manöver aus dem Cockpit erledigen.
Allerdings wird es auch wieder nötig, zu reffen und schließlich sausen wir mit zwei Reffs im Groß und zwei in der Fock mit Maximalgeschwindigkeit dahin. Ralf rettet schon mal die amerikanische Gastlandsflagge. Da das Tief mit seinem starken Wind im Norden vorbeizieht , wir aber Wind aus süd-westlicher Richtung haben, sind die Wellen dankenswerterweise moderat. Bei Interesse: auf der Seite "Windy" kann man gut sehen, wie die Tiefdruckgebiete über den Atlantik ziehen und warum wir lieber weiter südlich segeln.
Heute Nacht übernehme ich die Wache ganz ohne Manöver und muss auch die nächsten vier Stunden keine Einstellungen verändern. Wir schätzen den Wind auf mindestens 6 Beaufort (unsere Windanzeige gibt bei maximal 5 auf), in Böen sicher noch mehr, aber unsere gute TRITON und Sir Henry machen völlig unbeeindruckt ihren Job ganz hervorragend. Unter unserem festen Dach sitze ich gut geschützt und kann die schnelle Fahrt, mein Hörbuch und den Sternenhimmel (fast Neumond) genießen.
Auch auf Ralfs Nachtwache geht es schnell und gut weiter. Gegen Morgen lässt dann der Wind nach und jetzt sind wir flott, aber nicht mehr so extrem unterwegs. Bei einem der regelmäßigen Kontrollgänge an Deck ist Ralf aufgefallen, dass eine Stütze am Heckkorb gebrochen ist. Sicher ist niemand überrascht, dass wir Material zur Reparatur dabei haben und nach einem kurzen MacGuyver-Einsatz ist jetzt alles wieder funktionstüchtig.
Auch sonst funktionieren alle wichtigen Systeme an Bord und wir haben uns an den Rhythmus gewöhnt. Natürlich ist es zu zweit nicht so komfortabel, wie mit Paul und jeweils acht Stunden Freiwache. Gestern Abend habe ich es aber geschafft, mir eine Folge Game of Thrones (8.2) anzusehen.
30.05.2019 12:00 Bordzeit: Etmal 152 am, gesegelt 749 sm, Rest 1401 sm
Allerdings wird es auch wieder nötig, zu reffen und schließlich sausen wir mit zwei Reffs im Groß und zwei in der Fock mit Maximalgeschwindigkeit dahin. Ralf rettet schon mal die amerikanische Gastlandsflagge. Da das Tief mit seinem starken Wind im Norden vorbeizieht , wir aber Wind aus süd-westlicher Richtung haben, sind die Wellen dankenswerterweise moderat. Bei Interesse: auf der Seite "Windy" kann man gut sehen, wie die Tiefdruckgebiete über den Atlantik ziehen und warum wir lieber weiter südlich segeln.
Heute Nacht übernehme ich die Wache ganz ohne Manöver und muss auch die nächsten vier Stunden keine Einstellungen verändern. Wir schätzen den Wind auf mindestens 6 Beaufort (unsere Windanzeige gibt bei maximal 5 auf), in Böen sicher noch mehr, aber unsere gute TRITON und Sir Henry machen völlig unbeeindruckt ihren Job ganz hervorragend. Unter unserem festen Dach sitze ich gut geschützt und kann die schnelle Fahrt, mein Hörbuch und den Sternenhimmel (fast Neumond) genießen.
Auch auf Ralfs Nachtwache geht es schnell und gut weiter. Gegen Morgen lässt dann der Wind nach und jetzt sind wir flott, aber nicht mehr so extrem unterwegs. Bei einem der regelmäßigen Kontrollgänge an Deck ist Ralf aufgefallen, dass eine Stütze am Heckkorb gebrochen ist. Sicher ist niemand überrascht, dass wir Material zur Reparatur dabei haben und nach einem kurzen MacGuyver-Einsatz ist jetzt alles wieder funktionstüchtig.
Auch sonst funktionieren alle wichtigen Systeme an Bord und wir haben uns an den Rhythmus gewöhnt. Natürlich ist es zu zweit nicht so komfortabel, wie mit Paul und jeweils acht Stunden Freiwache. Gestern Abend habe ich es aber geschafft, mir eine Folge Game of Thrones (8.2) anzusehen.
30.05.2019 12:00 Bordzeit: Etmal 152 am, gesegelt 749 sm, Rest 1401 sm
Mittwoch, 29. Mai 2019
Tag 22 - Kurs Azoren 5: Windspiele
Wir fahren den ganzen Nachmittag so hart am Wind, dass die Triton noch läuft und wir können tatsächlich unseren Kurs nach Osten anliegen. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm und das Leben an Bord ist zwar relativ unbequem, da wir sehr auf der Seite liegen, aber soweit entspannt. Wir können kochen und auch kleine Arbeiten an Bord erledigen, wie zum Beispiel die Mülltrennung. Organisches und weiches Papier kommt über Bord aber Plastik sammeln wir und zerschneiden es aus Platzgründen. Wir haben ja Zeit dazu.
So geht es den ganzen Tag recht flott voran, aber die nächste Winddrehung kommt bestimmt, in unserem Fall vorwiegend nachts, wenn es so richtig dunkel ist. Erst einmal kommt aber tatsächlich ein Schiff – und dann gleich so nah, dass es auf dem AIS als "gefährlich" angezeigt wird. Ralf versucht mehrfach, es anzufunken, aber keine Reaktion. Also macht er eine Wende, um auszuweichen und muss danach wieder zurück wenden.
Die "richtige" Wende fahren wir dann erst Wir können den Kurs nicht mehr anliegen und fahren schließlich eine Wende. Mittlerweile ist der Wind aber so schwach geworden das die ungünstige Welle auf dem anderen Bug uns fast zum Stehen bringt. Wir versuchen, die Maschine mitlaufen zu lassen, aber auch dass klappt nicht, so dass wir letztendlich doch wieder langsam durch die Nacht motoren.
Kurz nach Mitternacht ist auch noch unser neues Wetterrouting angekommen und wir haben noch eine Weile Spaß, das erst abzurufen und dann die Punkte in den Plotter und in das Wetterprogramm (Predictwind) einzugeben. Ralf geht erst spät schlafen und ich verlängere daher meine Wache und bekomme als Belohnung den Sonnenaufgang zu sehen.
