Seiten

Dienstag, 31. Juli 2018

Tag 392 - Block Island: Insel-Triathlon

In den letzen Tagen hat unser Außenborder gezickt: der Leerlauf lief nicht mehr so wie er sollte. Das machte die Manöver beim An- und Ablegen spannend. Da wir aber nicht so viel Spannung wollen, hat Ralf den Motor gestern repariert. In weiser Voraussicht hatte er von Paul einen neuen Vergaser mitbringen lassen. Angeblich hat der Motor dadurch jetzt 6 PS (statt 5). Mir ist aber nix aufgefallen, statt dessen habe ich mich über „Einhornpower“ gefreut. 
Unser Hafenhandbuch empfielt, Block Island per Fahrrad zu erkunden und so erkundigen wir uns nach einem Fahrradverleih, den wir dann auch ganz in der Nähe des Dinghy-Docks finden. Wir bekommen zwei gute „Cruising“-Räder (im Gegensatz zu Mountainbikes) und machen uns auf den Weg zum Leuchtturm im Norden der wie ein Kotlett geformten Insel.
Es ist erstaunlich hügelig, aber unsere Fahrräder haben gute Schaltungen, so dass wir die Steigungen gut bewältigen und dann auf einem kleinen Parkplatz ankommen. Am Ende der halbmondförmigen Bucht ist der Leuchtturm zu sehen und so kommt jetzt nach dem Radfahren der 2. Teil unseres Triathlons: Gelände-„Lauf“. Der Strand ist schräg und teilweise geht es über große, wegrollende Steine. Zur Abwechslung müssen wir auch ab und zu durch tiefen Sand, Kieselsteine oder Muscheln mit Seegras… Ich habe einen Wanderstock gefunden und so kommen wir gut voran.
Der Leuchtturm selbst ist dann ehrer eine Enttäuschung, denn wir dürfen nicht hinauf und von unten können wir noch nicht einmal das Meer sehen. Der Eintritt kosten 3 Dollar, aber wir waren schon in so vielen Leuchtürmen, dass wir darauf verzichten.
Stattdessen setzten wir uns auf eine Bank und essen erst einmal die mitgebrachten Äpfel. Das erregt sofort die Aufmerksamkeit von zwei sehr großen Möwen, die keinerle Angst haben und uns sehr nahe kommen. Am Ende wirft Ralf ihnen dann seinen „Apfelkrotzen“ (hessisch) zu. Klar, beide wollen ihn haben und so kommt es zu einem richtigen Tauziehen in dessen Verlauf der Apfelrest zu Boden fällt. Während die beiden Kontrahenten flügelschlagend kämpfen, wird das Kerngehäuse dann heimlich, still und leise von einer Junior-Möwe (dunkle Federn) geklaut, was dann große Empörung bei den Alten auslöst.
Nun müssen wir natürlich wieder zurück in den Ort und machen unterwegs einen kurzen Halt am Strand. Mit den Dünen, dem langen Gras, den Heckenrosen und dem hellen Sand erinnert mich die Landschaft sehr an Juist, die Nordseeinsel, auf der ich als Kind viele schöne Sommer verbracht habe. Ralf findes es hier insgesamt zu voll.
Nach den Disziplinen Radfahren und Laufen lassen wir das Schwimman aus und ersetzten es kurzerhand durch „Essen“. Zunächst suchen wir uns Persephone’s Kitchen für unser spätes Mittagessen aus, das sehr herzlich serviert wird.
Wir laufen ein wenig durch New Shoreham, nette Häuser aber viele Touristen und entsprechende Geschäfte. Viele kommen als Tagesgäste mit der Fähre auf die Insel. Hier gibt es auch viele Eisgeschäfte, aber bisher haben wir an der ganzen Ostküste keines gefunden, dass „richtige“ Eisbecher serviert. Das höchste der Gefühle ist Sahne, Sauce und Streusel. Ralf hat die geniale Idee, kleingeschnittene Früchte zu kaufen und schon haben wir Eis mit Früchten.
In den Läden gibt es T-Shirts, Tassen, Taschen, Kissen und auch sonst alles mögliche und unmögliche in verschiedenen Variationen mit „Block Island“ oder dem markanten Umriss der Insel bedruckt. Mir gefällt am besten diese bunte Installation.
Abends radeln wir dann zurück zu unserem Fahrradverleih, der direkt neben der Kneipe „The Oar“ (Ruder), von der uns jeder erzählt hat und von der wir auch schon unterwegs verschiedene T-Shirt-Träger getroffen haben. Es ist hier üblich, dass jedes Restaurant oder Geschäft seine eigenen T-Shirts verkauft. Wir schauen uns nur die berühmten personalisierten Ruder an und lassen dann den Tag gemütlich auf der TRITON ausklingen.

