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Samstag, 31. August 2019

Zusammenfassung Reise 2019

Teil 1 - USA: Dennis, MA - Newport, RI

In diesem Jahr stand die Rückführung von Cape Cod zu unserem Winterlager in Workum an und am 08.05.2019 fliegen wir zurück in die USA zum Boot. Zwei Wochen lang bereiten wir die TRITON auf die nächste Atlantiküberquerung vor: Antifouling streichen, Halterungen für den neuen Treibanker montieren, verschiedene Reparaturen vornehmen, Mast stellen, Segel anschlagen, alles Systeme wieder installieren und Testen, Großeinkauf von Lebensmitteln etc. Wir schlafen in vier Meter Höhe auf dem Boot, natürlich ohne Toilette, die ja mit Seewasser funktioniert und es ist echt kalt (die Temperaturen sind oft nur einstellig).

Herzerwärmend ist dagegen die Freunlichkeit der Menschen. Carol Ann und Dana, die wir letztes Jahr in Newport kennengelernt haben und die in der Nähe wohnen, laden uns zum Essen ein. Ein alter Segler schenkt uns einen Heizlüfter, der die Situation an Bord deutlich verbessert und Toni, die gute Seele des Betriebs, hilft wo sie kann und leiht uns ihr Auto für unsere Einkaufstouren. Die Marina verkauft auch Ersatzteile und es gibt einen kleinen Imbiss, wo wir uns regelmäßig stärken können. In zwei Tagen segeln wir dann das Boot durch den Cape Cod Canal nach Newport, RI, von wo aus wir starten wollen. Dort kaufen wir noch frische Lebensmittel und warten auf das OK von unserem Wetterrouter Chris Parker: klick

Teil 2 - Atlantik: Newport, RI - Lajes des Flores (Azoren)

Wir fahren am Nachmittag los und hinein in relativ ungemütliches Wetter zunächst mit starkem Wind und Wellen. Zwischendurch verlässt uns der Wind um dann noch stärker zurückzukommen. Wir verlieren unser Fenderbrett und (zunächst unbemerkt) unseren Gennaker-Rüssel. So ohne große Eingewöhnung fühlen wir uns nicht wirklich gut. Zur latenten Übelkeit und Kälte kommt dann noch eine völlig mondlose Nacht... langsam frage ich mich, was ich hier eigentlich mache... 
Wir haben uns nicht ganz an den Plan von Chris gehalten, der uns erst weit nach Süden geschickt hat, sondern sind etwas früher nach Westen abgebogen... Leider haben wir nicht bedacht, dass er seine Ein- und Austrittspunkte aus dem Golfstrom mit Bedacht gewählt hat, um seitliche Strudel zu vermeiden. Der Wind ist - wie angesagt - weggegangen, die Wellen sind aber noch da und wir schaukeln heftig herum, der Motor läuft nur langsam, um Sprit zu sparen und auf einmal zeigt unsere Kurslinie auf dem Plotter nach hinten... wir brauchen eine Weile, bis wir darauf kommen, dass wir hier 3 kn Gegenstrom haben und bei knapp 3 kn Geschwindigkeit eben nach USA zurück fahren...

Aber am 4. Tag sieht die Welt dann schon ganz anders aus: der Gegenstrom ist vorbei, der Himmel ist blau, wir haben den richtigen Wind in der richtigen Stärke, die Temperaturen steigen und mit ihnen die Stimmung an Bord. Der Rest der insgesamt 17 Tage verläuft dann schön und ereignislos. Wir wechseln uns mit den Wachen ab, essen die leckeren Sachen an Bord, backen Brot, duschen auf dem Achterdeck, lesen, hören Musik, schreiben Blog... Manchmal besuchen uns Delfine und jeden Morgen und Abend können wir Sonnenauf- und untergänge genießen. Wir holen täglich selbst die Wetterdaten als Grip-Files ab und bekommen regelmäßig Updates von Chris Parker, der uns um Starkwind und Flauten herumsteuert. Nach 2239 sm kommen wir abends in Lajes des Flores auf der westlichsten Azoreninsel an - eine insgesamt sehr gute Überfahrt.

