Dienstag, 8. Juli 2025

Tag 59 - Bergen-Griesheim: 12-Stunden-Schicht

Wir haken noch die letzten Punkte auf der Liste ab, packen die letzten Sachen ein und bauen das Cockpitzelt auf. Dann bleibt die Triton im Bergener Segelclub liegen - auf einem sichere Platz zwischen zwei größeren Schiffen.
Wir haben jeder drei Gepäckstücke und machen uns damit auf den Weg zur Bushaltestelle, die praktischerweise direkt vor dem Club zu finden ist.
Der Bus ist pünktlich und ich bin fasziniert von der Ausstattung mit kleinem Mülleimer, Kehrblech und Feuerlöscher.
Noch einmal umsteigen in die Bahn und wir kommen gut beim Flughafen an  (siehe Titelbild). Wir fliegen mit der niederländischen Fluglinie KLM und die haben uns geschrieben, dass wir unser Handgepäck aufgeben sollen, weil der Flug so voll ist. Wie sich herausstellt, ist er nicht nur voll, sondern auch verspätet, so dass wir unseren Anschlussflug in Amsterdam nicht bekommen und auf einen späteren Flieger umgebucht werden. So verbringen wir den Tag auf verschiedenen Flugplätzen, aber letztendlich sehen wir die Skyline von Frankfurt und das beleuchtete Stadion. Paul und Johanna holen uns ab (Danke!) und nach rund 12 Stunden sind wir dann daheim.
Der Rückflug ist für den 22. Juli gebucht und dann geht es auch mit dem Blog weiter. Geplant ist, die norwegische Küste von Bergen aus Richtung Süden zu erkunden.

Montag, 7. Juli 2025

Tag 58 - Bergens Seilforening: Wir machen klar Schiff

Kein Wind, sonnig und richtig warm - gute Bedingungen für Arbeiten an Bord (siehe Titelbild). Wir nutzen die Gelegenheit, die Schränke und Stauräume durchzusehen und auszusortieren, was wir nicht oder nicht mehr benötigen. Viele Seekarten und Handbücher haben wir schon getauscht. Der Rest kommt mit nach Hause und soll dann verkauft werden. Auch die Kleidung wird durchgesehen. Außerdem waschen wir noch zwei Maschinen.
Unter Deck wird der Staubsauger geschwungen - das geht nur mit Landstrom und war mal wieder nötig.
Wir räumen unser "Kühl-Loch" aus (ein großer Raum wird durch eine kleine Klappe gefüllt) und putzen auch das (ich komme mit ausgestreckten Armen nicht auf den Boden und helfe mir mit Lappen über Spülbürste). Es ist nicht mehr viel übrig und wir machen noch Sandwiches für den Reisetag morgen.
Auch an Deck gibt es einiges zu tun. Ralf ist nicht zufrieden mit dem Spiel des Steuerrads und plant dort eine Verbesserung. Man beachte: T-Shirt und kurze Hosen - das hatten wir nicht mehr seit den ersten Tagen in Largs!
Jede Menge Leinen werden verstaut - insbesondere, um sie vor dem UV-Licht zu schützen. Überall sieht die Triton jetzt schön und aufgeräumt aus!
Es war gut, dass wir noch die Zeit hatten, alles in Ruhe fertig zu machen. Morgen müssen wir nur noch das Cockpitzelt aufbauen und den Haupschalter ausmachen. Der Bus zum Flughafen fährt direkt vor der Tür ab und braucht nur 30 Minuten. Wir genießen noch das wunderbare Abendlicht im Cockpit.
 

Sonntag, 6. Juli 2025

Tag 57 - Hjellestad-Kviturspollen: Eine Bucht weiter

Vormittags regnet es noch, also räumen und sortieren wir weiter an Bord. Nach dem Mittagessen geht es dann los durchs enge Schärenfahrwasser. Netterweise ist an den Seezeichen eine kleine Nase, die anzeigt, auf welcher Seite wir passieren sollen (siehe Titelbild).
Unser Ziel ist der Segelclub von Bergen, der in der nächsten Bucht liegt. Morgen sollen wir dort einen freien Liegeplatz für die nächsten 14 Tage zugewiesen bekommen. Er liegt gleich in der nächsten Bucht und wir fahren gemütlich unter Motor. Am Ufer stehen wunderschöne Häuser, oft mit passenden Bootshäusern und entsprechenden Motoryachten. Überhaupt ist hier gefühlt das Verhältnis von Motorbooten zu Segelbooten etwa 80 : 20.
Wir vermuten, dass es sich überwiegend um Ferienhäuser handelt. Alles sieht sehr teuer und gepflegt aus. Hier hat ein Bootshaus eine bessere Bausubstanz als ein Wohnhaus in Schottland. Im Segelclub legen wir uns erst einmal außen an den Steg. Ein nettes Mitglied nimmt uns die Leinen ab. Der Club selbt ist wunderbar eingerichtet und hier können wir auch die Waschmaschine benutzen - leider ohne Trockner.
Nachmittags ist dann auch die Sonne herausgekommen. Ingesamt ist es hier deutlich wärmer und Ralf ist begeistert, weil er im T-Shirt im Cockpit sitzen kann. Morgen müssen wir noch auf den endgültigen Liegeplatz verholen, putzen und das Handgepäck packen, bevor es dann am Dienstag in die Heimat geht.