Mit der Sonne wacht auch der Wind auf und ist – vor den nächsten Tiefdruckgebiet – auf Süd bis Südwest gesprungen. Ich wecke Ralf, Segel hoch, Henry aktiviert und schon sind wir wieder unter Segeln unterwegs. Laut unserem Wetterrouter finden wir die ideale Windstärke auf 36°30'N und da fahren wir jetzt hin. Weiter im Norden ist der Wind stärker, weiter im Süden zu schwach. Für die nächsten Tage soll es dann auf diesem Breitengrad entlang weiter gehen.
Solange der Wind noch schwach und das Wasser warm (wegen des Motorens) ist, nutzen wir die Gelegenheit für eine Außendusche. Eine Wohltat nach der Katzenwäsche im Waschbecken!
Im Moment kommt der Wind aus dem perfekten Winkel und hat im Laufe des Vormittags die richtige Stärke erreicht, um die TRITON mit über 6 Knoten laufen zu lassen. Die Sonne scheint und es wird so warm, dass wir unser bewährtes Sonnendach auspacken. So kann es bleiben!
29.05.2019 12 Uhr Bordzeit: Etmal 105 sm
So geht es den ganzen Tag recht flott voran, aber die nächste Winddrehung kommt bestimmt, in unserem Fall vorwiegend nachts, wenn es so richtig dunkel ist. Erst einmal kommt aber tatsächlich ein Schiff – und dann gleich so nah, dass es auf dem AIS als "gefährlich" angezeigt wird. Ralf versucht mehrfach, es anzufunken, aber keine Reaktion. Also macht er eine Wende, um auszuweichen und muss danach wieder zurück wenden.
Die "richtige" Wende fahren wir dann erst Wir können den Kurs nicht mehr anliegen und fahren schließlich eine Wende. Mittlerweile ist der Wind aber so schwach geworden das die ungünstige Welle auf dem anderen Bug uns fast zum Stehen bringt. Wir versuchen, die Maschine mitlaufen zu lassen, aber auch dass klappt nicht, so dass wir letztendlich doch wieder langsam durch die Nacht motoren.
Kurz nach Mitternacht ist auch noch unser neues Wetterrouting angekommen und wir haben noch eine Weile Spaß, das erst abzurufen und dann die Punkte in den Plotter und in das Wetterprogramm (Predictwind) einzugeben. Ralf geht erst spät schlafen und ich verlängere daher meine Wache und bekomme als Belohnung den Sonnenaufgang zu sehen.
Mit der Sonne wacht auch der Wind auf und ist – vor den nächsten Tiefdruckgebiet – auf Süd bis Südwest gesprungen. Ich wecke Ralf, Segel hoch, Henry aktiviert und schon sind wir wieder unter Segeln unterwegs. Laut unserem Wetterrouter finden wir die ideale Windstärke auf 36°30'N und da fahren wir jetzt hin. Weiter im Norden ist der Wind stärker, weiter im Süden zu schwach. Für die nächsten Tage soll es dann auf diesem Breitengrad entlang weiter gehen.
Solange der Wind noch schwach und das Wasser warm (wegen des Motorens) ist, nutzen wir die Gelegenheit für eine Außendusche. Eine Wohltat nach der Katzenwäsche im Waschbecken!
Im Moment kommt der Wind aus dem perfekten Winkel und hat im Laufe des Vormittags die richtige Stärke erreicht, um die TRITON mit über 6 Knoten laufen zu lassen. Die Sonne scheint und es wird so warm, dass wir unser bewährtes Sonnendach auspacken. So kann es bleiben!
29.05.2019 12 Uhr Bordzeit: Etmal 105 sm
Dienstag, 28. Mai 2019
Tag 21 - Kurs Azoren 4: Wind und Meer
Der Tag gestern ging richtig gut weiter. Bilderbuchsegeln mit halben Wind und Sonne. Das Wasser ist hier viel wärmer und entsprechend ist unser Boot keine Kühlkammer mehr, sondern fast schon zu warm. Wir können Schlaf nachholen und 2x warmes Essen genießen. Am Spätnachmittag hat der Wind soweit gedreht, dass wir ausbaumen können und mit Wind von hinten auf "Gauki"-Kurs kommt fast Passat-Feeling auf. Das ist aber hier nur ein kurzes Zwischenspiel, weil die Tiefdruck-Gebiete, die über uns ziehen, den Wind regelmäßig von Süd-West über West, Nordwest, Nord auf Nordost drehen.
So auch diesmal und so ist um Mitternacht eine Halse fällig. Aber wir haben ja mittlerweile Übung darin, Leinen, Bäume und Segel im Dunklen auf die andere Seite zu schaffen und wir sind wesentlich schneller als lezte Nacht. Schon seit dem Nachmittag sind wir aus dem blöden Gegenstrom heraus und mittlerweile schiebt die Strömung sogar etwas mit.
Zwei Stunden später kann dann der Ausbaumer wieder weg und dafür kommt ein Reff ins Groß. So fahren wir flott und angenehm durch den Rest dieser sternenklaren Nacht. Auch der Tag ist wieder schön und sonnig. Wie vermutet dreht der Wind immer weiter bis wir schließlich hart am Wind segeln müssen. Am Vormittag verbringen wir dann noch ca. 1,5 Stunden damit, vier Mails zu versenden. Es gibt verschiedene Probleme mit der App und dem Satelliten-Telefon. Wir kämpfen und schließlich ist es geschafft – Puh. Mit den ganzen Segelmanövern, Kommunikation, Essen, Schlafen, Wache gehen kommt so keine Langeweile auf.
Insgeamt waren diese 24 Stunden richtig nett, ein großer Kontrast zum "Golfstrom des Graues" gestern. Aber gerade diese Gegensätze machen für micht den Reiz des Segelns aus. Im Moment sind um mich herum nur hellblauer Himmel und dunkelblaues Wasser. Wir haben seit dem ersten Tag kein Schiff mehr gesehen und auch nun noch weinige Vögel. Die nächsten Menschen sitzen in Flugzeugen über uns von den wir ab und zu nachts die Lichter und tagsüber die Kondenstreifen sehen…
28.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 135 sm
So auch diesmal und so ist um Mitternacht eine Halse fällig. Aber wir haben ja mittlerweile Übung darin, Leinen, Bäume und Segel im Dunklen auf die andere Seite zu schaffen und wir sind wesentlich schneller als lezte Nacht. Schon seit dem Nachmittag sind wir aus dem blöden Gegenstrom heraus und mittlerweile schiebt die Strömung sogar etwas mit.
