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Mittwoch, 26. Juni 2019

Tag 49 - São Jorge (West): Glückliche Kühe und köstlicher Käse

São Jorge ist eine schmale (knapp 7 km) aber langgestreckte (über 50 km) Insel mit ca. 8500 Einwohnern. Wir beschließen, uns für die Erkundung zwei Tage Zeit zu nehmen und heute den westlichen Teil der Insel zu besuchen. Wir wollen bis ganz zur Spitze, halten aber erst einmal im "Parque Florestal das Sete Fontes" an. Auf einem sehr gepflegten Gelände stehen zahlreiche sehr hohe Zypressen (glauben wir) und Riesenfarne.
Es ist eine Stimmung wie in einem Märchenwald. Hier - und auch an anderen Stellen der Insel - gibt es immer wieder Blüten zu entdecken.
Wir fahren weiter auf schmalen Straßen, die teilweise unbefestigt sind. Ich bin ja bekanntlich kein Freund von SUVs, aber hier wäre etwas mehr Bodenfreiheit als bei unserem kleinen Nissan doch von Vorteil gewesen...
Wir besuchen verschiedene Aussichtspunkte von denen aus wir einen Blick über die Steilküste und auch auf den Leuchtturm am Westende haben.
Oben auf der Steilküste liegt ein Hochplateau mit vielen kleinen, grün bewachsenen Vulkankratern. Die Landschaft ist mit Naturstein-Mauern in viele Rechtecke aufgeteilt, aber nicht - wie auf Pico - zum Weinbau, sondern für Wiesen und Weiden. Auf diesen Weiden (oder auf der Straße oder im Vorgarten) grasen ca. 35.000 Rinder, die auf uns einen sehr zufriedenen Eindruck machen.
Die Vermehrung erfolgt offensichtlich nicht durch künstliche Befruchtung, sondern es gibt echte Bullen, die diesen Job persönlich erledigen sollen. Wir treffen ein solches Exemplar, der Herr soll sich auf einer separaten Weide mit einer Dame amüsieren, hat aber wohl keinen Plan. Sie versucht, ihm die Technik durch ein praktisches Beispiel nahezubringen, gibt aber dann frustriert auf...
Wir wissen leider nicht, wie die Geschichte ausgegangen ist, aber wir verfolgen den Weg der Milch bis in die Käse-Kooperative - auf Portugiesisch klingt das viel besser: "União de Cooperativas Agrícolas da Ilha de São Jorge". Dort wird der "Queijo São Jorge" hergestellt und wir haben Gelegenheit, die Produktion zu besichtigen. Wir müssen allen Schmuck und Uhren ablegen und uns in Schutzkleidung hüllen, für die Herren gibt es sogar eine Bartmaske. Es geht natürlich nicht um unseren Schutz, sondern um den Schutz des Käses...
Leider darf in den Produktionshallen nicht fotografiert werden. Wir sehen, wie die Rohmilch in großen Becken mit Enzymen versetzt wird. Die Molke wird abgelassen und der Käsebruch in Formen gefüllt und gepresst. Dann kommen die Laibe zunächst in einen Trockenraum und dann ein eine Reifekammer, wo sie drei Monate bis zwei Jahre lagern. Der Käse von unabhängigen Gutachtern zertifiziert und darf sich bei Erfolg "Queijo São Jorge" mit geschützter Ursprungsbezeichnung nennen. Wer den Test nicht besteht, wird als "Insel-Käse" verkauft. Wir dürfen verschiedene Sorten probieren und entscheiden uns für die sieben Monate alte Variante.
Auf der Rückfahrt geht es weiter auf den grünen Hochebenen durch die sauber angelegten Felder. Alles ist sehr gepflegt und aufgeräumt. Die ersten Siedler im 15. Jahrhundert waren Flamen und sie sollen die Kühe (und wahrscheinlich auch die Käseprodukton) mitgebracht haben.
Ralf nutzt einen weiteren Miradouro (Aussichtspunkt) für ein kurzes Schläfchen... Im Hintergrund ist übrigens wieder der Pico, heute durch seine Wolkenschicht aber nicht zu sehen.
Wir wollen noch in eine weitere Kooperative, diesmal eine, in der Handwerksarbeiten ausgeführt werden. Auch sie hat einen klangvollen Namen: "Cooperativa de Artesanato Senora da Encarnação, ist aber nicht leicht zu finden, da nicht in Google Maps... Wir haben dann aber doch Erfolg und erstehen ein paar neue Topflappen für die TRITON.
Unser letztes Ziel für heute ist dann der kleine Ort Urzelina direkt am Ufer. Im 18. Jahrhundert gab es einen Vulkanausbruch, dessen Spuren auch heute noch zu sehen sind. Wir trinken noch einen Kaffee und machen uns dann auf den Weg nach hause.
Während ich das hier schreibe, ist es draußen richtig laut, denn in den Abendstunden fliegen die "Aua-Aua-Vögel" ihre Brutstätten in den Klippen neben dem Hafen an. Es handelt sich um "Gelbschnabel-Sturmtaucher", die auf den Azoren mit ungefähr 500.000 Paaren vertreten sind. Hier ein Eindruck von ihren Rufen: Klick

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