Montag, 30. Juli 2018

Tag 391 - Stonington-Block Island: Endlich andere Segler

Wieder bestimmen die Tidenströme unseren Zeitplan und wir legen unsere Abfahrt so, dass wir gut aus Stonington heraus und gut in die geschützte Bucht auf der kleinen Insel Block Island hinein können. Wir haben leichten Wind, der aber über den Tag zunimmt und uns einen schönen Segeltag bei wenig Welle ermöglicht. Heute sehen wir zahlreiche Segler und Motorboote, wahrscheinlich, weil unsere Theorie mit dem Wochenende stimmt.
Hier gibt es öfter Nebel und so geben viele Seezeichen Töne von sich. Auf unserem letzen Liegeplatz war ständig in der Ferne eine „Heulboje“ zu hören. Die Ansteuerungstonne von Block Island ist eine Glockentonne, hier gut zu erkennen.
Das Fahrwasser führt ganz eng am Badestrand entlang und wir können, im tiefen Kanal fahrend“, den nur wenige Meter am Ufer entfernt Badenden zuwinken.
Auch unser Ankerplatz ist ziemlich tief, rund 10 m und das bedeutet, dass wir 50 m Ankerkette herauslassen. Der Tidenhub ist hier glücklicherweise nur 80 cm. Morgen wollen wir in Ruhe die Insel erkunden, aber heute bleiben wir an Bord und lesen. Ich habe die New York Times im Abo (nur 1 Dollar pro Woche) und dort auf der Bestseller-Liste war kürzlich ein Buch, das auf Martha’s Vinyard und Nantucket spielt, zwei Inseln hier in der Nähe, die wir auch besuchen wollen. Es liest sich bishier recht unterhaltsam mit einigem Lokalkolorit.
Früher war es Seglerbrauch, zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang die Nationalflagge herunterzuholen. Wir – und wie wier beobachten auch andere Segler – sind da aber ziemlich nachlässig geworden. Hier in der Bucht machen wir das aber pünktlich um 20:00 Uhr, nachdem ein Kanonenschuss von Land her zu hören ist.

Sonntag, 29. Juli 2018

Tag 390 - Stonington: Noch einmal ins Museum

Mit unseren Karten können wir an zwei aufeinander folgenden Tagen ins Museum in Mystic und so machen wir uns wieder mit Uber auf den Weg. Diesmal gehen wir zuerst in den „Working Boatyard“. Hier sind die absoluten Holzboot-Bau-Experten am Werk. Von der Auswahl der Bäume über das Zuschneiden der Stämme bis zum Bauen kompletter Boote kann hier alles erledigt werden. So gibt es verschiedene Spezialsägen, mit denen im Moment ca. drei Bäume pro Tag zugeschnitten werden.
In einer großen Halle steht eine riesige Drehbank, z.B. für die Masten. Auf dem Gelände der Werft gibt es außerdem noch eine Lackiererei und eine Werkstatt für Metallverarbeitung. Alle Boote des Museums werden hier gewartet und repariert. Wir treffen Thomas, der uns erzählt, dass das Museum zahlreiche Boote gespendet bekommt. Die ehemaligen Eigner können das dann von der Steuer absetzten und seine Aufgabe ist es, die Boote wieder zu restaurieren und dann zu verkaufen.
Im Moment arbeitet die Werft an einem Großprojekt. Im Jahr 1620 waren die „Pilgrim Fathers“, eine Gruppe von Puritanern, mit dem Schiff MAYFLOWER in New England gelandet (obwohl sie eigentlich nach Virginia wollten). Nach einem Winter in Cape Cod gründeten sie eine Siedlung in, die sie dann originellerweise Plymouth nannten, genau wie die Stadt, von der aus sie in England gestartet waren. Nach dem 2. Weltkrieg schenkten die Engländer den Amerikaner aus Dankbarkeit für deren Hilfe einen Nachbau der MAYFLOWER und segelten diese von Plymouth, Devon nach Plymouth, MA.
Für das Jubiläum im Jahr 2020 wird die MAYFLOWER II jetzt hier in Mystic Seaport aufwendig restauriert. Nur etwas 25 % des Schiffes bleiben Original, alles andere wird ausgetauscht. Die Baustelle ist in einer großen Halle, und die Werft hofft, die Arbeiten bis Ende 2019 geschafft zu haben. Vieles wird mit Original-Werkzeugen erledigt und in der Ausstellungshalle gibt es beeidruckende Filme über die handwerklichen Fähigkeiten der Schiffsbauer.
An diesem Wochenende ist außerdem ein Treffen von klassischen Booten, die alle über die Toppen geflaggt im Hafen liegen (siehe oben). Neben den Segelbooten sind auch verschiedene Motorboote gekommen, alle top gepflegt und wunderschön.
Zu unserer Überraschung sind auch noch andere Oldtimer nach Mystic gekommen, denn das Museum ist das Ziel einer Ausfahrt von sogenannten „Woodies“, Autos, bei denen ein Teil der Karosserie aus Holz gefertigt ist. Es gibt sogar einen kleinen Wohnwagen.
Gestern sind wir nicht dazu gekommen, alle Handwerksbetriebe zu besichtigen und so gehen wir heute noch zum Rigger, zum Segelmacher und – besonders interessant – zur Seilflechterei. Leider ist hier kein Handwerker, den wir fragen können, aber auch hier sieht alles so aus, als würde es regelmäßig benutzt. Aus dünnen Schnüren werden immer dickere Seile hergestellt bis das Tauwerk schließlich fertig ist.
Wir haben noch Gelegenheit, an einer Vorführung in der Druckerei teilzunehmen. Bei Ralfs Erfahrungen mit dem Linoldruck für Weihnachten hat er natürlich keine Probleme, die Druckerpresse zu betätigen.
Im Nachbau des Leuchtturms lernen wir, dass die USA das Land mit den meisten Leuchttürmen der Welt ist und wir haben Gelegenheit, das Dampfschiff SABINO auch noch einmal von außen zu sehen.
Als letzt Tat gehen wir dann auf die CHARLES W. MORGAN, die über 80 Jahre lang als Walfänger unterwegs war und insgesamt 37 Fahrten unternahm. Sie war zum Teil mehrere Jahre lang unterwegs, weil sie zur Jagd bis in den Pazifik fuhr.
Weil wir sowieso per Uber unterwegs sind, lassen wir uns auf dem Rückweg am Supermarkt absetzten und fahren dann wieder per Uber fast bis ans Dinghy Dock – wirklich praktisch. Die einige Herausforderung ist es, alles, was gekühlt werden muss in unserem „Kühl-Loch“ zu verstauen.