Zwei Stunden später kann dann der Ausbaumer wieder weg und dafür kommt ein Reff ins Groß. So fahren wir flott und angenehm durch den Rest dieser sternenklaren Nacht. Auch der Tag ist wieder schön und sonnig. Wie vermutet dreht der Wind immer weiter bis wir schließlich hart am Wind segeln müssen. Am Vormittag verbringen wir dann noch ca. 1,5 Stunden damit, vier Mails zu versenden. Es gibt verschiedene Probleme mit der App und dem Satelliten-Telefon. Wir kämpfen und schließlich ist es geschafft – Puh. Mit den ganzen Segelmanövern, Kommunikation, Essen, Schlafen, Wache gehen kommt so keine Langeweile auf.
Insgeamt waren diese 24 Stunden richtig nett, ein großer Kontrast zum "Golfstrom des Graues" gestern. Aber gerade diese Gegensätze machen für micht den Reiz des Segelns aus. Im Moment sind um mich herum nur hellblauer Himmel und dunkelblaues Wasser. Wir haben seit dem ersten Tag kein Schiff mehr gesehen und auch nun noch weinige Vögel. Die nächsten Menschen sitzen in Flugzeugen über uns von den wir ab und zu nachts die Lichter und tagsüber die Kondenstreifen sehen…
28.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 135 sm
Montag, 27. Mai 2019
Tag 20 - Kurs Azoren 3: Nächtliche Aktivitäten
Der Nachmittag gestern verlief dann etwas besser. Immer noch sehr große Wellen, so dass wir angeschnallt im Cockpit sitzen und auch den Niedergang verschlossen haben. Immer mal wieder kommt Wasser über, aber unter unserem festen Dach sitzen wir recht geschützt. Ich habe normalerweise wenig mit Seekrankheit zu kämpfen, aber so richtig gut geht es mir nicht. Auch Ralf fühlt sich unter Deck nicht wirklich wohl… Jedenfalls hat keiner von uns Lust auf unser leckeres vorgekochtes Essen und mein Blog schreibe ich satz-weise und muss danach immer etwas in die Ferne schauen
.
Aber alles geht vorbei und gegen Abend wird der Wind schwächer und raumer, leider erst, als es schon dunkel ist und so dauert es eine ganze Weile, bis wir die Segel ausgerefft und ausgebaumt haben. Es ist 22:00 Uhr bis ich meine Freiwache antreten kann, die normalerweise von 20:00 bis 24:00 Uhr dauert. Dankenswerterweise lässt Ralf mich dann bis um 1:00 Uhr schlafen – und dann geht der Spaß richtig los!
Erstmal ist der Wind mittlerweile ganz eingeschlafen, so dass wir alles wieder abbauen dürfen – und es ist wirklich stockpechrabenschwarze Nacht, kein Mond, keine Sterne. Wir werfen den Motor an und wollen mit unserem elektrischen Autopilot weiterfahren, aber der bringt erst einmal eine Fehlermeldung und verlangt einen "Docktest", den wir natürlich nicht machen können – kein Dock weit und breit.
Ich schaffe es dann, den Autopilot von unserem Plotter aus zu starten (beide hängen im gleichen Netzwerk) und wir wollen mit "leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl" motoren. Mit 1200 rmp machen wir etwas über 3 kn Fahrt und verbrauchen etwas mehr als einen Liter Diesel in der Stunde. Aber nun fängt der Plotter an zu spinnen, denn unsere Kurslinie dreht sich mehrmals um 360° und es werden die wildesten Werte angezeigt. Als Backup habe ich ja die Navigationsoftware auch auf meinem Smartphone, aber auch da gibt es keine eindeutige Anzeige – erweitertes Bermuda-Dreieck???
Wir kommen schließlich darauf, dass wir auch drei Knoten Gegenstrom haben und teilweise stehen oder nach hinten treiben (je nach Welle) und das daher unser "Kurs über Grund" manchmal nach vorne und manchmal nach hinten zeigt. Jetzt verstehen wir auch, warum unser Wetterfrosch uns ein einer bestimmten Stelle aus dem Golfstrom heraus schicken wollte. Neben dem Strom sind sogenannte "Eddies", runde Wasserwirbel, und je nachdem, wo wir sind, werden wir geschoben oder gebremst.
Durch den früh eintretenden Südwind konnten wir wir den geplanten Eintrittspunkt in den Golfstrom nicht erreichen und mussten früher nach Südosten abbiegen. In unserem jugendlichen Leichtsinn hatten wir angenommen, dass wir dann einfach parallel zum vorgesehenen Kurs fahren könnten… Falsch gedacht und jetzt haben wir den Salat bzw. den Gegenstrom! Wir können nicht stundenlang motoren nur um uns auf der Stelle zu halten… Also Motor aus – Folge: wir treiben mit 3 Knoten in die falsche Richtung… auch nicht wirklich gut… das alles immer noch in totaler Finsternis und latent seekrank…
Das einzige, was uns jetzt retten kann ist Wind und der setzt glücklicherweise kurze Zeit später ein, auch noch aus einer günstigen Richtung, nämlich genau von der Seite. Also im ersten Büchsenlicht Segel zur Abwechslung wieder hoch, Henry an und die TRITON fängt an zu laufen. Erst langsam und dann immer schneller geht es in die richtige Richtung. Die Sonne geht auf und das Leben sieht schon viel freundlicher aus. Bei 7 kn Fahrt kommen wir trotz des Gegenstroms voran!
27.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 133 sm (leider durchs Wasser und nicht über Grund)
.
Aber alles geht vorbei und gegen Abend wird der Wind schwächer und raumer, leider erst, als es schon dunkel ist und so dauert es eine ganze Weile, bis wir die Segel ausgerefft und ausgebaumt haben. Es ist 22:00 Uhr bis ich meine Freiwache antreten kann, die normalerweise von 20:00 bis 24:00 Uhr dauert. Dankenswerterweise lässt Ralf mich dann bis um 1:00 Uhr schlafen – und dann geht der Spaß richtig los!
Erstmal ist der Wind mittlerweile ganz eingeschlafen, so dass wir alles wieder abbauen dürfen – und es ist wirklich stockpechrabenschwarze Nacht, kein Mond, keine Sterne. Wir werfen den Motor an und wollen mit unserem elektrischen Autopilot weiterfahren, aber der bringt erst einmal eine Fehlermeldung und verlangt einen "Docktest", den wir natürlich nicht machen können – kein Dock weit und breit.
