Gestern haben wir die Strömungen studiert und den Hafenmeister befragt - mit dem Ergebnis, dass es sinnvoll ist erst nachmittags mit ablaufendem Wasser zurück in die Nordsee zu fahren. Daher gehen Ralf und Paul nochmals zum Maritiem Museum, um die einen Diesel-Motor in Aktion zu sehen, der bei unserem ersten Besuch nicht im Einsatz war - aber wieder kein Erfolg. Aber es gibt ja noch den schönen alten Hafen...
Dort steht das "Witte Huis", als es 1898 gebaut wurde mit 10 Stockwerken und 43 m Höhe das erste Hochhaus in Europa. Gegenüber wieder die Kubus-Häuser und im Hintergrund der "Blaaktower", der etwas wie ein Bleistift aussieht (beide Fotos von Paul).
Nun ist es Zeit, Abschied von Rotterdam zu nehmen - wir werfen einen letzten Blick auf die nun vertraute Erasmusbrücke und die modernen Hochhäuser.
Nun müssen wir durch den Hafen von Rotterdam bis in die Nordsee - und das ist ein ganzes Stück, insgesamt 18 sm (über 30 km). Der Hafen ist einer der größten Seehäfen der Welt und der mit Abstand größte Tiefwasserhafen Europas. Er ist im Gegensatz zu den meisten anderen Nordseehäfen von Schiffen bis 24 Meter Tiefgang anfahrbar. Insbesondere ist er der wichtigste Handelspunkt für Erdöl in Europa. Vom Hafen verlaufen verschiedene Pipelines nach Deutschland (bis nach Ludwigshafen!) und Belgien. Der Weitertransport anderer Waren erfolgt mit LKW, aber auch mit Binnenschiffen auf dem Rhein bis Basel. Für uns bedeutet das sehr gut Ausschau halten und vorsichtig fahren, denn von vorne, von hinten und aus seitlichen Hafenbecken können jederzeit Schiffe kommen...
Auf der Nordsee ist es - wie angesagt - schwachwindig, also geht es weiter unter Maschine. Nach nach einer Weile bekommen wir einen Strom, der etwas mitschiebt. Kurz vor unserem Tagesziel, Scheveningen, werden wir dann von einer wunderschönen Yacht unter Segeln überholt - und die Herren äußen den Wunsch, sich spontan rüberbeamen zu wollen...
Wir schauen uns die Wetteraussichten für morgen an: wieder kein Wind... aber heute Nacht sieht es etwas besser aus und wir haben ja den Schiebestrom... ich tippe ein paar Punkte in den Plotter, es sind 26 sm bis nach IJmuiden, allerdings haben wir im Moment Gegenwind, der aber günstig drehen soll... wir entscheiden uns, die Segel hochzuziehen und kehren Scheveningen den Rücken zu.
Wie sich herausstellt eine ausgezeichnete Entscheidung. Ohne Welle läuft die TRITON auch am Wind recht gut und wir fahren in den Sonnenuntergang. Für meine Bild des Tages hätte ich gerne Paul vor dem Abendhimmel und wir probieren verschiedene Positionen... Schließlich fragt Paul: "Soll ich meine Haare aufmachen?" und braucht dann ungefähr fünf Minuten, um das Gummi aus seinen Locken zu bekommen (ich bin nur neidisch...).
Als es dann ganz dunkel ist hören wir zusammen Musik - jeder ist für eine Weile DJ und wir haben eine wirklich gute Zeit. Links neben uns sind die Lichter von ankernden Schiffen, Plattformen und einem Windpark, rechts von uns die beleuchtete Küste und über uns ist offensichtlich die Einflugschneise nach Amsterdam - was für ein Gegensatz zu den stillen Nachtwachen auf dem Atlantik! - Der Wind wird sogar noch stärker und dreht wie geplant, so dass wir nur zwei Kreuzschläge benötigen, bevor wir nach IJmuiden einlaufen können. Mittlerweile ist auch der Mond aufgegangen und wir müssen unter den vielen Lichtern die richtigen heraussuchen.
Um kurz von 2:00 Uhr machen wir ohne Probleme in der Marina fest und verziehen uns zum Schlafen in die Kojen. Da auch für die nächsten Tage kaum Wind vorhergesagt ist, wollen wir morgen durch den Noordzeekanaal ins Markermeer fahren - aber jetzt schlafen wir erst einmal aus.
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