Ab Abend und in der Nacht sind ein paar Gewitter mit
heftigen Regenschauern über uns gezogen und wie immer, wenn es eine Weile
trocken war, ist das (Teak)Deck so geschrumpft, dass das Wasser darunter
entlanglaufen und durch Bohrlöcher den Weg ins Innere des Bootes finden kann…
Wir stellen ein paar Eimer auf und ich schlafe in der Achterkajüte, weil es mein
Bett im Salon erwischt hat. Auch heute Morgen regnet es noch und zum Frühstück hängen
wir einen Vorhang an unser festes Dach. Außerdem ist es ganz ungewohnt kalt,
nur 20 Grad, das sind wir nicht mehr gewöhnt… Vormittags kümmern wir uns weiter
um unser Winterlager und haken bei einigen der angemailten Marinas nach. Die
Liste ist schon kürzer geworden und wir haben auch schon Favoriten.
Dann geht es hinaus auf die Chesapeake Bay und gleich als
erstes kommt uns die KALMAR NYCKEL entgegen, die wir schon in Norfolk auf dem
Hafenfest gesehen haben und die in Cape Charles ihren Liegeplatz hat.
So wie es aussicht, haben wir jetzt das Ende der
„Barfuß-Route“ erreicht, denn Ralf hat heute – zum ersten Mal seit Nordspanien
letzten August – ein paar Socken ausgepackt. Ich verzichte auf Socken,
aktiviere aber eine Fleecehose und komplettes Ölzeug. Der Wind pustet recht
kräftig und es baut sich eine unangenehme kurze Welle auf. Mein Maßstab ist ja
immer, wie viele Hände ich auf der Toilette zum Festhalten benötige und heute
wären drei Stück nicht schlecht gewesen.
Ganz erstaunlich ist dann immer der Gegensatz vom offenen
Wasser zum geschützten Hafen. Hier liegen die Häfen und Marinas oft in
Flussmündungen. In Ufernähe ist es sehr flach und heute müssen wir durch ein
enges Fahrwasser fahren. Sobald wir in der Abdeckung sind, ist vom Wind draußen
kaum noch etwas zu spüren und auch die Wellen sind verschwunden.
Wir haben ein – wahrscheinlich selbst verlegtes – E-Book
über den Intracoastal Waterway gekauf und der Autor berichtet von seinen
jahrelangen Erfahrungen. Wir wären nie auf die Idee gekommen, in einem privaten
Segelclub anzulegen, aber er empfiehlt in sehr als Zwischenstation. Heute – Montag
– ist niemand da, aber wir haben einen sehr schönen Platz am Steg und können
das gepfegte Gelände bewundern. Offensichtlich ist das Wetter sonst wärmer,
denn ein Stegnachbar hat das Thema Klimaanlage originell gelöst.
Die anderen Boote sind unbewohnt bis auf eines. Dort
arbeitet Debbie, die einen Yachtservice betreibt und sich insbesondere um das
Streichen von Holzflächen kümmert. Wir kommen sehr nett ins Gespräche und
wollen sie zum Abendessen einladen, aber sie hat schon gekocht. Stattdessen
kommt sie später noch auf ein Glas Wein (von ihr mitgebracht) und ein Dessert
herüber. Es ist wieder interessant von ihren Erlebnissen zu hören und sich über
verschiedene Arten von Bootslacken auszutauschen.
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