Freitag, 27. Juni 2025

Tag 47 - Orkney Mainland: Nette Umwege

Als ich gegen 11:00 Uhr von Bord gehe, ist es kalt, grau und regnerisch. Wir warten am Fähranleger auf den Bus, denn wir wollen heute weit in die Vergangenheit reisen. Die UNESCO-Weltkulturerbestätte "Herz des neolithischen Orkney" umfasst vier bedeutende prähistorische Stätten: zwei Steinkreise, eine Grabstätte und das prähistorische Dorf Skara Brae - und genau da wollen wir heute hin. Auf dem Weg können wir aus dem Bus einen Blick auch einen Steinkreis sehen:
Ansonsten ist die Landschaft sanft hügelig und sehr grün und fruchtbar. Wir sehen sehr viele Felder und Weiden mit Kühen oder Schafen.
Pünklich mit unserer Ankuft in Skara Brae kommt die Sonne heraus und der Himmel wird blau. Als Welterbe ist das hier natürlich ein Touristen-Hot-Spot, aber das Thema ist sehr professionell gelöst, denn es ist erforderlich, vorab für einen bestimmten Zeitpunkt zu buchen. Im Visitor Center gibt es dann einen kurzen Film und eine Ausstellung, die in das Leben in der Jungsteinzeit einführt. Es wurde hier vor rund 5000 Jahren bereits Ackerbau und Viehzucht betrieben. In der Ansiedlung wurden zahlreichen Werkzeuge, getöpferte Gefäße und Schmuck gefunden. Interessanterweise gab es keine Waffen.
In der nächsten Station wurde eines der Häuser in Originalgröße nachgebaut. Es gibt in der Mitte eine Feuerstelle, ein Steinregal, an der Wand Bettstellen und sogar ein wassergefülltes Becken (mit Hummer).
Dann machen wir uns auf den Weg zum eigentlichen Dorf. Die Reise in die Vergangenheit wird mit Steinplatten in entsprechendem Abstand am Weg dokumentiert (hier eine Auswahl), bis wir im Jahr 3100 v. Chr. angekommen sind.
Heute liegt das Dorf direkt an einem wunderschönen Strand, aber damals lag der Meeresspiegel tiefer und in der Bucht gab es fruchtbares Land für den Ackerbau und einen Süßwassersee.
Die Anlage selbst ist sehr clever aufgebaut. Die Gebäude sind halb im Boden verborgen und waren mit Gängen verbunden. Es gab sogar eine Werkstatt (siehe Titelbild).
In unserer Eintrittskarte ist auch der Besuch von Skaill House enthalten. Das Haus war der Sitz des Laird of Skaill, auf dessen Gelände das Dorf 1850 nach einer Sturmflut entdeckt wurde. Heute ist es der Öffentlichkeit zugänglich. In dem eindrucksvollen Speisezimmer hat schon Elisabeth, die Königinmutter gespeist (Sitzplan unten links) und das Porzellan unten Mitte stammt von der James Cook Expedition 1780.
Das Haus wurde bis 1991 von der Witwe des 11. Laird bewohnt. Ihr Schlafzimmer ist immer noch sehr persönlich eingerichtet und ihr Bad schon fast wieder modern.
Danach essen wir noch eine Kleinigkeit und sind genau im Zeitplan für unseren Bus um 15:03 Uhr. Wer nicht kommt, ist der Bus... Wir hatten - Ralf auf Papier, ich im Internet - unabhängig voneinander diesen Bus herausgesucht. Keiner von uns hatte das Kleingedruckte gelesen: er fährt nur feitags und in den Schulferien... Der nächste Bus kommt erst in zwei Stunden. Da wir keine Lust haben zu warten, spricht Ralf ein nettes deutschen Mutter-Tochter-Paar an, mit denen wir vorher schon kurz gesprochen hatten und sie nehmen uns mit zum Hauptort Kirkwall. Hier haben wir dann die Wahl zwischen Kaffeetrinken und Kirche besichtigen - Kaffee gewinnt und wir sehen die St Magnus Cathedral nur von außen.
Von hier aus fährt dann ein Bus zurück nach Stromness - viel Zeit haben wir nicht gespart, aber wir haben noch eine nette Fahrt und einen guten Kaffee genossen. Wir kommen an vielen Kühen und Windrädern vorbei. Auf der Insel gibt es zahlreiche, auch private Anlagen.
Zurück im Hafen genießen wir die Sonne im Cockpit. Ralf geht noch einkaufen und ich kümmere mich um die Navigation für morgen, denn wir wollen nun auch mit dem Boot nach Kirkwall. Es gibt zwei kritischen Stellen, für die eine genaue Zeitplanung wichtig ist.
 

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