Freitag, 30. August 2019

Tag 115 - Workum: Winterlager

Gestern haben wir das Boot weitgehend leer geräumt, heute wird dann noch das Bettzeug zusammengepackt und verladen. Glücklicherweise passt alles in Auto und Anhänger. Jetzt haben wir Platz, um zu putzen und dann wird die TRITON aus dem Wasser gehoben und darf für den Winter in ihre gemütliche Halle. Auch der Mast wird verstaut.
Wir haben noch ein nettes Missverständnis mit unsrem Segelmacher, der im Urlaub ist, aber trotzdem Lust hat, die Maße für unsere neue Kuchenbude zu nehmen. Er mein: "Ich bin in Makkum und fahre in einer halben Stunde los!". Nun ist Makkum ca. 12 km entfernt, und wir rechnen in 45 Minuten mit ihm... aber er kommt und kommt nicht. Irgendwann wird uns klar, dass er ja auch Segler ist und um Urlaub mit dem Boot unterwegs ist, was ca. zwei Stunden dauert... Wir machen also erst einmal Mittagspause und als wir zurückkommen, liegt er tatsächlich im Hafen. Dadurch verschiebt sich unsere Abfahrt, aber wir sind trotzdem noch rechtzeitig zum Abendessen bei unseren Freunden in Dinslaken und bekommen ein köstliches Abendessen.
Bis wir dann daheim sind, ist es fast 2:00 Uhr und wir fallen erst einmal ins Bett - das war ein langer Tag. Wenn wir uns etwas eingewöhnt haben, werde ich noch eine Zusammenfassung schreiben.

Donnerstag, 29. August 2019

Tag 114 - Workum: Alles muss raus!

Es ist in der Seefahrt üblich, die Nationalflagge des besuchten Landes unter der Steuerbordsaling zu führen, eventuell noch zusammen mit der gelben Flagge "Q", die anzeigt, dass wir einklarieren wollen. Wenn ein Schiff von großer Fahrt zurückkehrt, dürfen die Flaggen aller besuchten Länder gezeigt werden. In unserem Fall sind das: Niederlande, Belgien, United Kingdom, Spanien, Portugal, Kanarische Inseln, Barbados, St. Lucia, Martinique (französische Flagge), Dominica, Grenada, St. Vincent und die Grenadinen, (Guadeoupe=französisch), Antigua, (St. Barths=französisch), St. Martin, US-Jungferninseln, Britische Jungferninseln, USA, Azoren (UK, Frankreich, Niederlande). Ich muss mich mit dem Foto beeilen, denn der Mast muss abgenommen werden.
Paul und Ralf arbeiten an Deck und verpacken den Mast während ich drinnen alles verpacke, was wir glaubten, mitnehmen zu müssen und was in den 18 Monaten auf dem Schiff noch so dazugekommen ist - ganz erstaunliche Mengen! Wir unterbrechen die Arbeit nur, um noch die letzten frischen Sachen zu essen und später für eine kurze Kaffee-Pause. Dann bekommt der Motor noch einen Eimer Frostschutzmittel in den äußeren Kühlkreislauf.
Erfreulicherweise haben wir fast alle Vorräte verbraucht und nur eine kleine Kiste mit Lebensmittel ist übrig geblieben und wir nach hause mitgenommen.
Nachdem wir wirklich fast alles vom Schiff geräumt haben - viele Dinge waren für die lange Reise wichtig, werden aber für die geplanten Sommertörns in Europa nicht mehr gebraucht - schaut die TRITON deutlich weiter aus dem Wasser.
Wir gehen alle unter die Dusche und dann nach Workum "downtown" zum Pizza essen. Wir haben ja jetzt das Auto und kennen uns gut aus, denn wir waren regelmäßig zum Winterlager hier.
Ralf und Paul informieren sich noch über die angesagte "Men's Fashion" und dann geht es zurück zum Schiff. Morgen noch die Übernachtung-Sachen von Schiff räumen, putzen, TRITON aus dem Wasser holen und dann geht es Richtung Heimat.

Mittwoch, 28. August 2019

Tag 113 - Andijk-Workum: Wir haben es geschafft!