Ich schaffe es dann, den Autopilot von unserem Plotter aus zu starten (beide hängen im gleichen Netzwerk) und wir wollen mit "leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl" motoren. Mit 1200 rmp machen wir etwas über 3 kn Fahrt und verbrauchen etwas mehr als einen Liter Diesel in der Stunde. Aber nun fängt der Plotter an zu spinnen, denn unsere Kurslinie dreht sich mehrmals um 360° und es werden die wildesten Werte angezeigt. Als Backup habe ich ja die Navigationsoftware auch auf meinem Smartphone, aber auch da gibt es keine eindeutige Anzeige – erweitertes Bermuda-Dreieck???
Wir kommen schließlich darauf, dass wir auch drei Knoten Gegenstrom haben und teilweise stehen oder nach hinten treiben (je nach Welle) und das daher unser "Kurs über Grund" manchmal nach vorne und manchmal nach hinten zeigt. Jetzt verstehen wir auch, warum unser Wetterfrosch uns ein einer bestimmten Stelle aus dem Golfstrom heraus schicken wollte. Neben dem Strom sind sogenannte "Eddies", runde Wasserwirbel, und je nachdem, wo wir sind, werden wir geschoben oder gebremst.
Durch den früh eintretenden Südwind konnten wir wir den geplanten Eintrittspunkt in den Golfstrom nicht erreichen und mussten früher nach Südosten abbiegen. In unserem jugendlichen Leichtsinn hatten wir angenommen, dass wir dann einfach parallel zum vorgesehenen Kurs fahren könnten… Falsch gedacht und jetzt haben wir den Salat bzw. den Gegenstrom! Wir können nicht stundenlang motoren nur um uns auf der Stelle zu halten… Also Motor aus – Folge: wir treiben mit 3 Knoten in die falsche Richtung… auch nicht wirklich gut… das alles immer noch in totaler Finsternis und latent seekrank…
Das einzige, was uns jetzt retten kann ist Wind und der setzt glücklicherweise kurze Zeit später ein, auch noch aus einer günstigen Richtung, nämlich genau von der Seite. Also im ersten Büchsenlicht Segel zur Abwechslung wieder hoch, Henry an und die TRITON fängt an zu laufen. Erst langsam und dann immer schneller geht es in die richtige Richtung. Die Sonne geht auf und das Leben sieht schon viel freundlicher aus. Bei 7 kn Fahrt kommen wir trotz des Gegenstroms voran!
27.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 133 sm (leider durchs Wasser und nicht über Grund)
Sonntag, 26. Mai 2019
Tag 19 - Kurs Azoren 2: Unbequeme Fahrt
Gestern Nachmittag Motorsegeln bei Sonne. Beim Abendessen kommt der Wind, erst leicht, dann immer stärker mit entsprechenden Wellen. Wir fahren ziemlich am Wind und das bedeutet eine ungemütliche Nacht. Nach und nach binden wir zwei Reffs ins Groß und drei in die Fock. Die Sterne werden von dunklen Wolken verdeckt und ich bin froh als meine Nachtwache um 4:00 Uhr vorbei ist und ich in den warmen Schlafsack darf.
Auch am Morgen ist es grau und windig mit teilweise sehr großen Wellen. Eine reißt unser Fenderbrett los und wir müssen es abschneiden. Irgendwann stellen wir fest, dass sich auch unser Gennaker-Rüssel heimlich verabschiedet hat - sehr schade! Aber insgesamt kommen die TRITON und unsere Windfahne Sir Henry sehr gut mit den Bedingungen zurecht. Wir wechseln uns mit den Wachen ab und schauen nach Kurs und Segeln.
26.05.2019 12:00 Bordzeit Etmal 130 sm
Auch am Morgen ist es grau und windig mit teilweise sehr großen Wellen. Eine reißt unser Fenderbrett los und wir müssen es abschneiden. Irgendwann stellen wir fest, dass sich auch unser Gennaker-Rüssel heimlich verabschiedet hat - sehr schade! Aber insgesamt kommen die TRITON und unsere Windfahne Sir Henry sehr gut mit den Bedingungen zurecht. Wir wechseln uns mit den Wachen ab und schauen nach Kurs und Segeln.
26.05.2019 12:00 Bordzeit Etmal 130 sm
Samstag, 25. Mai 2019
Tag 18 - Kurs Azoren 1: Wellen und Wale
Wie geplant werfen wir um 17:00 Uhr unsere Mooringleinen los und machen uns auf den Weg. Der Wind, der den ganzen Tag gepfiffen hat, ist schwächer geworden und wir ziehen die Segel hoch – zunächst beide mit zwei Reffs. Wir müssen die Fock ausbaumen und es dauert eine Weile, bis wir alles sortiert haben. Wir machen ja einen Kaltstart – ohne viel vorher gesegelt zu sein, gleich den großen Sprung auf die Azoren. Aber schließlich ist es geschafft und nach einer Halse sind wir auf Kurs nach Süden. Wir wissen schon, dass die Azoren im Osten liegen, aber unser Wetterrouter will uns bis auf 35° Nord schicken, um Tiefdruckgebieten auszuweichen und den Golfstrom günstig überqueren zu können.
Durch den starken Wind, gibt es eine unangenehme alte Welle, aber erst einmal geht es flott voran. Nach und nach wird aber der Wind immer schwächer und wir werden trotz Ausreffen immer langsamer – leider ist die alte Welle immer noch da und das Leben an Bord ist ziemlich unbequem – ich sage nur "Gauki"… Irgendwann ist der Wind dann ganz weg und der Motor schiebt uns ganz langsam (um Diesel zu sparen) durch die sehr kalte Nacht.
Als ich um 8:00 zum Wachwechsel komme, sieht die Welt aber schon etwas freundlicher aus. Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel, die Wellen sind etwas weniger geworden und wir sehen die ersten kleinen Windwellchen auf dem Wasser. Tatsächlich können wir dann die Segel wieder aktivieren und damit sind wir dann ein wenig schneller. Aber das alles ist unwichtig, als wir plötzlich den Blas eines Wales sehen und hören! Tatsächlich kreuzt dann eine ganze Schule von noch nicht identifizierten Walen unseren Weg. Wir sehen nur den Blas und ab und zu die Rücken mit kleiner Flosse – schwer zu fotografieren!
