Unsere innen liegenden Nachbarn wollen um 7:00 Uhr losfahren, also müssen wir unser Päckchen neu sortieren. Alle Boote legen ab, die DÖRTITA verlässt den Hafen, und die beiden verbleibenden Boote machen wieder fest. Da wir morgen einen frühen Aufbruch planen, legen wir uns nach außen.Nachdem alle Leinen wieder befestigt sind, ist es schon fast Zeit für unseren Bus nach Waterford. Der Tagesbeginn war grau, aber jetzt ist die Sonne herausgekommen und scheint auf das Mahnmal für die Seeleute, die nicht zurückgekommen sind.Von der Bushaltestelle haben wir einen wunderbaren Blick über den ganzen Hafen mit seinen Fischerbooten und dem kleinen Steg für Freizeitboote (mitte rechts).Der Bus fährt durch sehr grüne, hügelige Landschaft, vorbei an Feldern und Weiden mit schwarzbunten Kühen. Busfahren ist hier nichts für Anfänger, denn es gibt keinen gekennzeichneten Haltestellen... Aber viele Fahrgäste sind Profis, die am richtigen Ort stehen und den Busfahrer und die anderen Fahgäste herzlich begrüßen. Wir werden - vom Fahrer nett beraten - direkt vor unserem Ziel, der Waterford Glas Manufaktur abgesetzt. Die Firma sich einen Namen mit der Herstellung von edlem Kristallglas gemacht und hat nach einer wechselhaften Geschichte hier an ihrem Ursprungsort ein Visitor-Center (wieder)eröffnet. Wir nehmen an einer Führung teil und können die verschiedenen Produktionsschritte miterleben: Formenbau (als Holz für Einzelstücke, aus Metall für die Serienproduktion), Blasen des Glases in die Form (siehe Titelbild), Nachbearbeitung und Qualitätskontrolle, Anzeichnen der komplexen Muster, Schleifen der Muster von Hand, Gravieren und ggf. Zusammenbauen von komplexen Formen.Die Ausbildung im Betrieb dauert fünf Jahre bis zum Gesellen und noch eimal drei Jahre bis zum Meister und es ist wirklich interessant und beeindruckend, die Spezialisten bei der Arbeit zu erleben. Neben verschiedensten Gläsern und Schalen werden auch aufwendige Trophäen, z.B. für Sportereignisse hergestellt. Aufgrund der vielen Handarbeit sind die Stücke preislich im oberen Bereich angesiedelt (z.B. 30.000 € für das Saxofon). Wir finden die meisten Stücke gräßlich und Ralf meint, er hätte diese bei einer Haushaltsauflösung gleich entsorgt...Wir laufen noch etwas durch die Stadt und bewundern die vielen großen Wandbilder, die verschiedene Hausfassaden schmücken.Nach einem sehr netten Mittagsimbiss - wir haben uns wieder ein auf Google Maps gut bewertetes Restaurant gesucht - geht es zum nächsten Programmpunkt, einer Stadtführung. Unser Guide Jamie aus Waterford ist ein geboreren Geschichtenerzähler. Wir erfahren, dass die Stadt 914 von Wikingern gegründet wurde (die älteste Stadt Irlands) und ursprünglich Vadrarfjordr hieß. Nach über 100 Jahren regelmäßiger Plünderung der Klöster kamen die Wikinger auf die Idee, nicht mehr nach Hause zurück zu fahren, sondern hier in Irland (und England) zu überwintern.Die Wikingerzeit endete mit der Invasion der Anglo-Normannen, die 1170 auf Einladung eines irischen Kleinkönigs (siehe Blog gestern) nach Irland kamen. Tatsächlich heirateten Strongbow, der normannsche Ritter und Aoife, die irische Prinzessin hier in Waterford.Wir sehen das Denkmal von Thomas Francis Meagher an, der 1848 für die irische Unabhängikeit kämpfte und angeregt durch die Trikolore die grün-weiß-orangene irische Flagge entwickelte. Dabei steht grün für die Katholiken, orange für die Protestanten und weiß den Frieden zwischen beiden Religionen. Sein Protest war nur von kurzer Dauer, die große Hungersnot brach aus und er wurde nach Tasmanien deportiert, konnte fliehen und kämpfte später im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Seine Flagge weht immer noch an dem Haus, an dem sie zum ersten Mal gesetzt wurde.Wir haben noch nicht genug von den Wikingern und besuchen noch "King of the Vikings", wo wir virtuell (mit Datenbrille) in die Wikingerzeit zurückreisen können. Die Technik ist interessant, aber die Bilder sehen aus wie aus einem Videospiel und didaktisch bleibt noch eine Menge Luft nach oben... Vor dem Gebäude befindet sich ein großes Schwert, auf dem die Geschichte der Wickinger erzählt wird.Auf dem Weg zum Bus machen wir dann noch einen Abstecher in das "Museum of Time", das in einer ehemaligen Kirche untergebracht ist. Die Räumlichkeiten sind wunderschön, aber es handelt sich eher um eine Sammlung von zahlreichen Uhren und nicht um ein modernes Museum, das an ausgewählten Stücken Technik und Geschichte multimedial erklärt.Mir gefällt ganz besonders die Toilette, die mit diversen Uhren und Zitaten über die Zeit gestaltet ist.Der Bus bringt uns dann nach diesem erfüllten und ausgefüllten Tag gut wieder zurück nach Dunmore East, wo wir noch Duschen und dann gemütlich zu Abend essen. Morgen wollen wir wieder ein Stück weiter nach Westen segeln.
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