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Sonntag, 5. Juni 2022

Tag 21 - La Trinité-sur-Mer - La Roche-Bernard: Flachwasser

Ein Blick in den Kalender zeigt, dass dieses Wochenende Pfingsten ist - irgendwie leben wir hier etwas außerhalb der Zeit. Wir beschließen daher, nicht wie angedacht auf die Belle Ile zu fahren sondern wollen uns lieber antizyklisch verhalten und den Fluss Vilaine erkunden. Auch das ist wieder ein Tipp von Ruth und Pascal aus Concarneau. Wir haben richtigen Wind (und nicht nur Thermik) aus Westen und das bedeutet von hinten. Wir baumen aus und aktivieren unsere Windselbststeuer-Anlage "Sir Henry".
Das Schiff liegt ruhig und wir können gemütlich kochen, essen und spülen. Es gibt ein Lieblingsgericht: Kartoffeln mit Quark.
Der Wind nimmt noch etwas zu und wir sind schnell unterwegs - zu schnell, denn die Flussmündung ist sehr flach und wir brauchen auflaufendes Wasser. Wir binden also ein Reff ins Groß und kommen trotzdem gerade bei Niedrigwasser an. Hinter uns braut sich ein Gewitter zusammen...
...und vor uns wird das Wasser immer flacher. Wir entscheiden uns dann dafür, die Segel ganz herunterzunehmen und noch etwas zu warten, bevor wir in den Fluss fahren.
Das Unwetter zieht hinter uns durch und wir tuckern langsam über die Flachstellen. So können wir schneller auf eventuelle Probleme reagieren und die landschaftlichen Schönheiten genießen.
Nicht vom Unwetter verschont geblieben ist unser Hof daheim und Ralf bekommt einen Anfruf über einen Wassereinbruch... Wir sind gerade an einer Engstelle und vor uns liegt ein Boot quer im Wasser. Ich kann nicht genau erkennen, ob es dort ankert. Es wäre jedenfalls kein guter Platz so halb im Fahrwasser... Ich will hinter ihm vorbeifahren als ich sehe, dass das Wasser sehr schnell flacher wird und ich rufe Ralf zu, die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen... gerade rechtzeitig, denn der andere ist aufgelaufen und auch wir haben - fast ohne Fahrt - eine leichte Grundberührung. Wir können uns dann aber schnell durch Rückwärtsfahren befreien. Auch der Kollege kommt wieder frei und wir folgen einem Einheimischen das letzte Stück bis zur Schleuse.
Die Schleuse hat eine eigene Webseite auf der wir uns gestern für die Schleusung um 18:00 Uhr angemeldet haben. Angeblich passen 25 Boote in das Schleusenbecken. Möglicherweise stimmt das für Motorboote, aber mitten über dem Becken ist eine Brücke, so dass maximal 12 Segelschiffe Platz haben - und das auch nur dicht gedrängt (siehe Titelbild). Der Schleusenwärter ist in seinem Element und dirigiert (mit einem Enterhaken), wo welches Boot liegen soll und wer zuerst fahren darf. Schließlich öffnet sich die Brücke und wir fahren weiter.
Hinter dem Sperrwerk ist die Vilaine mindestens drei Meter tief, so dass wir auf dem letzten kurzen Stück bis zu unserem Ziel La Roche Bernard keine Probleme mit der Wassertiefe mehr haben. Wir bekommen noch einen netten Liegeplatz am Gästesteg und entscheiden spontan, im Ort noch ein Pizza essen zu gehen - wieder ein schöner und abwechslungsreicher Tag mit Segeln, Flussfahren und Schleusen.

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