Die Nacht war recht abwechslungsreich, denn es gab heftigen
Regen. An sich kein Problem, wir machen die Luken zu und räumen die Schuhe weg.
Aber leider ist unser 34 Jahre altes Teakdeck nicht mehr richtig dicht. Wenn es
warm ist, schrumpft das Holz und wenn es dann regnet, kommt an den verschiedensten
Stellen Wasser ins Schiff – z.B. genau in mein Gesicht, wie bei der
chinesischen Wasserfolter… Morgens ist das Cockpit noch so nass, dass wir – zum
ersten Mal seit Monaten – unten im Schiff frühstücken.
Wir haben einen New York Pass mit Eintritt für verschiedene
Sehenswürdigkeiten gekauft, darunter auch das Museum of Natural History. Ich erwähne,
dass mich das nicht so besonders interessiert, nicht weil ich Naturgeschichte
nicht mag, sondern weil ich nicht nach New York fahren muss, um mir
Dino-Skelette anzusehen. Da kann ich auch nach Frankfurt ins Senckenberg Museum
gehen… Sofort ertönt zweistimmiger Protest: „Aber da spielt doch der Film „Nachts
im Museum“ und wir wollen wenigstens in die Eingangshalle und das
Dinosaurierskelett sehen!“ Also machen wir uns auf den Weg.
Die Metro bringt uns direkt zum Museum und wir kommen dank
unseres Passes schnell herein. Wir trennen uns erst einmal und Ralf und ich
besuchen die Sonderausstellung über die Sinne. Zu den Themen Sehen, Hören, Fühlen,
Riechen und Tasten sind verschiedene Räume gestalten – nur Schmecken ist nicht
dabei. Dafür gibt es Einiges zum Thema, wie wir unsere Sinne mit Geräten
erweitern können.
Wieder eine sehr interessante und gut gemachte Ausstellung. Es
wird thematisiert, dass wir nur einen Teil der Welt wahrnehmen, weil unsere
Sinne technisch beschränkt sind. So können wir z.B. kein Infrarot sehen (wie
Schlangen) und auch kein Ultraviolett (wie Bienen und Schmetterlinge). Wir sind
nicht in der Lage, Magnetfelder oder elektrische Felder wahrzunehmen (wie
einige Fische und das Schnabeltier). Das was aufgenommen wird, wird dann im
Gehirn noch massiv gefiltert, so dass nur ein ganz kleiner Teil Aufmerksamkeit
bekommt… und dieses wenige wird dann noch bearbeitet und ergänzt (z.B. bei
optischen Täuschungen) und interpretiert (z.B. kulturell). Hier die gleiche
Wand mit verschiedenen Filtern.
Wir schaffen es gar nicht, die ganze Sonder-Ausstellung
anzuschauen, denn wir haben terminierte Karten für die Vorführung „Dark
Universe“. Diese führt uns in die Tiefen des Weltalles – wunderbar dreidimensional
dargestellt in der großen Kuppel des Planetariums. Im Kern geht es um die Theorie,
dass das Universum zu ca. 4/5 aus Dunkler Materie und Dunkler Energie besteht,
da die astronomischen Beobachtungen durch die sichtbare Materie allein nicht
erklärbar ist. Das Ganze ist optisch sehr, sehr eindrucksvoll aber vom
Informationsgehalt her eher oberflächlich.
Das Museum ist so groß und unübersichtlich (45 Räume auf
vier Ebenen in verschachtelten Gebäuden), dass wir uns noch für eine
Highlight-Führung entscheiden. Die Dame macht das wirklich ganz ausgezeichnet und
so, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene etwas davon haben. Wir sehen die
tollen Dioramen, geschaffen um der Bevölkerung die Nationalparks näher zu
bringen – sie sollte sehen, was für faszinierende und schützenswerte Tiere im Land
leben. Hier sind drei Bisons ausgestopft, die anderen gemalt.
Es gibt eine Abteilung über Biodiversität, wo alle gezeigten
Tiere in natürlicher Größe dargestellt sind (einschließlich eines Blauwals),
Räume über die Entstehung des Menschen, Vulkane, Klima, und und und… Wir enden
schließlich beim Tyrannosaurus Rex, der nicht in der Eingangshalle, sondern im
4. Stock steht.
In diesem Museum könnten man alleine viele Tage verbringen,
aber uns ist kalt (Klimaanlage) und wir sind hungrig, daher gehen wir über die
Straße in den Centralpark und nehmen unterwegs noch etwas aus dem Food-Truck
mit. Das essen wir dann im Schatten (Ralf, Paul und ich) bzw. in der Sonne
(Leonie) auf einer gemütlichen Bank. Am Parkeingang steht das berühmte „Dakota“,
ein exklusives, traditionsreiches Apartmenthaus aus den 1880er Jahren. Traurige
Berühmtheit erlangte das Gebäude, als John Lennon 1980 direkt vor der Tür
erschossen wurde.
In New York kann man an fast jeder Ecke ein Citi-Bike
ausleihen und das wollen wir jetzt probieren. Für 30 Minuten sind 3 Dollar
fällig und 24 Stunden kosten 12 Dollar – einziges Problem: alle 30 Minuten muss
das Fahrrad wieder in einer Station stehen. Wir versuchen es trotzdem und die
Jugend will noch zum Times Square während Ralf und ich noch eine Runde auf dem „Central
Park Southern Loop“ fahren, einer Einbahnstraße auf dem Pferdekutschen, Fahrrad-Rickschas,
Radfahrer, Jogger und Fußgänger im Park unterwegs sind, fast jeder brav in
seiner Spur.
Unsere ersten 30 Minuten sind schon fast um und daher halten
wir am Parkausgang an einer Abgabe-Station an. Hier steht auch ein Denkmal von William
Tecumseh Sherman, einem General aus dem Bürgerkrieg. Er ist dargestellt zusammen
mit der allegorischen Figur der Siegesgöttin Victoria und aus vergoldeter
Bronze. Auf Säulen oder Toren kenne ich ja solche vergoldeten Figuren, aber aus
Standbild finde ich es eher ungewöhnlich.
Da gefällt es uns schon viel besser das hier eine ganze
Gruppe von „Enten“, Citroen 2CV, unterwegs sind, komplett mit französischer
Flagge und entsprechend gekleideten Fahrern. Wir glauben erst, dass hier der
Sieg in der Fußballweltmeisterschaft gefeiert wird, aber es stellt sich heraus,
dass es sich um eine Spaß-Ralley handelt. Ich werde ganz nostalgisch, denn mein
ersten Auto war eine blaue Ente, die ich dann über 10 Jahre lang gefahren und
sehr geliebt habe.
Mit neuen Fahrrädern fahren wir dann quer durch die Stadt
zum Ufer des Hudson Rivers. Hier führt ein Fahrradweg bis zu unserer
Fährstation. Wir müssen unterwegs nochmals die Räder abstellen, können sie aber
nach 2 Minuten gleich weiterverwenden. Das alles geht über eine App. Eine gute Idee,
nette Fahrräder und zahlreiche Haltestellen, aber 30 Minuten finden wir sehr
kurz.
Wir trinken noch einen Kaffee bzw. ein Cola und dann
schaffen wir es heute auf die vorletzte Fähre, wo wir auch zufällig Paul und Leonie
wiedertreffen. Wieder ein schöner und intensiver Tag in New York – viel gesehen
und viel erlebt.
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