Tag 56 - Hjellestad: Eine andere Welt

Nach der "Nachtfahrt" (wirklich dunkel wird es hier um diese Jahreszeit nicht) mit Wachdienst genießen wir die Ruhe in unseren Kojen und schlafen erst einmal aus. Heute regnet es nur einmal und wir sind froh, dass "Wirbel-Willi", unser Heizlüfter, die Kälte und Feuchtigkeit aus dem Boot vertreibt. Wir suchen die schmutzige Wäsche zusammen - eine Menge, da wir auch die Bettwäsche und Handtücher waschen wollen - und machen uns auf den Weg zum Waschhaus.
Auf unserem Weg hierher haben sind wir von der westlichen Hemisphäre in die östliche gewechselt und auch die Zeitzone hat sich geändert. Wir sind jetzt in den geschützten Schären und auch sonst ist hier schon auf den ersten Blick vieles ganz anders als in Schottland. Das fängt damit an, dass es hier keinen Hafenmeister gibt. Statt dessen wird das Hafengeld über eine App (GoMarina) bezahlt und mit der Quittung erhält man auch den Code für die Waschräume. Die sind sehr hübsch gestaltet, aber leider ohne Waschmaschine. In UK war offensichtlich Vorschrift, dass es eine Behindertendusche/Toilette geben muss - hier ist erst einmal keine zu finden. Dort kosteten die Duschen ein Pfund für - je nach Hafen - 6-15 Minuten, hier ist das Duschen im Hafengeld enthalten.
Auch wenn wir die Wäsche nicht waschen können, sind doch mindestens wir sauber geworden und können so zu unseren nächsten Projekten starten. Unter Deck wird geputzt, wir sortieren Seekarten und Bücher und machen ein Inventur der noch vorhandenen Lebensmittel. Wir haben uns entschieden, nicht weiter nach Norden zu segeln, sondern an der Küste entlang nach Süden bis in den Oslofjord, wo wir uns ein Winterlager suchen wollen. Außerde klären wir, wo die Triton während unserer Halbzeitpause liegen bleiben soll. Wir beziehen die Betten frisch und Ralf repariert den Wasserhahn in der Küche. Zur Belohnung gibt es dann sehr guten (und erstaunlich günstigen) Kaffee und Kuchen im Restaurant direkt am Hafen.
Nicht so günstig sind allerdings die Preise für Lebensmittel im kleinen Laden - ebenfalls direkt am Hafen. Wir sind hier im Speckgürtel von Bergen, der zweitgrößten Stadt in Norwegen und alles hier strahlt einen tiefen finanziellen Frieden aus (siehe Titelbild). Wir kaufen uns daher nur ein paar Hamburgerbrötchen und Toilettenpapier und verbrauchen lieber noch etwas von unseren frischen Vorräten. Direkt neben uns im Hafen liegt eine schwimmende Sauna, die stundenweise gemietet werden kann und regelmäßig macht es neben uns "platsch", wenn wieder ein Gast mutig in Wasser springt. Überhaupt zeigen sich die Einheimischen vom Wetter eher unbeeindruckt.

