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Mittwoch, 10. August 2022

Tag 73 - La Rochelle: Frankreich und Amerika

Am Vormittag fahren wir zum "Musée du Nouveau Monde", dass sich mit den Beziehungen zwischen La Rochelle und Amerika, der "neuen Welt" beschäftigt. Es geht unter anderem um den Sklavenhandel und die westindischen Inseln. Gleich im Innenhof steht überlebensgroß die von dem senegalesischen Bildhauer Ousmane Sow geschaffene Skulptur von Toussaint Louverture. Er war Anführer der haitianischen Revolution und wurde als ersten Schwarzer Gouverneur einer Kolonie. In der Hand hält er die Allgemeine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789. Leider ist seine Geschichte eine traurige. Wir wir im Museum lernen, wurde die Sklaverei zwar während der Französischen Revolution 1794 abgeschafft, dann jedoch durch Napoleon 1802 wieder eingeführt. Louverture wurde gefangengenommen und starb kurz darauf.
Passenderweise befindet das Museum im Haus einer Kaufmannsfamilie aus La Rochelle (siehe auch Titelbild). Der erste Eigentümer hat es 1772 erworben, nachdem der mit einer Zuckerrohrplantage auf Hispaniola reich geworden war. Bis 1974 wurde das Haus von seinen Nachkommen bewohnt. Üblich war dabei der sogenannte "Dreieckshandel". Zucker, Kaffee, Kakao etc. wurden von den Inseln nach Frankreich transportiert. Auf dem Weg in die Karibik wurden dann (außer französischen Waren) auch Sklaven in Afrika an Bord genommen, die dann wieder auf den Plantagen arbeiteten. Wir haben eine solche 2018 auf Martinique besichtigt.
Neben der Sklaverei (und ihrer Abschaffung) ist ein weiterer Schwerpunkt des Museums "Neufrankreich": die Kolonien in Nordamerika, die sich von Alaska bis an den Golf von Mexiko erstreckten. Wir erfahren, dass die Franzosen die Huronen, die Engländer hingegen die Irokesen unterstützten und wie bedeutsam der Pelzhandel war, insbesondere in Bezug auf Biberfelle, die für die Hut-Herstellung benötigt wurden.
Thematisiert wird auch "Amerika aus der Sicht der Europäer", unter anderem in Kunst und Literatur. Dabei finde ich besonders gut, dass es auch barrierefreie Darstellungen gibt. So ist das Bild "Allégorie des quatres continents" auch als Relief zu erfühlen und wird mit einer Audio-Datei ausführlich beschrieben und seine Symbolik erklärt. Europa mit Pferd, Krone und Szepter... Amerika (Papagei, Gold) und Afrika (Löwe, Elfenbein) knien während Asien (Kamel, Räuchergefäß) wenigstens stehen darf.
Wirklich eine sehr informative und gut aufbereitete Ausstellung in einem wunderschönen Gebäude - das hat uns sehr gut gefallen. Inspiriert versuche ich auf dem Rückweg, eine Stadtansicht von La Rochelle zu fotografieren. Vorlage ist ein Gemälde von Joseph Vernet aus dem Jahr 1762, das als eine Art frühe PR-Maßnahme in Auftrag gegeben wurde. Im Museum hier hängt eine Kopie, die von Edouard Pinel 1866 angefertigt wurde. Wie sich herausstellt, sehen die Türme und Gebäude (und sogar der Baum) noch recht ähnlich aus. Nur die Art der Schiffe und die Tätigkeit der Menschen hat sich verändert.
Nach den guten Erfahrungen gestern entscheiden wir uns wieder für ein Picknick im Park - diesmal haben wir uns allerdings einen besseren Sandwich-Laden ausgesucht.
Es ist wieder sehr warm und beim Radfahren fühlt sich der Fahrtwind eher wie ein heißer Fön an... wir machen daher erst einmal ausgiebig Siesta bevor wir und noch eine Runde in die angenehm kühlen Fluten am Strand direkt neben unserem Hafen stürzen.
Erst nach dem Abendessen fahren wir noch ein wenig Rad, um den wunderschönen Abendhimmel (der wegen der trockenen Luft so rot ist)...
...und den fast vollen Mond über dem Meer zu bewundern. Wer es bis hierher geschafft hat - noch ein kleiner Cliffhanger: morgen werden wir mindestens eine(n) Mitsegler:in bekommen...

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