Unser Hafen, die Liberty Landing Marina, liegt auf der New Jersey
Seite des Hudson River. Praktischerweise fährt eine Personenfähre genau dort
los und direkt nach Manhattan Downtown. Auch unsere Seite hat eine beeindruckende
Skyline mit dem Goldman-Sachs-Tower und als besondere Zugabe die Colgate-Clock,
mit 15 m Durchmesser eine der größten Uhren der Welt.
Am Vormittag haben wir noch eingekauft und Wäsche gefaltet
aber für heute Mittag haben wir uns mit unserem Freund Enrico verabredet, der
in einem der Hochhäuser des Financial Districts auf der Manhattan-Seite
arbeitet. Von seinem Arbeitsplatz sind es nur ein paar Schritte bis zu unserem
Fähranleger und wir verbringen seine Mittagspause sehr nett in einem der vielen
Restaurants am Wasser.
Wir sind hier in Battery Park City, einem Stadtteil im
Südwesten von Manhattan, der mit der Erde aus dem Aushub des (ersten) World
Trade Centers neu am Ufer des Hudson Rivers entstanden ist. Hier stehen die
vier Hochhäuser des World Financial Centers (jetzt Brookfield Place) und
dazwischen der luftige Wintergarten.
Auf Enricos Rat hin laufen wir vor dort aus direkt unterirdisch
zum neuen World Trade Center Hub „Oculus“, einem großen Bahnhof mit
Einkaufszentrum und imposantem Design. Durch Rippen fällt das Licht in eine
mehrstöckige Halle und es entsteht der Eindruck, sich im Inneren eines großen
Tieres oder eines umgedrehten Bootes zu befinden.
Das World Trade Center ist auch unser Ziel für heute, denn
wir wollen zum 9/11 Memorial und Museum, das an den Anschlag vom 11. September
2001 und dessen Opfer erinnern soll. Es befindet sich auf Ground Zero, dem
Gelände auf dem die berühmten Zwillingstürme standen. Genau an den Stellen der
zerstörten Türme befinden sich, Fußabdrücken gleich, zwei große in den Boden
eingelassene Becken, in denen Wasser auf mehreren Ebenen neun Meter nach unten
fällt. In die kupferne Umrandung sind die Namen der 2983 Menschen eingefräst, die
bei den Terroranschlägen von 2001 und 1993 ums Leben kamen.
Die Becken liegen in einer Parkanlage mit zahlreichen Bäumen
und Sitzgelegenheiten. Sie ist das Zentrum des neuen World Trade Center Komplexes,
der nach und nach um sie herum entsteht. Hier ist auch der Eingang zum 9/11
Museum, das ebenfalls unter der Erde liegt.
Wir schauen zunächst einen Film über die Ereignisse des 11.
September an, in dem verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen (Präsident Bush, Condoleezza
Rice, Rudy Guiliani – damals Bürgermeister, Einsaztleiter etc.). Nochmal zur
Erinnerung: vier zivile Flugzeuge wurden von Terroristen entführt. Zwei davon
rammten die beiden Türme des WTC, eines den Pentagon und das letzte wurde von
entschlossenen Passagieren zum Absturz gebracht (vermutlich bevor es auf das
Capitol stürzen konnte). Innerhalb von 102 Minuten nach dem ersten Einschlag
waren beide Türme des WTC eingestürzt.
Das Museum befindet sich unterhalb des WTC, wo damals ein unterirdisches
Einkaufszentrum und Garagen lagen. Daher können die ursprünglichen Stützwände
aus Beton die die Grube gegen das Wasser des Hudson sicherte in der „Foundation
Hall“ besichtigt werden. Hier steht auch die „Last Column“, die letzte sehende
Säule des Südturms, beklebt mit Fotos und anderen Erinnerungen.
An die Opfer erinnert hier unten in der „Memory Hall“ eine
Wand mit 2.983 individuell bemalten Quadraten, für jedes Opfer eins.
Neben den Überresten des Gebäudes und der Erinnerung an die
Opfer beschäftigt sich das Museum auch mit den Anstrengungen der Helfer, den
Aufräumarbeiten, dem Einfluss der Anschläge auf die Geschichte und – ganz am
Ende der Ausstellung – auch mit den Tätern. Die Terrororganisation al-Qaida
bekannte sich später zu dem Anschlag. Ihr Führer Osama bin Laden wurde von amerikanischen
Soldaten 2011 in Pakistan getötet.
Mich hat das Memorial sehr beeindruckt, gerade die Idee, die
Türme „negativ“ als Abdrücke darzustellen und durch die Spuren auf deren Abwesenheit
hinzuweisen. Das Kondenswasser auf den Platten mit den Opfern erinnert mich an Tränen
und besonders die Hinweise auf die ungeborenen Kinder finde ich ergreifend. Auch
das Museum selbst ist wieder sehr gut gemacht und präsentiert.
Die Jugend ist wieder unterwegs zum Shopping aber uns reicht
eine Kaffee-Pause und noch ein Blick auf den Yachthafen auf dieser Seite. Wir
sind froh, dass wir uns für unsere Marina entschieden haben, denn hier liegen
die Boote sehr unruhig, darunter auch die HUGO BOSS Yacht, die die Vendée Globe
mitgesegelt ist. Im Hintergrund die Hochhäuser des World Finance Centers.
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