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Samstag, 11. August 2018

Tag 403 - Siasconset: Paradies mit kleinen Fehlern

Wir wollen noch etwas mehr von dieser schönen Insel sehen und auch hier gibt es Busse, mit denen wir günstig fahren können. Tripadvisor empfielt das kleine Dorf Siasconset (von den Einheimischen Sconset genannt) ganz an der Ostseite der Insel. Die Fahrt für vorbei an weiteren gepflegten Häusern mit wunderbaren Gärten und durch eine Parklandschaft – sehr hübsch! In Sconset angekommen treffen wir gleich an der Bushaltestelle den „Village Whisperer“, der eine Tour durch den Ort anbietet – das ist genau das Richtige für uns.
Unser Guide lebt seit 37 Jahren hier im Ort, kennt alle Häuser (teilweise persönlich, weil er als Schreiner gearbeitet hat), alle Einwohner, die ganzjährig hier leben (ca. 100), viele Sommergäste und zahllose Anekdoten und Familiengeschichten (Hochzeitsfotograf war er auch).
Auch hier lebten zuerst die Wampanoag, die Walfang und Fischfang betrieben und das dann den ersten englischen Siedlern beibrachten. Entsprechen waren die ersten Gebäude Hütten, in denen Material und Werkzeug aufbewahrt wurde. Später brachten die Fischer dann ihre Familien mit, die den Sommer über hier lebten (während die Männer auf Fang waren) und die Hütten wurden immer mehr zu Wohnzwecken genutzt. Nach und nach wurden die (ursprünglich rechteckigen) Gebäude dann mit Anbauten erweitert. Hier ist vorne links eine Schlafkammer angebaut und zusätzlich das gesamte Hinterhaus. Die Schindeln sind neu und daher noch nicht typisch silbergrau.
Der Walfang verlagerte sich auf die Hochsee und Sconset blieb ein kleiner Fischerort. Um dem Trubel der Stadt zu entgehen, fingen reiche Bürger an, in Sconset Sommerhäuser zu errichten. Dazu imitierten sie den Stil der Hütten mit ihren Anbauten. Nach dem Niedergang des Walfangs entdeckten Künstler den hübschen Ort für sich. Später kamen dann auch zahlreiche Schauspieler, häufig aus New York. Weitere Sommerhäuser und Hotels wurden gebaut und auch die Eisenbahn fuhr bis hierher. 
Für die neuen Gäste wurde Personal benötigt, und so entstand auf einem schmalen Streifen Land zwischen Ort und Küste „Codfish Park“, wo dann die Arbeiterfamilien lebten und ihre eigenen kleinen Geschäfte hatten.
Heute werden für alle Anwesen im Ort absolute Höchstpreise bezahlt – unser Guide nennt diverse Millionenbeträge – und das für Häuser, die teilweise klein, alt und nicht winterfest sind. Diese Preisentwicklung macht es natürlich für Einheimische schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Auch neu gebaute Häuser müssen den Bauvorschriften entsprechen und so ist für uns nur schwer zu erkennen, ob ein Gebäude 300, 30 oder nur 3 Jahre alt ist.
Es gibt eine Kirche – natürlich auch im passenden Stil – mit der Besonderheit, dass sie von Katholiken und Protestanten benutzt wird. Sie ist eine beliebte „Location“ für Hochzeiten.
Zu den Häuser gehören immer auch wunderbare und perfekt gepflegte Gärten, einer schöner als der andere.
Soviel Perfektion finde ich fast unheimlich, irgendwie zu schön um wahr zu sein. Der ganze Ort wirkt wie aus der Zeit gefallen oder wie eine Filmkulisse. Praktisch jedes Haus könnte für ein Hochglanzmagazin Model stehen.
Ich hatte ja von dem verschobenen Leuchtturm auf Martha’s Vineyard berichtet. Offensichtlich ist hier das Verschieben von Gebäuden eine Art Volkssport. Unser Guide zeigt uns diverse Beispiele und oft sind entsprechende Plaketten angebracht. Wahrscheinlich wäre es aber einfacher, die Gebäude zu kennzeichnen, die (noch) nicht umgesetzt wurden… Überall gibt es liebevolle Details (und einige freche Kaninchen).
Wir laufen dann noch ein Stück den Klippenweg entlang, der nicht ganz einfach zu finden ist und der tatsächlich teilweise durch die Gärten der Anwohner verläuft. Offensichtlich gibt es da eine entsprechende Regelung.
Sehr angetan fahren wir mit dem letzten Bus zurück und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten zum Abendessen. Heute waren wir schlau und haben unsere Dusch-Sachen mit an Land genommen. Die letzte Landdusche hatten wir vor rund zwei Wochen in Stonington und es ist ein Vergnügen, ausführlich unter warmen Wasser zu stehen und das mit Licht in einem geschlossenen Raum! Ein angenehmer Gegensatz zum wassersparenden Duschen im Schutz der Dunkelheit an Deck…

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