Am 4. Juli 2017 sind wir mit Sack und Pack in Workum angekommen und haben die TRITON für unsere geplante Reise ausgerüstet. Heute sind wir wieder gut gelandet - es fühlt sich noch ganz unwirklich an, dass wir es wirklich geschafft haben und alle heil und gesund wieder hier sind! Der letzte Segeltag verlief ganz undramatisch. Leider half selbst das Fernglas nix bei der Suche nach etwas stärkerem Wind.
Also blieb uns nur, das Beste aus der Situation zu machen, und einfach wieder die Füße hochzulegen, während das Boot im Navigations-Modus die Kurslinie abfährt.
Kurz vor dem Ziel beginnen wir dann schon, die Segel abzuschlagen und für das Winterlager zusammenzulegen.
Im Kanal nach Workum hinein wird dann auch noch das Groß heruntergenommen. Wir sind sehr zufrieden mit den Segeln der Firma Hyde, die wir für die Reise neu gekauft hatten und die auch nach fast 14.000 sm noch hervorragend aussehen.
Und dann sehen wir wieder unseren vertrauten Hafen - schön! Morgen werden wir dann Putzen und Packen - alles muss raus... Paul hat nicht nur das Auto, sondern auch den Anhänger mitgebracht. Ralf macht noch den Ölwechsel, solange der Motor noch warm ist.
Es ist ganz eigenartig, wenn so ein Lebenstraum sich erfüllt hat. Eine größere Segelreise ist ein Thema, dass schon seit Teenager-Zeiten in unseren Köpfen herumspukte... Daheim haben wir mehrere Regalmeter Bücher über Weltumsegelungen und andere Abenteuer per Boot. Und nun haben wir einige der Orte gesehen, von denen wir in diesen Büchern gelesen haben... Ich bin froh und dankbar, dass wir uns so gut verstanden haben, dass es keine Probleme mit dem Boot gab, dass alles wie geplant geklappt hat und dass wir so viele Mensche und Länder kennenlernen durften! Ich kann nur jeden ermutigen, auf eine längere Reise zu gehen - es erweitert in verschiedener Weise den Horizon - es muss ja nicht unbedingt mit dem Boot sein...

Dienstag, 27. August 2019

Tag 112 - Enkuizen-Andijk: Die Entdeckung der Langsamkeit

Unser "Innenlieger" will um 10:00 Uhr auslaufen und so fahren wir in eine freigewordene Box. Wir bleiben noch etwas hier: 1. weil wir auf den Nachmittagswind hoffen und 2. weil wir noch einkaufen wollen. Gut ausgerüstet machen wir uns gegen Mittag auf den Weg und nehmen Abschied von Enkhuizen - dabei können wir den Drommedaren jetzt auch bei Tag in voller Schönheit sehen.
Heute sieht es allerdings mit dem Wind noch schlechter aus als gestern und daher beschließen wir, nur ein kleines Stück um die Ecke nach Andijk zu fahren. Wir setzen trotzdem Segel, spannen das Sonnendach auf, legen die Füße hoch und treiben ganz langsam durch das IJsselmeer.
Die Segel haben auch den Vorteil, dass dadurch Schattenplätze an Deck entstehen, auf denen es sich gut entspannen lässt...
Wir sind nicht die einzigen, die es bei fast ganz glattem Wasser mit Segeln versuchen und wir schaffen es tatsächlich, die 8 sm bis nach Andijk in knapp fünf Stunden zurückzulegen.
Auch heute benötigen wir wieder keinen Motor zum Ankern und kaum liegen wir fest, sind wir auch schon alle im Wasser - sehr erfrischend. Wir lassen unsere nassen Sachen an der Reling trocknen und essen Kartoffeln mit Quark zum Abendessen.
Damit wollte ich eigentlich das Blog beenden, aber schon gestern hatte nachts ein Gewitter gegeben und wir liegen extra in der Nähe eines Hafens, damit wir im Zweifelsfall dort einlaufen können. Am Horizont beginnt es zu wetterleuchten und ich spreche das Thema an - vielleicht ist es besser, mit dem letzten Licht noch nach Andijk zu fahren. Die Entscheidung wird uns erleichtert, als ein Boot der hollandischen Küstenwacht kommt und uns vor möglichen Unwettern warnt.
Nun liegen wir also gut festgebunden im Hafen und können einem eventuellen Gewitter gelassen entgegen sehen. Morgen ist schon unser letzten Segeltag für den Schlag über das IJsselmeer nach Workum!

