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Sonntag, 20. August 2023

Tag 85 - Bere Island-Cahersiveen: Starker Wind und hohe Wellen

Pünktlich um 8:00 Uhr sind wir bereit zum Auslaufen. Alle Wetterberichte sind sich einig: Grundwindstärke 5-6 aus Süd-Südwest, in Böen auch 7 Beaufort. Da es schon einige Tage windig ist, können sich dazu auf dem Atlantik schöne hohe Wellen aufbauen. Zunächst geht es aber ganz friedlich los, weil wir noch in der Abdeckung hinter Bere Island sind.
Die erste Herausforderung ist es dann, aus dieser Abdeckung heraus gegen den Wind in die Bantry Bay zu fahren. Es ist eine Wind-gegen-Strom Situation mit unangenehm steilen Wellen, aber wir kommen gut durch.
Heute müssen wir zahlreiche Kaps runden und wir hoffen, dass wir das erste - Black Ball Head - ohne Kreuzen erreichen können. Zu unserer Freude klappt das sehr gut.
Danach können wir die Segel etwas herauslassen und Richtung des nächsten Kaps fahren. In der Südwestküste Irlands gibt es vier tiefe Einschnitte (Rias, überflutete Flussmündungen). Die Häfen liegen immer etwas im Inneren der Buchten, so dass wir bei unseren Trips zunächst aus einer Bucht heraus (in diesem Fall Bantry Bay) und dann in eine andere Bucht hinein fahren müssen.
Wir runden die Landspitze vor Dursey Island. Jetzt kommt der Wind schräg von hinten und wir können das Vorsegel links ausbaumen. Auch unser Timing war gut, denn die Strömung schiebt in die richtige Richtung. Hier liegen noch vier weitere kleine Felseninseln: The Bull, The Cow, The Heifer und The Calw (also Bulle, Kuh, Färse und Kalb), alle mit spektakulären Felsformationen. Wellen lassen sich schlecht fotografieren, aber hier brechen sie sich an "The Calw".
Wir schaukeln ziemlich hin und her, denn zu den Windwellen von schräg hinten kommt noch atlantischer Schwell von der Seite. Teilweise addieren sich die überlagernden Wellen zu ziemlich beeindruckender Höhe und sorgen für insgesamt unbequemes Segeln. Vorteilhaft ist, dass wir schnell unterwegs sind. Leider ist die Sicht nicht besonders gut und so können wir die Inseln Little Skellig (rechts) und Skellig Michael (links) nur im Dunst erahnen. Das ist schade, denn Skellig Michael mit einer mittelalterlichen Mönchssiedlung ist UNESCO Welterbe und war Drehort für Star Wars als Versteck von Luke Skywalker.
Auch die Küste der Hauptinsel ist nur schlecht zu erkennen und der Himmel wird langsam immer dunkler. Wir sind sowieso schon mit einem Reff im Groß und zwei Reffs in der Fock unterwegs, aber nun binden wir noch ein weiteres Reff ins Groß (siehe Titelbild). Hinter Valentia Island müssen wir den Kurs um 90 Grad ändern und das bedeutet eine Halse (mit dem Heck durch den Wind und die Segel auf die andere Seite ziehen). Die Halse klapp gut und auch das 2. Reff war die richtige Entscheidung. Selbst mit der mittlerweile dreifach gerefften Fock surfen wir noch mit teilweise über 10 Knoten Fahrt die Wellen hinunter.

Das ist gar nicht so gut, denn wie im Plotterbild zu sehen, fahren wir jetzt auf eine enge und felsige Einfahrt zu. Eigentlich hatten wir gehofft, dass Wind und Wellen in der Abdeckung der Insel weniger werden... Bei den Wellen stimmt das, aber der Wind legt nochmal zu und pfeift uns in Fallböen mit 29+ Knoten (Stärke 7) um die Ohren. Wir nehmen daher das Großsegel herunter und dabei passiert einer meiner Albträume: der Schnappschäkel, der die Großschot hält geht auf. Das bedeutet, das der Großbaum unkontrolliert hin- und herschlagen könnte. Besonders gefährlich, weil Ralf gerade an Deck mit dem Segel hantiert. Glücklicherweise ist das Groß schon unten, so dass wir den Schäkel wieder befestigen können. Keine Ahnung, warum er sich geöffnet hat. Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist.
Als wir die enge Einfahrt durchquert haben (natürlich liegt an der schmalsten Stelle wieder ein Fischpott), beruhigt sich die Situation. Wir haben uns entschieden, noch zwei Seemeilen flussaufwärts zu fahren, weil es dort einen Ort mit einem Aldi gibt, in dem wir unsere Vorräte wieder ergänzen können. Wir bekommen noch einen freien Platz in der kleinen Marina, aber das Anlegen ist bei dem kräftigen Wind und zusätzlicher Strömung des Flusses nicht einfach. Netterweise helfen uns andere Segler mit den Leinen und nun liegen wir sicher und geschützt im Hafen. Morgen soll es noch einmal ähnlich starken Wind geben und wir wollen hier bleiben.
 

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