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Sonntag, 26. August 2018

Tag 418 - Salem: Von jungen Hexen und alten Booten

Ralf ist heute morgen schon früh unterwegs, denn die Batterien für unser Bugstrahlruder und die Ankerwinde machen so langsam schlapp. Gestern haben wir die alten mit Hilfe eines Falls herausgehoben und Ralf hat neue bestellen können. Das Problem: die amerikanischen Batterien haben andere Anschlüsse als die deutschen… Wie sich herausstellt, gibt es aber im Fachhandel Batterien für europäische Autos und so passen die beiden neuen perfekt und funktionieren sofort! Manchmal geht es besser als erwartet!
Nicht geklappt hat die Verlängerung unseres Aufenthalts hier, denn die Mooring ist belegt. Also haben wir nur heute, um uns Salem anzuschauen. Noch schnell gefrühstückt und dann geht es an Land.
Im Jahr 1692 war Salem Hauptschauplatz der „Salem Witch Trials“ (Hexenprozesse von Salem) in deren mehr als 200 Personen der Hexerei beschuldigt wurden. Es wurden 19 Menschen gehängt, einer starb unter Folter und mindestens fünf im Gefängnis. Wir besuchen das „Witch Dungeon Museum“ und sehen in einem Re-enactment einen Ausschnitt aus den Prozessen. Eine Erzählerin berichtet von den Hintergründen der Geschichte.
Nach ihrer Darstellung war die Situation aus politischen, religiösen und lokalen Gründen in Salem sehr angespannt. Ein neuer Gouvaneur in der Kolonie, Bedrohung durch Indianer und Krankheiten, religiöse Überzeugungen (z.B. fester Glaube an die Macht von Satan) aber auch Streit um Ländereien und Weiderechte machte die Gemeinschaft zu einem Pulverfass. Ausgelöst wurde die Hexenjagd dann durch das merkwürdige Verhalten von mehreren Mädchen, für das keine medizinische Erklärung gefunden werden konnte und dass daher dem Einfluss von Hexerei zugeschrieben wurde.
Immer mehr Personen wurden beschuldigt, unter anderem auch, weil geständige „Hexen“, die andere nannten, nicht hingerichtet wurden. Dazu kamen ganz praktische wirtschaftliche Gründe, denn die Länderein der Verurteilten wurden eingezogen und verkauft. Im Museum wird eine Nachbildung des Kerkers, des Dorfes und des Galgenhügels mit verschiedenen Puppen gezeigt.
Nach diesem Ausflug in Unterwelt, menschlich und tatsächlich, sind wir ganz froh, wieder in der Sonne zu sein. Allerdings begleitet uns das Thema Spuk und Hexen durch die Stadt, denn hier spielen immer noch die wirtschaftlichen Gründe eine Rolle und es gibt jede Art von Geschäften, Führungen, Hexenfiguren, Wahrsagerei und Gruselgestalten (finde Ralf und Cosima).
Wir beschließen, lieber auf das „Antique & Classic Boat Festival“ zu gehen und uns noch ein paar nette alte Boote anzuschauen. Jedes Boot hat seine individuelle Geschichte und engagierte Eigner, die es – teilweise in jahrelanger Arbeit – liebevoll restauriert haben.
Ralf interessiert sich für die Wind-Selbststeueranlage auf der SERAFFYN OF VICTORIA, einem Lyle Hess Cutter von 1968, der den bekannten Segel-Autoren Lin und Larry Pardey gehörte. Sie sind mit dem knapp 7,50 m langen Schiff ohne Maschine um die Welt gesegelt.
Neben den Booten gibt es auch noch Kunst, Handwerk und Kunsthandwerk in kleinen Ständen. Wir kaufen ein (kleines) Bild, essen etwas und bewundern die Modellbauer.
Das Ganze wird musikalisch untermalt von der „New New Orleans Jazz Band“ – es muss schon eine ganze Weile her sein, dass die Band „new“ war, denn wir schätzen das Gesamtalter der sechs Bandmitglieder auf ungefähr 500 Jahre. Das hält die Jungs aber nicht davon ab, schwungvoll Musik zu machen!
Wir werden noch einen Blick (von außen) auf das „House of the Seven Gables“, das den Autor Nathaniel Hawthorne zu seinem gleichnamigen Roman inspirierte. Fun fact: Ein Vorfahre des Autor war Richter bei den Hexenprozessen. Wieder ein Tag mit vielen unterschiedlichen Eindrücken!

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