25.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 17:00 – 12:00: 94 sm, gesamt 94 sm, Rest 2110 sm
Durch den starken Wind, gibt es eine unangenehme alte Welle, aber erst einmal geht es flott voran. Nach und nach wird aber der Wind immer schwächer und wir werden trotz Ausreffen immer langsamer – leider ist die alte Welle immer noch da und das Leben an Bord ist ziemlich unbequem – ich sage nur "Gauki"… Irgendwann ist der Wind dann ganz weg und der Motor schiebt uns ganz langsam (um Diesel zu sparen) durch die sehr kalte Nacht.
Als ich um 8:00 zum Wachwechsel komme, sieht die Welt aber schon etwas freundlicher aus. Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel, die Wellen sind etwas weniger geworden und wir sehen die ersten kleinen Windwellchen auf dem Wasser. Tatsächlich können wir dann die Segel wieder aktivieren und damit sind wir dann ein wenig schneller. Aber das alles ist unwichtig, als wir plötzlich den Blas eines Wales sehen und hören! Tatsächlich kreuzt dann eine ganze Schule von noch nicht identifizierten Walen unseren Weg. Wir sehen nur den Blas und ab und zu die Rücken mit kleiner Flosse – schwer zu fotografieren!
25.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 17:00 – 12:00: 94 sm, gesamt 94 sm, Rest 2110 sm
Freitag, 24. Mai 2019
Tag 17 - Newport-Atlantik: Es geht los!
Wir haben das "Go" von Wetterfrosch Chris Parker und heute nachmittag geht es los. Ralf fährt noch ein letztes Mal an Land: Müll wegbringen, Brot holen, Wasserkanister nachfüllen. Ich bleibe auf dem Schiff und koche noch eine Hackfleischsauce und jede Menge Nudeln. Gestern hat Ralf schon zwei Sorten Huhn zubereitet. Das reicht für ca. sechs Mahlzeiten.
Unser Travelplan geht zunächst bis nächsten Mittwoch und klingt recht abwechslungsreich... Wir fahren an der Rückseite eines Tief weg, sind aber nicht schnell genug, so dass weitere Tiefdruckgebiete jeweils mit kräftigem Wind über uns ziehen werden. Zwischendurch gibt es dann auch windlose Abschnitte zum Erholen. Wir hoffen, dass der Golfstrom schieben hilft.
Diesmal gibt es kein Tracking und ich werde auch nicht täglich ein Blog veröffentlichen, weil wir unsere Minuten für Wetterdaten aufheben wollen - also bitte keine Sorgen machen, wenn hier länger kein Update erscheint. Wir werden regelmäßig SMS an Paul senden, also bei Interesse mit ihm Kontakt aufnehmen. Für unsere Überfahrt rechnen wir mindestens 18 Tage, aber wir haben für vier Wochen Essen und Trinken dabei - nur die Äpfel könnten knapp werden...
Nun sind wir gespannt auf die Überfahrt und natürlich auf die Azoren, für die wir uns Zeit zum Erkunden nehmen wollen. Es gibt insgesamt neun Inseln in drei Gruppen. Wir planen, zunächst Porto das Lajes auf der westlichsten Insel Flores anzulaufen. Wenn das wegen starker nord-östlicher Winde nicht möglich sein sollte, werden wir weiter nach Horta auf Faial fahren.
Diesmal gibt es kein Tracking und ich werde auch nicht täglich ein Blog veröffentlichen, weil wir unsere Minuten für Wetterdaten aufheben wollen - also bitte keine Sorgen machen, wenn hier länger kein Update erscheint. Wir werden regelmäßig SMS an Paul senden, also bei Interesse mit ihm Kontakt aufnehmen. Für unsere Überfahrt rechnen wir mindestens 18 Tage, aber wir haben für vier Wochen Essen und Trinken dabei - nur die Äpfel könnten knapp werden...
Nun sind wir gespannt auf die Überfahrt und natürlich auf die Azoren, für die wir uns Zeit zum Erkunden nehmen wollen. Es gibt insgesamt neun Inseln in drei Gruppen. Wir planen, zunächst Porto das Lajes auf der westlichsten Insel Flores anzulaufen. Wenn das wegen starker nord-östlicher Winde nicht möglich sein sollte, werden wir weiter nach Horta auf Faial fahren.
Tag 16 - Newport: Letzte Vorbereitungen
Wir sind nun in dem Stadium, in dem alles Nötige gemacht ist und wir beginnen damit, nicht unbedingt erforderliche aber angenehme Angelegenheiten zu erledigen. Das zu zunächst das Update für das Steuergerät unseres Autopiloten. Es arbeitet in einem Netzwerk (NMEA 2000), aber leider kann er nicht über dieses aktualisiert werden. Statt dessen ist es erforderlich, das ganze Teil auszubauen, um an eine versiegelte Öffnung an der Rückseite zu gelangen, in die dann ein USB-Stick gesteckt werden kann. Blöde! Dazu kommt, dass der Apparat keine Knopf zum Ausstellen hat, also ständig Strom verbraucht. Das erschwert auch den zum Update erforderlichen Neustart. Wir schalten schließlich die Sicherung aus. Immerhin: es geht und jetzt ist hoffentlich die nervende Meldung weg, dass ein Update aussteht...
Nachdem das geschafft ist, begeben wir uns an Land, um die aufgelaufene Wäsche zu waschen. Anders als daheim kann dass nicht eben mal nebenbei gemacht werden, sondert dauert mindestens einen halben Tag. Glücklicherweise wissen wir schon, wo die Arbeit erledigt werden kann: im bewährten Seamen's Church Institute!
Zwei Waschmaschinen sind frei, wir bekommen die erforderlichen Vierteldollar-Münzen vor Ort und die Profi-Maschinen laufen nur 25 Minuten - die Wartezeit nutzen wir, um dort gemütlich Zeitung zu lesen.
Leider ist der nächste Schritt, die Wäsche zu trocknen trocknen, nicht ganz so komfortabel, denn von zwei Trocknern ist einer defekt. Außerdem dauert ein Trockenvorgang eine Stunde und wir entscheiden uns, die Wäsche in drei Portionen zu bearbeiten, damit sie auch sicher trocken wird. Heute ist es so feucht und kalt, dass wir an Bord keine Chance haben, den Kram trocken zu bekommen. Das bedeutet also, drei Stunden Wartezeit und wir besuchen in der ersten Runde das nahegelegene kleine "Museum of Newport History". Nett gemacht, aber eher übersichtlich...
