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Donnerstag, 5. Juli 2018

Tag 366 - Grove Point-Chesapeake City: Jahrestag

Wir hatten glücklicherweise eine ruhige Nacht und der Tag heute ist nicht ganz so heiß. Es ist wieder nur sehr wenig Wind und daher richten wir uns nach dem Strom, der uns dann auch gut mitschiebt. So haben wir schnell unser Tagesziel erreicht, den Bohemia River. Allerdings ist er nicht so tief, wie und unseren Karten (elektronisch und auf Papier) ausgewiesen. Hier sollen bei tiefster Ebbe 2,10 m Wasser sein und das Echolot zeigt auch 2,10 m an, aber jetzt ist Flut und später hätten wir dann 60 cm weniger… Also fahren wir wieder aus der Flussmündung heraus und ankern neben dem Fahrwasser.
Wir machen uns Gedanken über die nächsten Tage und überlegen, welche Häfen und Ankerplätze in Frage kommen. In der Chesapeake Bay gab es an jedem dicken Baum eine Möglichkeit, aber der Delaware ist wesentlich weniger erschlossen und es gibt dort starke Tidenströme, so dass wir zur richtigen Zeit los müssen. Wir überlegen verschiedene Szenarien und entscheiden uns dann, heute noch nach Chesapeake City weiterzufahren. Es geht durch eine schöne Flusslandschaft mit hübschen Häusern.
Chesapeake City liegt nicht an der Chesapeake Bay, sondern am Chesapeake & Delaware Kanal. Hier ist segeln verboten und es gibt wieder die Seezeichen, die wir aus dem ICW kennen. Heute ist Feiertag und bei dem sonnigen Wetter ist gefühlt die ganze Welt einen Ausflug mit dem Motorboot. Wir werden rechts und links überholt und jeder macht große Wellen, die unser Boot ganz schön zum Schaukeln bringen.
In Chesapeake City gibt es direkt am Kanal eine Marina mit einem großen Becken, in dem geankert werden darf. Wir hatten erst Zweifel, ob es für uns tief genug ist, aber eine Recherche im Internet ergab, dass es gerade frisch ausgebaggert worden ist – also nix wie hin. Unterwegs überholen wir wieder unseren Mitsegler von gestern, der auch heute tapfer die Segel oben hat. Später kommt er auch an den Ankerplatz und wir unterhalten uns nett.
Ein kleiner Fluss mündet in das Ankerbecken und die leichte Strömung sorgt dafür, dass die Triton ordentlich liegt und das Wasser so sauber ist, dass wir wieder schwimmen gehen können. Dann kommen noch die Nägel an die Reihe und zur Feier des Tages sogar etwas Nagellack. So aufgehübscht rudert uns Ralf an Land, wo wir essen gehen wollen.
Im Zweifel sind wir bei Essen gehen mit Pizza immer sehr gut gefahren. Etwas, dass wir nicht an Bord kochen und das meistens recht gut schmeckt, so auch hier. Das Restaurant ist gut besucht, aber ich hatte irgendwie erwartet, dass es heute – am Unabhängigkeitstag – mehr Deko in den Nationalfarben gibt und dass die Leute die entsprechend Klamotten tragen, die wir in den Geschäften gesehen haben. Aber es sieht alles ganz normal aus.
Es gibt noch nicht einmal ein Feuerwerk. Wir erfahren, dass die Orte an der Chesapeake Bay und am Kanal sich abgesprochen haben und dass es die ganze Woche jeden Abend an einem anderen Ort knallt. Hier war der große Tag am Montag. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als die beleuchteten Stege (immerhin rot, weiß und blau) zu fotografieren.
Für uns hat der Tag aber auch eine persönliche Bedeutung, denn heute vor einem Jahr sind wir ziemlich erschöpft in Workum angekommen – das erste Halbjahr 2017 war mit Arbeit und Vorbereitungen doch recht intensiv. Ich habe es tatsächlich geschafft, nahezu jeden Tag zu bloggen und bin mittlerweile sehr froh darüber, denn es gab so vielen Eindrücke  und Erlebnisse, dass ich einige gar nicht mehr zuordnen kann. Nun kann ich jedes Tag nachlesen, wo wir vor einem Jahr gewesen sind. Hier der Link zum Blog: klick

Es war ganz klar eines der interessantesten und abwechslungsreichsten Jahre meines Lebens und ich habe viel gelernt und über vieles nachgedacht. Gut gefallen haben mir nicht nur die Segeltage und -nächte und die so unterschiedlichen Länder und Landschaften, sondern ganz besonders die Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen: andere Segler, andere Touristen, Künstler, Händler, Guides und einfach ganz normale Einwohner, mit denen wir auf der Straße ins Gespräch gekommen sind. Ralf und ich haben den Traum einer Segel-Auszeit schon seit sehr vielen Jahren und es ist tatsächlich noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte!

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