Der Morgen beginnt in luftiger Höhe, denn wir liegen ja noch
an Land. Ralf geht unten duschen aber da es sich um die Dusche im Umkleideraum
der Werftarbeiter handelt, verzichte ich dankend… Wir müssen auf jeden Fall bis
heute Nachmittag hierbleiben, denn erst dann ist genug Wasser für uns da.
Wir entscheiden uns also, in den nächsten Ort, nach Seixal,
zu fahren. Leichter gesagt als getan, denn auf der ersten Nummer für einen
Taxidienst landen wir in einer Warteschleife. Auf dem Nachbarboot, einem
Trimaran, schraubt Vincent, ein französischer Tierarzt, der glückerweise gut
Englisch spricht. Er gibt uns eine andere Nummer und empfiehlt uns gleich das
beste Restaurant am Ort. Tatsächlich erreichen wir einen Menschen, der uns ein
Taxi verspricht. Wir warten. Und warten. Schließlich entscheide ich mich, mal
vor auf die Straße zu laufen, denn die Werft ist sowohl vom Wasser wie auch vom
Land aus ziemlich abgelegen. Und siehe da, nach ca. 500 m auf einem gewundenen
Schotterweg vorbei an ausrangierten (?) Maschinen lande ich an einem Tor und
vor dem Tor: Paulo mit seinem Taxi!
Eigentlich sah der Ort gar nicht so weit entfernt aus, aber
wir müssen die ganze Bucht umrunden und so dauert es eine Weile, bis er uns in
Seixal an der Kirche absetzt. Hier ist alles eine riesige Baustelle, denn das
ganze Hafengebiet wird umfangreich saniert – das wird sicher mal sehr schön!
Wir laufen eine Runde durch die Straßen und sind – wie oft in den Altstädten –
fasziniert von der kreativen Elektroverteilung.
Im Restaurant ist der Grill schon angeworfen worden und wir
entscheiden uns für gegrillten Schwertfisch (ich) und Steak (Ralf). Beim Essen
kommen wir mit der Tischnachbarin ins Gespräche, d.h. eher Ralf, der
erstaunlich gut französische parlieren kann. Es ist eine sehr nette Belgierin,
die um die Ecke wohnt. Mit Händen, Füßen und Fotos klappt die Verständigung
dann doch. Wieder wünsche ich mir, ich hätte in der Schule im Sprachunterricht
besser aufgepasst, denn neben Lesen, Schreiben und Rechnen bis zu Dreisatz sind
Sprachen das, was ich im Leben bisher am meisten hätte brauchen können.
Weil wir um 16:00 Uhr zum Kranen verabredet sind, lassen wir
uns von Paulo um 15:00 Uhr wieder mit dem Taxi abholen – wie sich herausstellt
ein Fehler, denn wer nicht da ist, ist der Chef, der als einziger den Travellift
fahren kann… Unser Problem: hier fällt alles trocken, so dass das Zeitfenster
zum Kranen kritisch ist, sonst kommen wir hier nicht mehr weg. Wir haben
herumtelefoniert und nur noch einen Platz in der Marina am Park der Nationen
(ehemaliges Expo-Gelände) bekommen, und die ist ca. 10 sm weit weg (=
mindestens 2 Stunden, da Gegenstrom) und die Schleuse dort arbeitet nur bis
20:00 Uhr. Um kurz vor sechs beschließen wir dann endgültig, heute
hierzubleiben. Schade, dass er nicht angerufen hat, dann wären wir in der Stadt
geblieben oder vielleicht auf die Jesus-Statue hinaufgefahren…
Aber wie immer ist das Einstellungssache und wenn etwas
nicht klappt ergeben sich ja dadurch neue Möglichkeiten. Vincent, der Tierarzt
vom Nachbarboot, fragt uns, ob wir mit ihm in der Stadt etwas essen gehen
wollen und so ist jetzt für mich doch der Moment für die Mannschaftsdusche
gekommen… Ralf bewacht die Tür (an der tatsächlich gerüttelt wird) und ich
versuche, möglichst wenig zu berühren.
Sauber und frisch fahren wir dann zu einem netten Lokal am
Fluss und es wird ein wirklich schöner Abend. Vincent ist schon in vielen
Revieren gesegelt (Karibik, Südamerika, Polynesien, Mittelmeer) und erzählt
sehr lebhaft und interessant von seinen Abenteuern.
Dabei haben wir Blick auf einen wunderbaren Sonnenuntergang
und später auf die entfernten Lichter der Stadt und die nahen Stirnlampen der
Muschelsammler, die das Niedrigwasser nutzen um ihre Beute zu suchen.
Alles in allem ein sicherlich einmaliger Geburtstag, an den
ich mich sicher lange erinnern werde! Vielen Dank an alle, die so lieb an mich
gedacht haben und danke für die vielen guten Wünsche! Ich habe zwischendurch in
den Wartezeiten immer wieder mit Vergnügen (und etwas Wehmut) eure Zeilen
gelesen und werde alle Nachrichten individuell beantworten.
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