Montag, 26. August 2019

Tag 111 - Hoorn-Enkhuizen: Die letzte Schleuse

Wir beginnen den Tag wieder mit einem Sprung ins angenehm kühle Wasser. Besonders nett ist, dass es sich sogar um Süßwasser handelt. Danach gibt es gemütliches Frühstück, während wir warten, dass sich der thermische Wind entwickelt. Am frühen Nachmittag ist es dann soweit, wir ziehen einfach am Ankerplatz die Segel hoch und fahren los.
Danach können wir uns dann entspannen und die ruhige Fahrt genießen. Wir haben glattes Wasser und die TRITON gleitet einfach dahin. Hier gibt es keine Tide, keinen Strömungen und nur ein paar flache Stellen und Segler, auf die wir aufpassen müssen.
Wir denken zunächst, dass wir kreuzen müssen, aber erfeulicherweise dreht der Wind immer weiter und wir kommen in einem Bogen immer näher zu unserem Ziel (siehe grüne Linie).
Schließlich benötigen wir nur eine Wende, um die Schleuse vor Enkhuizen zu erreichen. Wir fahren jetzt aus dem Markermeer (Meer=See) ins IJsselmeer - unsere letzte Schleuse für diese Saison.
Mit Enkhuizen verbinden wir viele Erinnerungen. Hier waren wir schon 2011 mit der Dyas von Medemblick aus, als wir dort Regatta gesegelt haben: Klick und 2012 um den ältesten Sohn abzusetzen: Klick, Wir fahren in den Buitenhaven, wo wir im Päckhen neben einem klassischen holländischen Schiff festmachen. Die Eigner sind Holländer, die in Australien leben und im Sommer einige Zeit hier verbringen. Wir beschließen, unser durch Ankern erspartes Liegegeld für das Abendessen heute zu verwenden und laufen um den hübschen Hafen in das nette Städtchen.
Es ist ein warme Abend und wir sitzen wunderschön draußen mit Blick auf das "Drommedaris" das früher als Wehrtor den Eingang des Hafens beschützte. Das essen ist thailändisch und teuer aber lecker und zum Abschluss gibt es auch noch ein Eis. Wieder ein sehr schöner Tag!

Sonntag, 25. August 2019

Tag 110 - Pampushaven-Hoorn: Warm und Windarm

Die Windvorhersage sieht nicht gut aus und so lassen wir es gemütlich angehen. Erst gegen Mittag holen wir den Anker hoch und fahren langsam los.
Hier auf dem Markermeer sind einige Traditionsboote unterwegs und wir können sehen, dass sich auch unter Segeln Fahrt machen.
Wir haben es nicht eilig und die Entfernungen hier sind nicht sehr groß und so versuchen wir es auch mit Segeln. Trotz ihres Alters (35 Jahre) und Gewichts (ca. 12 t) macht die TRITON am Wind aus 5-8 kn Wind noch 2-4 Knoten Fahrt - das alles bei Null Welle: sehr komfortabel! Ich nutze das ruhige Wasser für ein paar Foto-Experimente, um das Boot mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Dazu habe ich die Kamera mit einem Fall hoch in den Mast gezogen und von unten kontrolliere ich si mit einer Angelschnur und dem Smartphone.
Gegen Abend kommen wir dann vor Hoorn an und machen uns noch nicht einmal die Mühe, den Motor anzustellen um dort zu Ankern. Ein sehr schöner und entspannter Tag! Morgen wollen wir einen Hafen anlaufen, um noch ein paar frische Lebensmittel für die letzen Tage zu kaufen.

Samstag, 24. August 2019

Tag 109 - IJmuiden-Pampushaven: Durch den Noordzeekanaal

Es ist sonnig, warm und windlos und so können wir gemütlich ausschlafen und uns dann unter Maschine auf den Weg machen. Es geht nach Osten durch den Noordzeekanaal zwischen IJmuiden und Amsterdam, denn wir haben keine Lust, über die Nordsee nach Den Helder zu motoren.
Wir müssen wieder durch eine Schleuse, was zu einigen Diskussionen führt. Ralf und ich sind ein eingespieltes Team mit fester Aufgabenverteilung. Nun zu dritt ändert sich die Situation. Paul fährt und Ralf übernimmt Aufgaben, die sonst mein Ressort sind und wir beide haben unterschiedliche Vorstellungen, wie etwas zu tun ist... Aber wir einigen uns dann, das Manöver klappt und weiter geht es Richtung Amsterdam. Auch hier ist natürlich wieder jede Menge Verkehr.
Neben Frachtschiffen, Segelbooten, Motorbooten, Dinghys und Fähren gibt es auch noch Schlepper, Lotsen und Kreuzfahrtschiffe.
Am Ende des Kanals müssen wir dann nochmals durch eine Schleuse und eine letzte Brücke - dann ist es geschafft und wir sind im Markermeer.
Wir fahren noch ein kleines Stück weiter, denn bei diesem Wetter wollen wir lieber Ankern und die Chance haben, uns im Wasser abzukühlen. Es gibt wieder eine leichte Abendbrise und da wir es nicht eilig haben, können wir noch die Fock ausrollen.
Unser Ziel für heute ist der Pampushafen, eine Stelle, die zum Ankern empfohlen wird und tatsächlich liegt schon eine ganze Anzahl Schiffe hier. Gleich nachdem der Anker unten ist, stürzen wir uns im goldenen Abendlicht ins ziemlich kühle Nass.
Wir liegen gegenüber von Amsterdam (rotes Kreuz) und  nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Winterlagerplatz in Workum (gelb). Selbst wenn wirklich kein Wind mehr kommt, ist er problemlos zu erreichen.
Erfrischt durch das Bad und gestärkt durch das Abendessen sitzen wir satt und sauber im Cockpit und genießen den Sonnenuntergang.