Samstag, 28. Juli 2018

Tag 389 - Stonington: Mystic Seaport Museum

Ralf liest seit vielen Jahren die amerikanische Zeitschrift „WoodenBoat“. Jährlich findet die WoodenBoat-Show in Mystic Seaport statt. Leider haben wir es nicht zur Show (im Juni) geschafft, aber wir wollen natürlich heute in das entsprechende Museum gehen. Museum ist eigentlich das falsche Wort, denn es ist ein ganzes Museumsdorf mit einer Werft und es gibt außerdem zahlreiche historische Boote, die besichtigt und sogar benutzt werden können.
Im Dorf sind Gebäude aus dem 19. Jahrhundert aus ganz Neu England wieder aufgebaut worden. Außerdem gibt es verschiedene Ausstellungsgebäude. Großzügige Spender haben das Museum finanziell unterstützt und so ist alles vom Feinsten und in hervorragendem Zustand.
In den Gebäuden sind dann alle Arten von maritimen Handwerkern und Händler zu finden, die erforderlich waren, um Boote zu bauen, zu reparieren, auszurüsten und zu fahren. Wir schaffen es nur in wenige Gebäude, z. B. zur Werft für kleine Boote, zum Schiffsausrüster und zum Schmied.
Besonders schön finde ich, dass hier – im Gegensatz zum Musem – die Ausstellungsstücke im richtigen Zusammenhang gezeigt werden. Im Geschäft für nautische Instrumente gibt es Kompasse, Schiffs-Chronometer und Sextanten, beim Schiffsausrüster Laternen, Eimer, Blöcke und das berühmte Walker-Schlepplog und beim Schmied sind die Hämmer auch wirklich im Einsatz.
Irgendwie sind wir im lezten Jahr nicht genug gesegelt, jedenfalls mieten wir uns ein historisches Segelboot, eine „Beetle Cat“. Es ist 3,76 m lang und 1,80 m breit, also fast ein Verhältnis von 2:1 und hat nur ein Segel mit einem Gaffelrigg. Wir haben es erst nur für eine halbe Stunde gemietet, aber es macht so viel Spaß, dass wir dann auf eine Stunde verlängern.
Ralf mag Äpfel, Nutella und Dampfmaschinen und daher ist klar, dass wir als nächstes mit dem historischen Dampfschiff „SABINO“ fahren müssen. Gebaut 1908 wurde es als Passagierfähre eingesetzt. Es gibt keine Maschinentelegraphen, sonder die Verständigung zwischen Brücke und Maschinenraum erfolgt über eine Glocke, die Vorwärts- und Rückwärtsfahrt anzeigt.
Wir fahren vor dem Museums-Gelände entlang und haben einen guten Blick auf die verschiedenen Schiffe und den Leuchtturm, der in keinem Seefahrtsmuseum hier fehlen darf. Von Land aus haben wir beobachtet, wie hier alles für einen Hochzeitsgesellschaft vorbereitet wird – eine schöne „Location“!
Außerdem können wir den Bootsschuppen und unsere Beetle Cat (namens Skip’s Star) noch einmal sehen.
Wir schaffen es gerade noch, eine weitere Werkstatt zu besichtigen, die Küferei. Das Tolle hier ist, dass die Gebäude tatsächlich benutzt werden und wir dem Handwerker beim Arbeiten zusehen und Fragen stellen können. Wir erfahren, dass entsprechend geschnitzte Holzstücke in Ringe der richtigen Größe eingepasst werden. Der Küfer kennt sogar den deuschen Namen für seine spezielle Werkbank: Schnitzelbank oder Schnitzbank. 
Als letzten Programmpunkt haben wir uns noch den Vortrag „Summer Stars an the Mariner“ im Planetarium ausgesucht. Wir sehen verschiedene Planeten und lernen, Sternbilder zu finden. Den Vortrag hält ein junger Mann, der seine Sache sehr gut macht. Er stellt Fragen an das Publikum und zeigt die Konstellationen mit einem Laserpointer. Wir fragen nach und es stellt sich heraus, dass es ein 15jähriger Freiwilliger ist – Respekt!
Nun geht es mit „Uber“ wieder zurück zu unserer Marina. Dort bestellen wir einen Tisch im hochgelobten „Dog Watch Café“. Nach 45 Minuten bekommen wir ein SMS, dass wir jetzt kommen können und essen Linguine mit Shrips und Knoblauch (ich) bzw. Pizza mit Pilzen, Zwiebeln und Peperoni-Wurst (Ralf) – wirklich gut!

