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Donnerstag, 29. März 2018

Tag 268 - St. Barts: Aussichts-Reich

Gleich morgens stehen wir bei unserem Quad-Vermieter auf der Matte und holen unser Fahrzeug ab. Es ist komfortabler als das Modell auf Porto Santo, denn es hat hinten eine Kiste und ich damit eine Rückenlehne. Während Ralf unsere letzten East Caribbean Dollar in Euro umgetauscht hat (denn es ist uns klar geworden, dass wir keine entsprechende Insel mehr anlaufen werden), habe ich mir einen kleinen Rundkurs über die Insel überlegt. Von der Hauptstadt Gustavia wollen wir an der Südküste entlang nach Osten und dann an der Nordküste nach Westen bis zum äußersten Ende. Zwischendurch gibt es immer wieder Aussichtspunkte.
Saint-Barthélemy wurde von Kolumbus nach dem Schutzheiligen seines Bruders Bartholomeo benannt und war zunächst auf dem Papier Spanisch. Danach kamen die Franzosen, die die Insel aber an die Schweden verkauften (gegen Handelsrechte in Göteborg). Aus dieser Zeit stammen noch einige Straßenschilder und der Name der Hauptstadt Gustavia nach dem damaligen König Gustav III. Knapp 100 Jahre später kauften die Franzosen die Insel dann wieder zurück (diesmal für 80.000 Francs) sie gehört auch heute noch zu Frankreich.
Bisher haben wir ja auf einigen Inseln Luxus-Resorts erlebt, die oft in starkem Kontrast zu den Lebensbedingungen der Inselbevölkerung standen. Und auch wir haben uns oft im Vergleich zu den örtlichen Verhältnissen sehr reich und privilegiert gefühlt (was bei mir zu einem latent schlechten Gewissen führt). Hier IST die ganze Insel das Luxus-Resort und viele Bewohner und Besucher sind schön, reich oder ganz schön reich. Das trifft jetzt nicht unbedingt auf uns zu, aber wir sehen uns das gerne an. Unser erster Stopp ist die Anse de Gouverneur, eine sehr hübsche Bucht, vor der auch wieder eine Luxusyacht ankert.
Wir fahren weiter zur Grand Saline, einem inländischen Salzsee. Natürliches Trinkwasser gibt es auf der Insel nicht und heute arbeitet eine Meerwasserentsalzungsanlage. Insgesamt ist die Insel sehr trocken mit rund 300 Sonnentagen. Wegen des Klimas konnte kein Zuckerrohr angebaut werden und daher gab es auch nur relativ wenige Sklaven auf der Insel, die dann während der schwedischen Herrschaft befreit oder freigekauft wurden.
Vorbei am Monte Vitet, mit 486 m der höchste Berg der Insel, geht es zu einer weiteren der zahlreichen Buchten, der Anse de Grand Fond im Südosten der Insel. Hier trifft sich die Karibische See mit dem Atlantischen Ozean. An vielen Aussichtspunkten sind künstlerisch gestaltete Schilder aus Fliesen angebracht.
Bis wir dann rund um die Ostküste gefahren sind und noch am Pointe Milou (auch wieder eine schöne Aussicht) Halt gemacht haben, ist es Zeit zum Mittagessen geworden, dass wir in Lorient einnehmen. Wir haben wieder Glück mit unserer Wahl und bekommen sehr leckeres Essen. Direkt neben unserer Snack-Bar ist ein Supermarkt, in dem wir noch Äpfel und kalte Getränke kaufen. Auch hier ist der französische Einfluss spürbar, denn es gibt einen extra Raum nur für Wein und Champagner…
Sehr beeindruckend ist auch der Flughafen mit seiner extrem kurzen Landebahn, die im Meer endet. Nach meinen Recherchen ist sie mit 646 m die zweitkürzeste der Welt (nur die auf der Nachbarinsel Saba ist mit 400 m noch kürzer). Die Piloten benötigen eine Spezial-Lizenz.
Unser nächster Aussichtspunkt auf der Karte ist eher langweilig, aber dafür begegnen wir dort einer sehr zutraulichen Schildkröte, die wir gleich „Barty“ taufen. Als Ralf einen seiner gerade gekauften Äpfel ist, klettert sie sogar (mit etwas Hilfe) eine Treppe hoch und steigt Ralf fast in die Tasche, so begeistert ist sie von dem Geschmack. Auch der Apfelkrotzen wird blitzschnell (!) verspeist und wir überlegen schon, ob so eine Schildkröte nicht das ideale Haustier wäre und von Ralfs Apfelresten leben könnte, als der Herr erst einen wahren Riesenstinker und dann noch entsprechende Flüssigkeitsmengen produziert… Da wir bezweifeln, dass er stubenrein werden kann, nehmen wir dann doch von diesem Plan Abstand…
Eine wunderschöne Bucht liegt noch ganz im Westen der Insel. Wir können nicht ganz heranfahren, denn auf der Inselspitze gibt es dann nur noch private Straßen und elegante Anwesen, die einen tiefen finanziellen Frieden ausstrahlen.
Auch St. Barts wurde vom Hurrikan Irma im September 2017 stark getroffen. Wir wissen nicht, wie die Insel vorher aussah, aber die Gebäude sind fast alle in sehr gutem Zustand. Wir haben nur ein oder zwei beschädigte Dächer gesehen. Einige Bäume sehen etwas gerupft aus, aber hier ist die Vegetation auch nicht so üppig wie z. B. auf Dominika. Auffällig sind zahlreiche Baustellen, auf denen Häuser und Straßen renoviert und teilweise neu errichtet werden. Uns fällt auf, dass die Wände aus Beton sind und dass auch die Dachbalken einbetoniert werden – wahrscheinlich eine hurrikansichere Bauweise.
Nun wird es Zeit, unser Quad wieder zurückzugeben – aus unserer Sicht genau das richtige Verkehrsmittel für die kleine Insel. Das Fahren hat wieder viel Spaß gemacht und ich bewundere, wie gut Ralf (der das bestimmt nicht hören will) mit den extrem steilen und kurvigen Straßen zurechtgekommen ist.
Blöderweise bleiben wir bei der Rückfahrt zur TRITON mit unserem schönen, neuen Beiboot am Ruder von Sir Henry hängen. Seit Monaten legen wir nahezu täglich an unserer Badeplattform an und es hat immer gut geklappt. Heute kommen wir durch eine Welle mit der Seite des Dinghys unter die Plattform und pffffffffft geht die Luft aus einem Tank. Ralf hat aber das Loch schon wieder geflickt und wir hoffen, dass es dicht bleibt. Abends macht uns dann die Crew der TOCCATA noch einen Gegenbesuch – wieder sehr nett und da sie auch nach St. Marin wollen, verabreden wir uns zu einem gemeinsamen Osteressen. Sie haben auch ein sehr schönes Blog, dass ich rechts verlinkt habe.

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