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Dienstag, 22. September 2020

Tag 44 - Hörnum-Norderney: Nacht, Nebel und Sonnenschein

Die Langzeit-Wetterprognosen zeigen, dass es Starkwind aus West geben soll, daher beschließen wir, mit dem schwachen Ostwind einen großen Schlag Richtung Winterlager zu segeln. Zu den Inseln führen immer schmale Fahrwasser, oft mit einer Barre, die nur mit ausreichend Wasser zu befahren sind und daher geht es wieder früh los. Um 5:45 Uhr starten wir im pottendicken Nebel.
Wir können unserer Tracklinie von der Einfahrt folgen und tasten uns langsam durch die Dunkelheit an den Tonnen entlang. Selbst die beleuchteten können wir erst sehen, wenn wir direkt daneben sind.
Auch als die Sonne aufgeht, wird es zwar hell, aber wir fahren weiter in unserer Nebelglocke. Wir finden die Ansteuerung und haben dann freies Wasser. Nach und nach löst sich der Nebel auf und wir bekommen blauen Himmel. Wir können die dicken Klamotten ausziehen und selbst ein Fischer ruft uns einen freundlichen Gruß zu. Besonders schön ist es, dass unser neue Gennaker zum ersten mal zum Einsatz kommen kann (siehe Titelbild).
Kurz vor Helgoland bekommen wir einen Anruf über UKW-Funk. Wir haben aktives AIS, das bedeutet, dass wir ständig eine Kennung mit unserem Namen und Rufzeichen aussenden. Daher können uns andere Schiffe direkt ansprechen. Ich bin etwas überrascht, als die Triton von der "Hanseatic Inspiration" gerufen wird. Wie sich herausstellt, will sie gerade zwischen Düne und Hauptinsel einfahren und kann uns nicht ausweichen. Sie bittet uns daher, uns freizuhalten. Kein Problem, denn wir sehen sie ebenfalls über AIS.
Zwischen Helgoland und Norderney - unserem Tagesziel - führen drei große Schiffahrtsrouten in die Flussmündungen und an der deutschen Küste entlang. Diese müssen wir nun überqueren und das ist etwa so, als ob man mit einem Dreirad über die Autobahn fahren will... Vorgeschrieben ist, die Wege rechtwinklig zu kreuzen, was wir etwas zu unseren Gunsten auslegen... Lila sind die Zonen zwischen den Fahrtrichtungen, schwarz meine geplante Route und rot der Kurs, den wir bis zur Tonne in der Mitte gesegelt sind. Danach sind wir brav links abgebogen.
Alles klappt gut und wir haben keine Probleme mit den anderen Schiffen, die vor uns vorbei fahren.
Zwischendurch ist der Wind schwächer geworden, so dass wir etwas unter Motor fahren müssen, aber dann können wir den Gennaker wieder aktivieren. Praktisch ist, die Tasche, die an der Reling befestigt werden kann.
Es ist ein ganz wunderbare Stimmung an Bord. Wir gleiten über das Wasser, kaum Welle, neben uns geht die Sonne unter und dazu hören wir  Musik...
Irgendwann sind es nur noch 8 sm bis zur Ansteuerung. Vor lauter Begeisterung über den neuen Gennaker und die gute Fahrt sind wir jetzt zu früh und es ist noch nicht genug Wasser im Seegatt. Da hilft nur eines: fast alle Segel herunternehmen und treiben lassen...
Nur unter Fock geht es weiter. Vor uns geht der Mond auf und wir haben ein gemütliches Abendessen. Dann wird es noch mal spannend, denn die meisten Tonnen im Dovetief, der Zufahrt nach Norderney, sind nicht beleuchtet. Ich habe alle Positionen nochmals überprüft und genauen Kurs gelegt. Zusätzlich nehmen wir das Radar zur Hilfe. Dort sind die Seezeichen als helle Punkte zu sehen.
So kommen wir gut im Hafen an und sind froh, dass wir das erste große Stück gut geschafft haben. Trotz des schwachen Windes konnten wir - Gennaker sei Dank - den größten Teil der Strecke segeln.

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