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Mittwoch, 4. Juli 2018

Tag 365 - Worton Creek-Grove Point: Hitze und Blitze

„Morgen soll es ein wenig kühler werden“ habe ich gestern optimistisch geschrieben. Weit gefehlt! Ich kann mich nicht erinnern, jemals außerhalb einer Sauna so geschwitzt zu haben… Und als Bonus war es noch Sauna mit Aufguss, denn zur Hitze kommt auch noch die Luftfeuchtigkeit. Wir hoffen wieder auf die Nachmittagsbrise und fahren erst um 13:45 Uhr los.
Es ist zwar nicht viel Wind, aber ein Kollege hat die Segel oben und so versuchen wir es auch. Wir haben es nicht weit (ca. 12 sm) und so ist es OK, dass wir nur seeeehr langsam vorankommen. Hier oben gibt es wieder mehr Tidenstrom, weil es im Chesapeake-Delaware Kanal keine Schleuse gibt und so auch Wasser von dort in die Bay strömen kann.
Es entwickelt sich ein Gegenstrom von ca. 1 Knoten - das wäre normalerweise bei einer Marschfahrt von 5 kn kein Problem… Aber wir machen ja selbst kaum Fahrt in Richtung Ziel. Irgendwann springt dann der Plotter um und zeigt an, dass wir rückwärts fahren… Das ist dann der Moment, in dem wir doch die Maschine anwerfen…
Wir haben uns einen Ankerplatz am Eingang des Sassafras River ausgesucht, vor dem kleinen Städtchen Betterton. Unser Handbuch beschreibt es als guten Ort zum Ankern und Baden. Wir kommen langsam näher und sehen verschiedene Jetski-Fahrer ihre Runden drehen. Im Wasser treibt  ein gekentertes Fahrzeug und daneben sehen wir zwei Schwimmer. Wir bieten unsere Hilfe an und haben die Unfallstelle schon fast erreicht, als ein weiterer Jetski mit zwei Helfern eintrifft, die das Teil dann wieder aufrichten und meinen, dass sie alleine klar kommen.
Wir fahren also weiter und werfen unseren Anker ziemlich nah am Landungssteg. Ich kontrolliere daher nochmal die Wettervorhersage bei Windfinder und Windy. Es soll nachts schwachwindig aus östlichen Richtungen bleiben. Schwachwindig bedeutet keine eindeutige Richtung beim Ankern, dazu kommt noch die Strömung durch die Tide. Nicht optimal.
Wir gehen aber erst einmal schwimmen, ein Genuss, nach dem heißen Tag. Das Wasser ist hier erstaunlich kühl und wir kommen richtig erfrischt wieder aufs Boot. Durch die Sonne ist das Teakdeck so heiß geworden, dass wir nicht mit nackten Füßen darauf laufen können, deswegen bekommt auch die Triton eine Dusche.
Ich bin gerade dabei, das Abendessen zu machen, als wir beide eine SMS mit einer Flutwarnung für unser Gebiet bekommen. Ein Blick zum Himmel zeigt ein ganz unerfreuliches Bild. Es haben sich dunkle Gewitterwolken aufgebaut und die Sonne geht mit einem ganz unheimlichen roten Licht unter. Eine merkwürdige Stimmung, aber es ist immer noch fast windstill.
Wir machen die Luken zu, räumen das Deck frei und sichern bewegliche Teile. Und dann geht es auch schon los und bläst aus allen Rohren. Unangenehm ist, dass – wie üblich – die Wolke den Wind ganz erheblich gedreht hat. Oberes Bild: Sonne etwa rechtwinklig zum Boot – unteres Bild: Sonne direkt vor dem Boot, das bedeutet, der Wind kommt jetzt aus westlichen Richtungen und wir liegen auf einmal mit dem Heck in Richtung Steg und Land. Gar nicht gut. Dazu kommt eine unangenehme Welle, die sich ganz schnell aufgebaut hat.
Wir beschließen, dass wir hier nicht bleiben wollen, sondern geschützter auf der anderen Seite der Bucht liegen. Im letzten Licht holen wir den Anker hoch und versuchen, unterwegs keine Hummerpötte zu treffen. Neben uns wird der Himmel in unregelmäßigen Abständen von Wetterleuchten erhellt. Aber für ein richtiges Gewitter fehlt der Donner. Ich bin froh, denn Gewitter auf See mag ich gar nicht! Jedenfalls lege ich sicherheitshalber mein Handy in Alufolie gewickelt in den Backofen. Nicht weil wir jetzt „Smartphone im Schlafrock“ essen wollen, sondern um es vor einem eventuellen Blitzeinschlag zu schützen… Wir kommen gut am neuen Ankerplatz an und auch das Ankern im Dunkeln funktioniert. Nur für die Farbmarkierungen (wegen der Kettenlänge) brauche ich die Stirnlampe. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt und ich hoffe auf eine ereignislose Nacht.

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