Tag 108 - Rotterdam-IJmuiden: Nachtschicht

Gestern haben wir die Strömungen studiert und den Hafenmeister befragt - mit dem Ergebnis, dass es sinnvoll ist erst nachmittags mit ablaufendem Wasser zurück in die Nordsee zu fahren. Daher gehen Ralf und Paul nochmals zum Maritiem Museum, um die einen Diesel-Motor in Aktion zu sehen, der bei unserem ersten Besuch nicht im Einsatz war - aber wieder kein Erfolg. Aber es gibt ja noch den schönen alten Hafen...
Dort steht das "Witte Huis", als es 1898 gebaut wurde mit 10 Stockwerken und 43 m Höhe das erste Hochhaus in Europa. Gegenüber wieder die Kubus-Häuser und im Hintergrund der "Blaaktower", der etwas wie ein Bleistift aussieht (beide Fotos von Paul).
Nun ist es Zeit, Abschied von Rotterdam zu nehmen - wir werfen einen letzten Blick auf die nun vertraute Erasmusbrücke und die modernen Hochhäuser.
Nun müssen wir durch den Hafen von Rotterdam bis in die Nordsee - und das ist ein ganzes Stück, insgesamt 18 sm (über 30 km). Der Hafen ist einer der größten Seehäfen der Welt und der mit Abstand größte Tiefwasserhafen Europas. Er ist im Gegensatz zu den meisten anderen Nordseehäfen von Schiffen bis 24 Meter Tiefgang anfahrbar. Insbesondere ist er der wichtigste Handelspunkt für Erdöl in Europa. Vom Hafen verlaufen verschiedene Pipelines nach Deutschland (bis nach Ludwigshafen!) und Belgien. Der Weitertransport anderer Waren erfolgt mit LKW, aber auch mit Binnenschiffen auf dem Rhein bis Basel. Für uns bedeutet das sehr gut Ausschau halten und vorsichtig fahren, denn von vorne, von hinten und aus seitlichen Hafenbecken können jederzeit Schiffe kommen...
Auf der Nordsee ist es - wie angesagt - schwachwindig, also geht es weiter unter Maschine. Nach nach einer Weile bekommen wir einen Strom, der etwas mitschiebt. Kurz vor unserem Tagesziel, Scheveningen, werden wir dann von einer wunderschönen Yacht unter Segeln überholt - und die Herren äußen den Wunsch, sich spontan rüberbeamen zu wollen...
Wir schauen uns die Wetteraussichten für morgen an: wieder kein Wind... aber heute Nacht sieht es etwas besser aus und wir haben ja den Schiebestrom... ich tippe ein paar Punkte in den Plotter, es sind 26 sm bis nach IJmuiden, allerdings haben wir im Moment Gegenwind, der aber günstig drehen soll... wir entscheiden uns, die Segel hochzuziehen und kehren Scheveningen den Rücken zu.
Wie sich herausstellt eine ausgezeichnete Entscheidung. Ohne Welle läuft die TRITON auch am Wind recht gut und wir fahren in den Sonnenuntergang. Für meine Bild des Tages hätte ich gerne Paul vor dem Abendhimmel und wir probieren verschiedene Positionen... Schließlich fragt Paul: "Soll ich meine Haare aufmachen?" und braucht dann ungefähr fünf Minuten, um das Gummi aus seinen Locken zu bekommen (ich bin nur neidisch...).
Als es dann ganz dunkel ist hören wir zusammen Musik - jeder ist für eine Weile DJ und wir haben eine wirklich gute Zeit. Links neben uns sind die Lichter von ankernden Schiffen, Plattformen und einem Windpark, rechts von uns die beleuchtete Küste und über uns ist offensichtlich die Einflugschneise nach Amsterdam - was für ein Gegensatz zu den stillen Nachtwachen auf dem Atlantik! - Der Wind wird sogar noch stärker und dreht wie geplant, so dass wir nur zwei Kreuzschläge benötigen, bevor wir nach IJmuiden einlaufen können. Mittlerweile ist auch der Mond aufgegangen und wir müssen unter den vielen Lichtern die richtigen heraussuchen.
Um kurz von 2:00 Uhr machen wir ohne Probleme in der Marina fest und verziehen uns zum Schlafen in die Kojen. Da auch für die nächsten Tage kaum Wind vorhergesagt ist, wollen wir morgen durch den Noordzeekanaal ins Markermeer fahren - aber jetzt schlafen wir erst einmal aus.