Die zweite Stunde nutzen wir für die Mittagspause. Wir haben - wieder per Google Maps - nach einer Bäckerei in der Nähe gesucht, in der wir unsere Brotvorräte nochmal auffrischen können und sind auf Panera Bread gestoßen, eine Restaurantkette, die auch selbst gebackenes Brot verkauft. Teuer, aber lecker.
In der letzten Stunde falten wir die ersten zwei Maschinen und schauen uns noch etwas in der Bibliothek des Instituts um.
Auch hier waren - wie so oft in USA - wieder betuchte Spender am Werk, die dann auf entsprechenden Platten oder Bildern verewigt sind. Erst am Nachmittag sind wir wieder zurück an Bord, wo wir nun die Wäsche und zusätzliches Wasser und Diesel verstauen müssen. Außerdem werden wir heute noch Essen für die erste Woche auf See vorkochen. Nun warte ich nur noch auf den genauen Plan, damit ich die Navigation erledigen kann.
Nachdem das geschafft ist, begeben wir uns an Land, um die aufgelaufene Wäsche zu waschen. Anders als daheim kann dass nicht eben mal nebenbei gemacht werden, sondert dauert mindestens einen halben Tag. Glücklicherweise wissen wir schon, wo die Arbeit erledigt werden kann: im bewährten Seamen's Church Institute!
Zwei Waschmaschinen sind frei, wir bekommen die erforderlichen Vierteldollar-Münzen vor Ort und die Profi-Maschinen laufen nur 25 Minuten - die Wartezeit nutzen wir, um dort gemütlich Zeitung zu lesen.
Leider ist der nächste Schritt, die Wäsche zu trocknen trocknen, nicht ganz so komfortabel, denn von zwei Trocknern ist einer defekt. Außerdem dauert ein Trockenvorgang eine Stunde und wir entscheiden uns, die Wäsche in drei Portionen zu bearbeiten, damit sie auch sicher trocken wird. Heute ist es so feucht und kalt, dass wir an Bord keine Chance haben, den Kram trocken zu bekommen. Das bedeutet also, drei Stunden Wartezeit und wir besuchen in der ersten Runde das nahegelegene kleine "Museum of Newport History". Nett gemacht, aber eher übersichtlich...
Die zweite Stunde nutzen wir für die Mittagspause. Wir haben - wieder per Google Maps - nach einer Bäckerei in der Nähe gesucht, in der wir unsere Brotvorräte nochmal auffrischen können und sind auf Panera Bread gestoßen, eine Restaurantkette, die auch selbst gebackenes Brot verkauft. Teuer, aber lecker.
In der letzten Stunde falten wir die ersten zwei Maschinen und schauen uns noch etwas in der Bibliothek des Instituts um.
Auch hier waren - wie so oft in USA - wieder betuchte Spender am Werk, die dann auf entsprechenden Platten oder Bildern verewigt sind. Erst am Nachmittag sind wir wieder zurück an Bord, wo wir nun die Wäsche und zusätzliches Wasser und Diesel verstauen müssen. Außerdem werden wir heute noch Essen für die erste Woche auf See vorkochen. Nun warte ich nur noch auf den genauen Plan, damit ich die Navigation erledigen kann.
Donnerstag, 23. Mai 2019
Tag 15 - Newport: Mast-Jojo und Auftanken
Wir sind ganz froh, über die beiden "geschenkten" Tage, denn so können wir in aller Ruhe die letzten technischen Probleme angehen. Aber zunächst steht das sinnvolle Verpacken unseren Serien-Schleppankers auf dem Programm. Dieser soll bei schwerem Seegang ausgebracht werden, um das Boot abzubremsen und auf einem stabilen Kurs zu halten. Viele kleine Tüten (in unserem Fall 135) sind an einem langen Tau befestigt. Nach einigem Überlegen finden wir heraus, wie diese in der mitgelieferten Verpackung befestigt werden müssen. Wir probieren auch aus, die ganze Konstruktion an den neu montierten Laschen am Heck zu befestigen. Das sollten wir im Ernstfall tun, bevor der große Sturm da ist. Insgesamt hoffe ich aber, das ich dieses Teil, unsere Sturmfock und unsere Grab-Bag nie wiedersehe...
Nachdem das erledigt und verstaut ist, kümmern wir uns um das letzte Gerät, dass nicht so funktioniert, wie es soll: die Windanzeige (Richtung und Stärke). Oben im Mast ist ein "Arm" befestigt, an dem sich verschiedene Propeller drehen, die diese Informationen dann über ein Kabel an ein Anzeigeinstrument im Cockpit weitergeben sollen. Aber das funktioniert nicht. Schon beim Auswintern des Mastes war uns aufgefallen, dass der Stecker nicht wirklich gut aussah... Also klettert Ralf in den Mast um den Arm abzumontieren. Das sind ca. 16 m über dem Deck. Gut das wir Maststufen haben... Ich sichere von unten über das Großfall.
Der Stecker sieht noch schlechter aus, als wir es in Erinnerung hatten. Also wird er entfernt und wir probieren aus, was passiert, wenn wir den Arm direkt an das Anzeigegerät anschließen. Die Verteilung dazu ist im Bad.
Ralf pustet und ich checke im Cockpit - tatsächlich, es funktioniert! Damit ist die Sache aber noch nicht zu Ende, denn nun muss ja alles wieder auf den Mast und das mit einer neuen Verbindung, denn der Stecker ist ja kaputt... Es werden Lüsterklemmen, die Ralf dann in luftiger Höhe wieder montieren darf. Und er geht auch noch ein drittes Mal in den Mast, weil wir die Kabelbinder vergessen hatten. Wirklich mein Held - nicht nur für heute (und er wird richtig sauer sein, weil ich das hier schreibe).
Der nächste Programmpunkt ist dann Auftanken und wir verholen an Land um Wasser, Diesel und Benzin für den Außenborder aufzufüllen. Puh, so langsam nähern wir uns tatsächlich dem Ende der To-Do-Liste.
