Irgendjemand hat mal gesagt: „Segeln bedeutet, an den
schönsten Orten der Welt sein Schiff zu reparieren…“ Und weil wir lieber
Wartungsarbeiten durchführen als nachher Stress zu haben, wenn etwas ausfällt
stehen heute Arbeiten von der (niemals endenden) To-Do-Liste auf dem Programm.
Als erstes bekommen die Steuerseile liebevolle Zuwendung. Sie werden gespannt
und alle Rollen werden eingefettet. Im Bild der Ruderquadrant, an die Seile
befestigt sind.
Während Ralf das erledigt, kümmere ich mich mal wieder um
die Verwaltung. Es gibt offizielle Post zu bearbeiten und wieder ist es gut,
dass ich so viele Informationen in die Cloud geladen habe. So kann ich die
Fragen von hier aus beantworten. Ich erstelle das Fotoalbum für Michael und
will sein Unternehmen auf auf Google Maps erfassen. Bei der Gelegenheit stelle
ich fest, dass die Inseln hier in Maps falsche Namen haben.
Der nächste Punkt auf der Liste ist das Fockfall (Leine mit
der das Vorsegel hochgezogen wird). Wir hatten es vor der Atlantiküberquerung
geprüft, und festgestellt, dass es ca. 50 cm vom Schäkel entfernt im Inneren
des Mastes eine Scheuerstelle bekommen hatte. Damals hatte wir es dann
entsprechend gekürzt. Nun sind wir seitdem ja wieder rund 3.000 sm gesegelt und
daher wollen wir es wieder prüfen. Ralf steigt also in den Mast und wird von
mir gezwungen, die GoPro mitzunehmen, die ich von unten steuern und auslösen
kann.
Tatsächlich stellt sich heraus, dass das Fall genau an der
gleichen Stelle wieder angescheuert ist. Nach einigem Überlegen entscheiden
wir, dieses Fall komplett gegen das zweite Fockfall auszutauschen. Das
bedeutet, dünne Pilotleinen durch den Mast zu ziehen, immer etwas
problematisch, die Stellen, an denen die Leinen zusammen sind, durch die
verschiedenen Rollen zu bekommen. Aber es klapp erstaunlich gut und wir können
alles wieder zusammenräumen.
Dann muss Ralf nochmal in den Mast, um das neue Fall oben am
Vorsegel zu befestigen. Meine sportliche Betätigung besteht darin, ihn bei den
Mastbesteigungen mit dem Großfall zu sichern und entsprechend hochzuleiern und
wieder abzulassen.
Nach diesen Anstrengungen muss ich mich etwas ausruhen,
zumal heute „Nach-MTX-Schlapp-Tag“ ist. Ich ziehe mich also zum Lesen und für
einen Nachmittagsschlaf zurück. Neben „Enlightenment Now“ (s.o.) habe ich –
inspiriert von den traditionell gebauten Damen auf Carriacou – wieder einen
Botswana-Krimi mit Mma Ramotswe gelesen. Das sind sehr einfach erzählte Bücher,
fast wie Märchen, die aber einfach eine gute Stimmung vermitteln. Neu angefangen
habe ich „The Fifth Season“ von N.K. Jemisin, den ersten Teil einer dreiteiligen
Fantasy-Serie, der sehr gelobt wird und den Hugo Award gewonnen hat. Ich bin erst
am Anfang, aber bisher ist er vielversprechend: eine interessante Welt, ein ungewöhnliches
Konzept und verschiedene Erzählperspektiven.
Morgen wollen wir weiter und daher packen wir nach dem Abendessen
noch den Motor und das Beiboot weg und nehmen eine Dusche an Deck, sehr erfrischend.
Jetzt wollen wir gleich noch einen Film über Traditionellen Bootsbau auf Carriacou
anschauen.
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