Der Nachmittag gestern verlief dann etwas besser. Immer noch sehr große Wellen, so dass wir angeschnallt im Cockpit sitzen und auch den Niedergang verschlossen haben. Immer mal wieder kommt Wasser über, aber unter unserem festen Dach sitzen wir recht geschützt. Ich habe normalerweise wenig mit Seekrankheit zu kämpfen, aber so richtig gut geht es mir nicht. Auch Ralf fühlt sich unter Deck nicht wirklich wohl… Jedenfalls hat keiner von uns Lust auf unser leckeres vorgekochtes Essen und mein Blog schreibe ich satz-weise und muss danach immer etwas in die Ferne schauen
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Aber alles geht vorbei und gegen Abend wird der Wind schwächer und raumer, leider erst, als es schon dunkel ist und so dauert es eine ganze Weile, bis wir die Segel ausgerefft und ausgebaumt haben. Es ist 22:00 Uhr bis ich meine Freiwache antreten kann, die normalerweise von 20:00 bis 24:00 Uhr dauert. Dankenswerterweise lässt Ralf mich dann bis um 1:00 Uhr schlafen – und dann geht der Spaß richtig los!
Erstmal ist der Wind mittlerweile ganz eingeschlafen, so dass wir alles wieder abbauen dürfen – und es ist wirklich stockpechrabenschwarze Nacht, kein Mond, keine Sterne. Wir werfen den Motor an und wollen mit unserem elektrischen Autopilot weiterfahren, aber der bringt erst einmal eine Fehlermeldung und verlangt einen "Docktest", den wir natürlich nicht machen können – kein Dock weit und breit.
Ich schaffe es dann, den Autopilot von unserem Plotter aus zu starten (beide hängen im gleichen Netzwerk) und wir wollen mit "leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl" motoren. Mit 1200 rmp machen wir etwas über 3 kn Fahrt und verbrauchen etwas mehr als einen Liter Diesel in der Stunde. Aber nun fängt der Plotter an zu spinnen, denn unsere Kurslinie dreht sich mehrmals um 360° und es werden die wildesten Werte angezeigt. Als Backup habe ich ja die Navigationsoftware auch auf meinem Smartphone, aber auch da gibt es keine eindeutige Anzeige – erweitertes Bermuda-Dreieck???
Wir kommen schließlich darauf, dass wir auch drei Knoten Gegenstrom haben und teilweise stehen oder nach hinten treiben (je nach Welle) und das daher unser "Kurs über Grund" manchmal nach vorne und manchmal nach hinten zeigt. Jetzt verstehen wir auch, warum unser Wetterfrosch uns ein einer bestimmten Stelle aus dem Golfstrom heraus schicken wollte. Neben dem Strom sind sogenannte "Eddies", runde Wasserwirbel, und je nachdem, wo wir sind, werden wir geschoben oder gebremst.
Durch den früh eintretenden Südwind konnten wir wir den geplanten Eintrittspunkt in den Golfstrom nicht erreichen und mussten früher nach Südosten abbiegen. In unserem jugendlichen Leichtsinn hatten wir angenommen, dass wir dann einfach parallel zum vorgesehenen Kurs fahren könnten… Falsch gedacht und jetzt haben wir den Salat bzw. den Gegenstrom! Wir können nicht stundenlang motoren nur um uns auf der Stelle zu halten… Also Motor aus – Folge: wir treiben mit 3 Knoten in die falsche Richtung… auch nicht wirklich gut… das alles immer noch in totaler Finsternis und latent seekrank…
Das einzige, was uns jetzt retten kann ist Wind und der setzt glücklicherweise kurze Zeit später ein, auch noch aus einer günstigen Richtung, nämlich genau von der Seite. Also im ersten Büchsenlicht Segel zur Abwechslung wieder hoch, Henry an und die TRITON fängt an zu laufen. Erst langsam und dann immer schneller geht es in die richtige Richtung. Die Sonne geht auf und das Leben sieht schon viel freundlicher aus. Bei 7 kn Fahrt kommen wir trotz des Gegenstroms voran!
27.05.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 133 sm (leider durchs Wasser und nicht über Grund)
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