Zwischendurch telefoniere ich noch mit meiner Mutter (WhatsApp sei dank), maile mit Pantaenius (unserer Bootsversicherung) über unser Fahrtgebiet, fülle einen Fragebogen der IKH aus und recherchiere, wie ich per Iridium-Telefon SMS an Mailadressen verschicken kann. Nachdem wir letztes Jahr schmerzlich herausgefunden haben, dass auch Anwahlversuche über unseren Access-Point dazu führen, dass unsere Satelliten-Minuten verbraucht werden, wollen wir diesmal kein Risiko eingehen und die Kommunikation mit unserem Wetterberater direkt über das Telefon per SMS führen.
Auch dieser Test funktioniert einwandfrei - sehr gut! Sobald ich den Travelplan habe, werde ich dann die entsprechenden Wegepunkte in unseren Plotter eingeben. Neben ein paar Kleinigkeiten wollen wir dann morgen noch für die erste Woche vorkochen - das hat sich bei unseren letzen längeren Seereisen sehr bewährt. Nach 14 Tagen Arbeit am Boot werden Vier-Stunden-Wechselschicht auf See bestimmt eine nette Abwechslung!
Nachdem das erledigt und verstaut ist, kümmern wir uns um das letzte Gerät, dass nicht so funktioniert, wie es soll: die Windanzeige (Richtung und Stärke). Oben im Mast ist ein "Arm" befestigt, an dem sich verschiedene Propeller drehen, die diese Informationen dann über ein Kabel an ein Anzeigeinstrument im Cockpit weitergeben sollen. Aber das funktioniert nicht. Schon beim Auswintern des Mastes war uns aufgefallen, dass der Stecker nicht wirklich gut aussah... Also klettert Ralf in den Mast um den Arm abzumontieren. Das sind ca. 16 m über dem Deck. Gut das wir Maststufen haben... Ich sichere von unten über das Großfall.
Der Stecker sieht noch schlechter aus, als wir es in Erinnerung hatten. Also wird er entfernt und wir probieren aus, was passiert, wenn wir den Arm direkt an das Anzeigegerät anschließen. Die Verteilung dazu ist im Bad.
Ralf pustet und ich checke im Cockpit - tatsächlich, es funktioniert! Damit ist die Sache aber noch nicht zu Ende, denn nun muss ja alles wieder auf den Mast und das mit einer neuen Verbindung, denn der Stecker ist ja kaputt... Es werden Lüsterklemmen, die Ralf dann in luftiger Höhe wieder montieren darf. Und er geht auch noch ein drittes Mal in den Mast, weil wir die Kabelbinder vergessen hatten. Wirklich mein Held - nicht nur für heute (und er wird richtig sauer sein, weil ich das hier schreibe).
Der nächste Programmpunkt ist dann Auftanken und wir verholen an Land um Wasser, Diesel und Benzin für den Außenborder aufzufüllen. Puh, so langsam nähern wir uns tatsächlich dem Ende der To-Do-Liste.
Zwischendurch telefoniere ich noch mit meiner Mutter (WhatsApp sei dank), maile mit Pantaenius (unserer Bootsversicherung) über unser Fahrtgebiet, fülle einen Fragebogen der IKH aus und recherchiere, wie ich per Iridium-Telefon SMS an Mailadressen verschicken kann. Nachdem wir letztes Jahr schmerzlich herausgefunden haben, dass auch Anwahlversuche über unseren Access-Point dazu führen, dass unsere Satelliten-Minuten verbraucht werden, wollen wir diesmal kein Risiko eingehen und die Kommunikation mit unserem Wetterberater direkt über das Telefon per SMS führen.
Auch dieser Test funktioniert einwandfrei - sehr gut! Sobald ich den Travelplan habe, werde ich dann die entsprechenden Wegepunkte in unseren Plotter eingeben. Neben ein paar Kleinigkeiten wollen wir dann morgen noch für die erste Woche vorkochen - das hat sich bei unseren letzen längeren Seereisen sehr bewährt. Nach 14 Tagen Arbeit am Boot werden Vier-Stunden-Wechselschicht auf See bestimmt eine nette Abwechslung!
Mittwoch, 22. Mai 2019
Tag 14 - Newport: Ausrüstung und Pläne
Unser Wetterberater hat die Abfahrt auf Freitag verschoben, denn im Moment haben wir starken Nordwind, der genau gegen den Golfstrom weht. Keine gute Kombination, die zu unangenehmen, steilen Wellen führen kann. Wir fahren also ganz entspannt an Land, um weitere Punkte auf unseren Listen abzuarbeiten. Diesmal geht es zu West Marine, ein Paradies für Segler, was die Ausrüstung betrifft und das auch noch mit "Best-Price"-Garantie...
Wir hatten vorher im Internet gecheckt und bedauerlicherweise festgestellt, dass unser defekter Hörer für das Funkgerät nicht mehr lieferbar ist. Aber was sehe ich als erstes, als ich in den Laden komme: das gesuchte Teil in der Ausstellung! Er ist tatsächlich ausgelistet, aber wir können das Ausstellungsstück zum Sonderpreis bekommen und das auch noch mit erweiterter Garantie (weltweit)! Ha - das fängt ja schon gut an! Es ist auch noch "Splash-Sale", so dass ich günstig eine leichte Ölhose und ein paar Gummistiefel bekomme - das haben wir ja auf der letzten Tour seit England nicht mehr benötigt. Wir erstehen noch ein paar Schäkel und ein Gewicht für unseren Seeanker. Ein Uber-Taxi bringt uns zurück zu unserer Marina, wo wir die schweren Taschen (Anker!) abstellen.
Ich brauche noch ein Ersatz-Ladekabel für mein Smartphone, auf dem ja auch die Backup-Navigation läuft und - Google-Maps sein dank - wir finden einen kleinen Laden nur 200 m entfernt, der tatsächlich das richtige Modell hat. Ralf sucht noch einen Pulli mit langen Ärmeln und wir laufen ein Stück durch das nette Städtchen. Im Gegensatz zu letzten Jahr, wo wir fast totgetreten wurden, sind die Menschen in angenehmen Mengen unterwegs.
So haben wir eine gute Zeit, gehen nach dem Shoppen eine Kleinigkeit Essen und genießen dann noch ein Eis und einen Kaffee am Ufer. Letzter Punkt an Land ist dann noch eine Dusche, die wir im Maritime Center nehmen wollen. Große Enttäuschung: der Laden ist noch geschlossen bis zum Memorial-Day-Weekend (die offizielle Saison-Eröffnung).