Freitag, 4. Juli 2025

Tag 55 - Nordsee-Hjellestad: Ankuft in Norwegen

Die Nacht vergeht ohne besondere Vorkommnisse und am nächsten Tag bekommen wir leichte Winde und Sonne. Unsere Windfahne "Sir Henry" (siehe Titelbild) steuert klaglos und unermüdlich und benötigt keinen Strom. Die Triton ist weiter - nur etwas langsamer - Richtung Ziel unterwegs. Wir baumen aus und wechseln uns weiter mit den Wachen ab.
Direkt vor der norwegischen Küste gibt es eine Schifffahrtsstraße und hier sind einige Frachter und Tanker unterwegs. Einem kleinen Schlepper, der ein sehr großes Schiff zieht, müssen wir sogar ausweichen.
Wir werden wieder schneller, als der Wind zulegt und mehr von der Seite kommt. Der Himmel wird grau und es beginnt zu regnen. Aber wir freuen uns, als wir den Leuchtturm an der Ansteuerung sehen.
Wieder müssen wir die Gastlandsflagge wechseln, diesmal von Shetland auf Norwegen. Die norwegische Flagge ist schon lange auf der Triton, denn 2005 - vor 20 Jahren! - haben Philipp, Günter und Karl-Heinz, das Boot nach Bergen gesegelt, wo wir und die Kinder es dann übernommen haben.
Mit wenig Wind und Regen beschließen wir, nicht mehr bis nach Bergen weiter zu segeln, sondern einen Hafen in der Nähe anzulaufen. Es geht ohne Welle und am Ende nur unter Fock langam durch das enge Schärenfahrwasser und wir bekommen noch einen freien Platz. Morgen wollen wir klären, wo wir die Triton während unserer Halbzeitpause liegen lassen können.
Für 198 sm haben wir ziemlich genau 32 Stunden benötigt. Das ist ein Schnitt von etwas über sechs Knoten und das trotz der Flautenphase und der langsamen Fahrt am Anfang und am Ende der Reise - wir sind sehr zufrieden. 

Donnerstag, 3. Juli 2025

Tag 54 - Lerwick-Nordsee: Auf zu neuen Ufern!

Heute wollen wir zur Überfahrt nach Norwegen starten. Schon gestern habe ich dafür Vorbereitungen getroffen und als Entwürfe gespeichert: Travel Report für die Behörden in UK, dass die Triton mit zwei Personen an Bord das Land verlässt, Travel Report für die Behörden in Norwegen, dass wir dort ankommen. Alles natürlich mit allen Einzelheiten, von Passnummer zu Bootslänge... Außerdem die Navigation von Lerwick zu einem kleinen Hafen in der Nähe von Bergen. Nun wird alles noch einmal überprüft und mit aktuellen Abfahrtzeiten losgeschickt. Wir vergleichen Wetterberichte und passen die Navigation an. Ich prüfe noch in der App vom norwegischen Zoll, ob wir mit unseren acht Litern Cidre über dem Limit liegen (gerade noch OK für zwei Personen). Wir verpacken noch das Beiboot und binden es auf dem Deck fest.
Dann müssen wir noch etwas warten, denn ein riesiges Kreuzfahrtschiff hat vor dem Hafen geankert und zwei Tender bringen die Passagiere an Land. Ihre Maschinen sind so kräftig, dass wir an die Kaimauer gedrückt werden und nicht ablegen können.
Aber dann geht es endlich los und bei leichtem Wind und Sonnenschein nehmen wir Abschied von Lerwick, Shetland, Schottland und UK. Hier haben wir dieses Jahr wirkliche eine schöne Zeit verbracht.
Mit Wind von der Seite sind wir sehr schnell unterwegs erst noch mit Sonne und später mit der einen oder anderen Schauerböe.
Wir fallen in den gewohnten Rhythmus von Wache und Freiwache. Ich schlafe schon einmal etwas vor, während Ralf oben Wache hält.
Dann tauschen wir und Ralf kann unten entspannen, während ich oben aufpasse. Es wird nicht langweilig, denn wir müssen den Kurs korrigieren und nach anderen Schiffen und hier in der Nordsee auch nach Ölplattformen Ausschau halten (siehe Titelbild). Diese funkt uns sogar an und will wissen, an welcher Seite wir passieren wollen.
 

