Ralf ist heute morgen schon früh unterwegs, denn die
Batterien für unser Bugstrahlruder und die Ankerwinde machen so langsam schlapp.
Gestern haben wir die alten mit Hilfe eines Falls herausgehoben und Ralf hat neue
bestellen können. Das Problem: die amerikanischen Batterien haben andere
Anschlüsse als die deutschen… Wie sich herausstellt, gibt es aber im Fachhandel
Batterien für europäische Autos und so passen die beiden neuen perfekt und
funktionieren sofort! Manchmal geht es besser als erwartet!
Nicht geklappt hat die Verlängerung unseres Aufenthalts
hier, denn die Mooring ist belegt. Also haben wir nur heute, um uns Salem
anzuschauen. Noch schnell gefrühstückt und dann geht es an Land.
Im Jahr 1692 war Salem Hauptschauplatz der „Salem Witch
Trials“ (Hexenprozesse von Salem) in deren mehr als 200 Personen der Hexerei
beschuldigt wurden. Es wurden 19 Menschen gehängt, einer starb unter Folter und
mindestens fünf im Gefängnis. Wir besuchen das „Witch Dungeon Museum“ und sehen
in einem Re-enactment einen Ausschnitt aus den Prozessen. Eine Erzählerin
berichtet von den Hintergründen der Geschichte.
Nach ihrer Darstellung war die Situation aus politischen,
religiösen und lokalen Gründen in Salem sehr angespannt. Ein neuer Gouvaneur in
der Kolonie, Bedrohung durch Indianer und Krankheiten, religiöse Überzeugungen (z.B.
fester Glaube an die Macht von Satan) aber auch Streit um Ländereien und
Weiderechte machte die Gemeinschaft zu einem Pulverfass. Ausgelöst wurde die
Hexenjagd dann durch das merkwürdige Verhalten von mehreren Mädchen, für das
keine medizinische Erklärung gefunden werden konnte und dass daher dem Einfluss
von Hexerei zugeschrieben wurde.
Immer mehr Personen wurden beschuldigt, unter anderem auch,
weil geständige „Hexen“, die andere nannten, nicht hingerichtet wurden. Dazu
kamen ganz praktische wirtschaftliche Gründe, denn die Länderein der Verurteilten
wurden eingezogen und verkauft. Im Museum wird eine Nachbildung des Kerkers,
des Dorfes und des Galgenhügels mit verschiedenen Puppen gezeigt.
Nach diesem Ausflug in Unterwelt, menschlich und
tatsächlich, sind wir ganz froh, wieder in der Sonne zu sein. Allerdings begleitet
uns das Thema Spuk und Hexen durch die Stadt, denn hier spielen immer noch die
wirtschaftlichen Gründe eine Rolle und es gibt jede Art von Geschäften,
Führungen, Hexenfiguren, Wahrsagerei und Gruselgestalten (finde Ralf und
Cosima).
Wir beschließen, lieber auf das „Antique & Classic Boat
Festival“ zu gehen und uns noch ein paar nette alte Boote anzuschauen. Jedes
Boot hat seine individuelle Geschichte und engagierte Eigner, die es –
teilweise in jahrelanger Arbeit – liebevoll restauriert haben.
Ralf interessiert sich für die Wind-Selbststeueranlage auf
der SERAFFYN OF VICTORIA, einem Lyle Hess Cutter von 1968, der den bekannten
Segel-Autoren Lin und Larry Pardey gehörte. Sie sind mit dem knapp 7,50 m
langen Schiff ohne Maschine um die Welt gesegelt.
Neben den Booten gibt es auch noch Kunst, Handwerk und
Kunsthandwerk in kleinen Ständen. Wir kaufen ein (kleines) Bild, essen etwas
und bewundern die Modellbauer.
Das Ganze wird musikalisch untermalt von der „New New
Orleans Jazz Band“ – es muss schon eine ganze Weile her sein, dass die Band „new“
war, denn wir schätzen das Gesamtalter der sechs Bandmitglieder auf ungefähr 500
Jahre. Das hält die Jungs aber nicht davon ab, schwungvoll Musik zu machen!
Wir werden noch einen Blick (von außen) auf das „House of the
Seven Gables“, das den Autor Nathaniel Hawthorne zu seinem gleichnamigen Roman
inspirierte. Fun fact: Ein Vorfahre des Autor war Richter bei den Hexenprozessen.
Wieder ein Tag mit vielen unterschiedlichen Eindrücken!
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