Wir hatten vorher im Internet gecheckt und bedauerlicherweise festgestellt, dass unser defekter Hörer für das Funkgerät nicht mehr lieferbar ist. Aber was sehe ich als erstes, als ich in den Laden komme: das gesuchte Teil in der Ausstellung! Er ist tatsächlich ausgelistet, aber wir können das Ausstellungsstück zum Sonderpreis bekommen und das auch noch mit erweiterter Garantie (weltweit)! Ha - das fängt ja schon gut an! Es ist auch noch "Splash-Sale", so dass ich günstig eine leichte Ölhose und ein paar Gummistiefel bekomme - das haben wir ja auf der letzten Tour seit England nicht mehr benötigt. Wir erstehen noch ein paar Schäkel und ein Gewicht für unseren Seeanker. Ein Uber-Taxi bringt uns zurück zu unserer Marina, wo wir die schweren Taschen (Anker!) abstellen.
Ich brauche noch ein Ersatz-Ladekabel für mein Smartphone, auf dem ja auch die Backup-Navigation läuft und - Google-Maps sein dank - wir finden einen kleinen Laden nur 200 m entfernt, der tatsächlich das richtige Modell hat. Ralf sucht noch einen Pulli mit langen Ärmeln und wir laufen ein Stück durch das nette Städtchen. Im Gegensatz zu letzten Jahr, wo wir fast totgetreten wurden, sind die Menschen in angenehmen Mengen unterwegs.
So haben wir eine gute Zeit, gehen nach dem Shoppen eine Kleinigkeit Essen und genießen dann noch ein Eis und einen Kaffee am Ufer. Letzter Punkt an Land ist dann noch eine Dusche, die wir im Maritime Center nehmen wollen. Große Enttäuschung: der Laden ist noch geschlossen bis zum Memorial-Day-Weekend (die offizielle Saison-Eröffnung).
Wir fragen uns durch und landen schließlich beim "Seamen's Church Institute" Die Mission ist: "to protect, preserve and enhance the maritime culture of Newport and Narragansett Bay by providing education, hospitality and safe haven for those who work, live and play on or by the sea.” Glücklicherweise gehören dazu auch Duschen, die allerdings nur von 7-9 Uhr morgens benutzt werden dürfen. Wir gucken aber so kläglich, dass sie für uns eine Ausnahme machen... Frisch gewaschen geht es dann zurück zum Boot. An allen Ecken wir geputzt und gestrichen - sicherlich Vorbereitungen auf die Saisoneröffnung.
Wir probieren noch den neuen Funkgeräte-Hörer und das neue Kabel aus (funktionieren beide), schnallen die Obstkisten im Vorschiff fest und ich beginne, mich in das Thema Azoren einzulesen: welche Einreisebestimmungen sind zu beachten, welche Häfen gibt es, welche Inseln wollen wir anlaufen? - Morgen müssen wir uns noch um den See-Anker kümmern und - wenn der Wind nicht zu stark ist - will Ralf in den Mast um nach der Windanzeige zu schauen und den Schäkel für die Fock gegen einen stärkeren auszutauschen.
Dienstag, 21. Mai 2019
Tag 13 - Newport: Äpfel und Impeller
Nach dem Faulenzen gestern geht es heute gleich weiter mit der Arbeit, denn unser Wetterfrosch Chris Parker meint, wir sollten Mittwoch losfahren. Also begebe ich mich ins "Boatoffice" und kämpfe mit Finanzamt, Krankenkasse, Berufsgenossenschaft und diversen Versicherungen während Ralf in die Tiefen des Motors steigt und den Impeller der Wasserpumpe wechselt.
Das alte Modell hat seit Holland 411 Motor-Stunden sehr gut durchgehalten. Das liegt sicher auch an der speziellen Abdeckung von "Speedseal", die verhindert, dass der Impeller direkt an der Platte reibt.
Am Nachmittag lassen wir uns dann vom Shuttle-Service an Land bringen, denn es steht noch eine letzte Einkaufsrunde mit frischem Sachen wie Wurst, Käse, Milch, Butter, Obst und Gemüse auf dem Programm.
Nach einigem Suchen finden wir sogar Aufback-Brot und eine Art H-Milch. Lebensmittel sind hier wesentlich teurer als in Deutschland und wir kaufen zwar etwas Käse und Wurst in der Delikatessen-Abteilung, schrecken aber doch vor Schafskäse für 10 Dollar zurück...
Das Wichtigste sind natürlich die Äpfel - wir haben 60 Stück gekauft, die dann streng rationiert werden (Ralf bekommt 2 am Tag, ich jeweils einen). Ralf wäscht die Beute liebevoll:
Im Supermarkt haben wir uns einige Obstkisten erbettelt und nun werden Äpfel, Mandarinen und Kartoffeln einzeln in Küchenpapier verpackt und flach gelagert. Damit haben wir auf unserem ersten Atlantik-Trip die besten Erfahrungen gemacht. Nun morgen noch die letzen Vorbereitungen und dann kann es hoffentlich losgehen. Mittlerweile hat die Störung südlich von Bermuda zwar einen Namen bekommen (Andrea), aber die Zugrichtung ist für uns erst einmal nicht bedrohlich.
Das alte Modell hat seit Holland 411 Motor-Stunden sehr gut durchgehalten. Das liegt sicher auch an der speziellen Abdeckung von "Speedseal", die verhindert, dass der Impeller direkt an der Platte reibt.
Am Nachmittag lassen wir uns dann vom Shuttle-Service an Land bringen, denn es steht noch eine letzte Einkaufsrunde mit frischem Sachen wie Wurst, Käse, Milch, Butter, Obst und Gemüse auf dem Programm.
Das Wichtigste sind natürlich die Äpfel - wir haben 60 Stück gekauft, die dann streng rationiert werden (Ralf bekommt 2 am Tag, ich jeweils einen). Ralf wäscht die Beute liebevoll:
Im Supermarkt haben wir uns einige Obstkisten erbettelt und nun werden Äpfel, Mandarinen und Kartoffeln einzeln in Küchenpapier verpackt und flach gelagert. Damit haben wir auf unserem ersten Atlantik-Trip die besten Erfahrungen gemacht. Nun morgen noch die letzen Vorbereitungen und dann kann es hoffentlich losgehen. Mittlerweile hat die Störung südlich von Bermuda zwar einen Namen bekommen (Andrea), aber die Zugrichtung ist für uns erst einmal nicht bedrohlich.