Mittwoch, 2. Juli 2025

Tag 53 - Shetland: 4000 Jahre Geschichte

Noch wissen wir nicht, wann genau wir nach Norwegen aufbrechen wollen und wohin dort wir genau fahren werden. Wir beobachten weiter das Wetter. Damit wir handlungsfähig sind und uns kurzfristig entscheiden können, fahren wir die Triton gleich morgens an die Tankstelle, um ausreichend Treibstoff zu haben.
Das erledigt, wollen wir natürlich etwas von der Insel sehen und nach unseren Erfahrungen ist es dafür gut, die öffentlichen Busse zu verwenden. Wir suchen uns den Jarlshof an der Südspitze der Insel als Ziel aus und laufen zur Bushaltestelle. Es ist wunderbares Wetter und die Fahrt geht an der Küste entlang, vorbei ein Schafen, Kühen und - natürlich - Shetland Ponys.
Die Insel ist sehr hügelig und grün, aber es wir sehen keine Bäume, bestenfalls ein paar Hecken oder Büsche. Immer wieder öffnen sich tolle Aussichten.
Wir erreichen unser Ziel und laufen vorbei an einer Weide mit drei Shetland Ponys. Zwei andere Touristen machen Fotos. Auf einmal kommt aus ihrer Richtung das Wiehern eines Pferdes - die Ponys reagieren sofort und traben und gallopieren zum Zaun. Wie sich herausstellt kennt die Dame sich mit Pferden aus und hat einen entsprechenden Klingenton auf ihrem Smartphone. Ralf ist bereit, einen Apfel zu teilen und hat sofort drei neue beste Freunde (siehe auch Titelbild).
Dann geht es weiter zum "Jarlshof" - ähnlich wie Skara Brae, das wir auf Orkney besichtigt haben, handelt es sich hier um eine archäologische Ausgrabungsstätte. Aber anders als dort ist es nicht ein Dorf aus der Jungsteinzeit, sondern hier gibt es in verschiedenen Schichten die Überreste von Gebäuden aus der Zeit von ca. 2500 v. Chr. bis ins 17. Jahrhundert n. Chr.
Es beginnt mit einer ovalen Hütte aus der Jungsteinzeit, eine Schmiede aus der Bronzezeit, aus der Eisenzeit einen "Broch", einen doppelwandigen, runden (Wohn)Turm, ein Langhaus aus der Wikinger-Zeit, ein mittelalterliches Farmhaus und ein befestigtes Herrenhaus aus dem 17. Jahrundert.
Es gibt einen Audio-Guide, der einen guten Eindruck über die verschiedenen Zeiten vermittelt und erklärt, wie sich die Gebäude veränderten und wie die hier siedelnden Wikinger den Stil ihrer eigenen rechteckigen Langhäuser mitbrachten, die die runden Bauten ersetzten. Nicht verändert hat sich, dass alle Bewohner Landwirtschaft und Viehzucht betrieben und Von einer Aussichtsplattform haben wir einen guten Überblick über das Gelände und die Küste.
Zurück in Lerwick haben wir noch Zeit für einen Spaziergang an der Wasserfront. Hier gab es zahlreiche Landeplätze, sogenannte "Lodberries", bei denen die Häuser direkt ans Wasser gebaut sind. Das bekannteste ist sicher das Haus des fiktiven Inspektors Jimme Perez aus den Shetland-Krimis von Ann Cleeve und der dazugehörenden Fernseh-Serie.
Auch sonst haben wir wieder schöne Ausblicke und sehen, wie unser Stegnachbar sich auf den Weg nach Süden macht.
Wieder ein schöner und abwechslungsreicher Tag auf einer neuen Insel mit wieder anderem Charakter - und das auch noch bei Traumwetter! Der freie Platz neben der Triton ist schon wieder belegt, als wir zurück in den Hafen kommen. Morgen müssen wir enscheiden, wann und wohin wir weiter segeln wollen.
 

Dienstag, 1. Juli 2025

Tag 52 - Fair Isle-Lerwick: Champagner-Segeln!

Eigentlich wollten wir heute nur bis zur Südspitze der Hauptinsel von Shetland segeln, aber gerade da lief es so gut, dass wir einfach weiter bis nach Lerwick gefahren sind.
Auf dem ersten Stück kam der Wind noch so von hinten, dass wir die Fock ausbaumen mussten. Es gab noch eine Restwelle und wir kamen nur relativ langsam voran. Aber es war schön, ein trockenes Cockpit und warme Sonne zu haben.
Die Solarplatten werden so ausgerichtet, dass unsere Batterien optimal geladen werden können - wichtig, denn auf Fail Isle gab es keinen Landstrom und zu der Zeit sind wir noch davon ausgegangen, in der Nacht vor Anker zu liegen.
In der Abeckung der Insel sind die Wellen dann weg und der Wind kommt genau von der Seite - der beste Kurs überhaupt. Wir gleiten nur so übers Wasser - wunderbar (siehe Titelbild). So erreichen wir die Einfahrt zur Stadt und zum Hafen. Wir bergen das Großsegel fahren nur mit Fock weiter.
Lerwick wird auch von Kreuzfahrtschiffen angelaufen und wir sind froh, als wir sehen, dass eines gerade ablegt. Mehrere Tausend Kreuzfahrt-Touristen in einer Stadt mit 7.000 Einwohnern finden wir etwas zu viel des Guten.
Im Hafen bekommen wir noch den letzten Platz am Steg, weil ein schwedisches Boot etwas nach vorne rutscht und die Lücke größer macht. Sie nehmen uns auch noch die Leinen ab - perfekt! Nun genießen wir das Abendessen im Cockpit (mal ohne Cockpitzelt) und die friedliche Abendstimmung im Hafen.