Freitag, 27. Juli 2018

Tag 388 - Fishers Island-Stonington: Kurze Fahrt und hübsche Stadt

Ich habe es gestern nicht geschrieben, um unsere Eltern nicht zu beunruhigen, aber ich war noch nie an einem Ort, an dem so viel Wind vorhergesagt war. Für die Nacht waren es teilweise 30 Knoten Wind mit Böen bis zu 50 Knoten. Aber Vorhersagen sind ja bekanntlich schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen und so hatten wir in der zwar reichlich Wind und Regen aber nicht in er angekündigten Stärke. Wir lagen an einem geschützten Platz und ich habe im letzten Jahr sehr viel Zutrauen in unseren Anker bekommen.
Fishers Island liegt im Bundesstaat New York (siehe unten), aber jetzt wollen wir wieder an die Nordküste und damit nach Connecticut. Unser Ziel ist eigentlich Mystic Seaport und dort das maritime Museum, aber eine kurze Recherche ergibt, dass ein Liegeplatz dort für 22 Stunden (nicht vor 13:00 Uhr kommen und spätestens um 11:00 gehen) satte 180 Dollar kostet. Wir weichen also nach Stonignton aus, wo es eine Mooring für „nur“ 55 Dollar gibt. Es ist nur eine kurze Fahrt (6 sm) bei glattem Wasser und nach und nach verschwinden die Wolken und der Himmel wird blau.
Wir greifen unsere Mooring, sehr komfortabel mit „Antennen“ an den Leinen, die man vom Bug aus gut erreichen kann, und machen dann unser Beiboot für einen Landausflug klar. Wir laufen ins sehr gut bewertete Café „Social“, die selbst Kaffee rösten und sehr professionelle Maschinen am Start haben, aber Ralf findet den Cappuccino zu bitter.
Dafür ist der Ort um so schöner. Jede Menge bunte Holzhäuser und nette kleine Geschäfte, alles makellos sauber und liebevoll dekoriert. Mich stören nur die dicken Stromkabel, die überall von hohen Holzmasten hängen.
Es gibt einen kurzen Weg am Ufer entlang, wo noch ein Yachtclub ist. Auch hier alles sehr gepflegt mit Häusern, die einen tiefen finanziellen Frieden ausstrahlen…
Am Ende des Weges ist ein Aussichtspunkt und von hier aus können wir drei Bundesstaaten sehen. Stonington ist der östlichste Hafen von Connecticut, neben uns liegt Rhode Island und vor uns New York in Form von Fishers Island.
Ich erfreue mich an den zahlreichen Gärten und Beeten mit Blumen und Blüten in allen Farben, sogar Heckenrosen sind dabei, die mich an Sommerurlaube auf der Nordseeinsel Juist erinnern.
Unser Mooringfeld ist voll, hier liegen zahlreiche Boote, teilweise wunderschöne Klassiker. Allerdings sind nur die wenigsten bewohnt. Wir genießen das Abendlicht und dann die Dämmerung. Das habe ich in der Karibik sehr vermisst. Nach dem Abendessen fahren wir noch einmal zum Duschen mit dem Dinghy an Land.