Auch auf den letzten 12 sm Intracoastal Waterway stehen
wieder diverse Brücken und eine Schleuse an. Weil wir uns den großen Städten
Norfolk und Portsmouth nähern, die eine Verbindung zum Atlantik haben gibt es
auch vermehrt Schiffsverkehr und etwas Tidenstrom. Nach der namensgebenden Klappbrücke
von „Great Bridge“ kommen wir gleich in die dazugehörende Schleuse. Obwohl wir
Holland-erprobt sind, läuft das Anlegemanöver nicht optimal, was auch an den
netten aber inkompeteten Helfer an Land liegt.
Aber die Wasserdifferenz beträgt nur ca. 20 cm und wir
fahren weiter. Nach der „Great Bridge“ müssen wir noch unter weiteren sieben
Brücken hindurch. Erst einmal kommen zwei unproblematische Brücken, die wir
einfach durchfahren können aber dann geht es los: Wir durchfahren eine Kombination
aus Klappbrücke für den Zugverkehr, die aber offen steht und einer Hubbrücke,
bei der die Fahrbahn für uns angehoben werden muss. Ralf zeigt mir ein Video,
wo eine solche Brücke herunterfährt, während ein Schiff passiert: Klick
Wir fahren durch eine weitere Hubbrücke für Eisenbahnen und
durch eine große feststehende Brücke. Dann ist die letzte Bücke an der Reihe:
auch eine Hubbrücke für Züge, die laut unserem Revierführer normalerweise offen
steht. Ralf steuert und telefoniert dabei mit der Marina, um einen Platz für
uns zu reservieren. Ich schaue auf die Brücke und sehe plötzlich, wie sie sich
langsam nach unten bewegt… Wir legen sofort den Rückwärtsgang ein und bremsen
damit das Schiff. Wir kennen aus Europa, dass bei Bewegen von Brücken Licht-
und/oder Schallsignale gegeben werden, aber hier sind noch nicht einmal Lampen
an der Brücke… Alles gut gegangen, aber ich fand die Situation doch recht
aufregend!
Wir haben bei der Waterside Marina in Norfolk einen Platz
bekommen, aber nur bis Freitagmorgen 8:00 Uhr. Wie sich herausstellt ist am
Wochenende großes Hafenfest und der Platz wird gebraucht. Wir rufen noch bei
zwei anderen Marinas in der Nähe an, die aber nur über uns lachen und uns
mitteilen, dass wir eventuell für das Hafenfest 2019 einem Liegeplatz haben können…
Also müssen wir die Chance nutzen, heute und morgen die Stadt zu erkunden. Als
erstes fallen uns die verschiedenen Meerjungfrauen auf, die uns – ganz unterschiedlich
bemalt – überall in der Stadt begegnen.
Wir laufen ein kurzes Stück zu einem großen Einkaufszentrum –
architektonisch aufwendig gestaltet und mit vielen schicken Geschäften, aber ziemlich
menschenleer.
Wahrscheinlich deswegen werden wir von „Jordan“ einem netten
jungen Mann angesprochen, der uns eine spezielle Gesichtsbehandlung vorstellen
möchte. Er macht das sehr gut und wir haben eine nette Unterhaltung. Er erzählt
uns, dass er Familie in Italien und Israel hat und gerade erst nach Norfolk
gezogen ist. Er versichert, dass die Behandlung auch für Herren geeignet ist.
Es handelt sich um einen speziellen „Moisturizer“, der die Falten
und Tränensäcke mildern soll… Er fragt mich, was ich für mein Gesicht benutze
und ist schockiert, als ich im sage, dass ich jetzt auf der Reise gar nichts
nehme, nur manchmal Sonnencreme. Wahrscheinlich gehört zum Verkaufskonzept, dass
er dann vorrechnet, wie viel meine derzeitige Creme kostet – das klappt leider
nicht… Seine Produkte kosten nur 500 Dollar für den „Moisturizer“ und 295 Dollar
für die passende Augencreme… Ich entscheide mich aber, heute Abend mal wieder
etwa Nivea soft zu verwenden... Hier noch das „nachher“ Bild von Ralf und mir.
Zurück laufen wir an der Waterfront entlang zu unserem
Hafen. Die Stadtplaner von Norfolk haben hier wirklich gute Arbeit geleistet
und aus einem heruntergekommenen Hafengebiet eine Flaniermeile gemacht. Überall
laufen schon die Vorbereitungen für das Hafenfest. Wir kommen am „Armed Forces
Memorial“ vorbei.
Das ist kein heroisches Monument, sondern es wird auf ganz
berührende Art an alle amerikanischen Kriege seit dem Unabhängigkeitskrieg
erinnert. Briefe, von Soldatinnen und Soldaten, die in den Kriegen gestorben
sind, an ihre Freunde oder Familien sind auf Bronze geschrieben und einfach auf
einem Platz verstreut… Sehr emotional und persönlich.
Wir genießen noch die Abendstimmung am Wasser. Auf dem Weg lesen
wir immer wieder Hinweis-Platten über historische Ereignisse – dazu morgen
mehr, denn wir wollen das Nauticus Museum besuchen.
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