Gestern war Haushalt an der Reihe, aber heute wollen wir
etwas von der Insel sehen. Der nette Herr in der Tourist-Information hat für
uns Fahrräder bestellt. Wir sind pünktlich da, aber was nicht da ist sind die
Räder – offensichtlich gilt auch hier noch „Island Time“ – oder wie es ein
junger Mann an der Tankstelle formuliert: „Don’t work hard, work smart!“ Wir
laufen zum Fahrradladen, aber der ist geschlossen, bei einem anderen gibt es
nur Mountainbikes… Aber dann treffen wir die nette Besitzerin von „Long Story
short“ doch noch an und nach einigem hin und her (platt, Bremse geht nicht, Rad
eiert, etc.) bekommen wir doch noch zwei funktionstüchtige Räder zum
Sonderpreis.
Wir wollen uns ein bisschen am Nordende von Bermuda umsehen
und machen uns auf den Weg. Schon bald stellt sich heraus, warum sonst niemand
mit dem Rad unterwegs ist, sondern alle Auto oder Motorroller fahren: auch wenn
die höchste Erhebung nur 79 m beträgt, ist die Insel doch recht hügelig und ich
merke, dass mir mein tägliches Fahrradtraining fehlt… Trotzdem kommen wir gut
voran und halten an der engen Durchfahrt in den Naturhafen von St. George an.
Hier kommen wir ins Gespräche mit Juneia und Charles, die dort gemütlich sitzen
und fischen. Sie erzählen uns einiges von der wechselhaften Geschichte
Bermudas.
Direkt daneben bewacht „Gates Fort“ die Einfahrt mit zwei
Kanonen. Wie wir später im Museum erfahren, ist Bermuda für Großbritannien von
extremer strategischer Bedeutung gewesen. Nachdem der amerikanische
Unabhängigkeitskrieg verloren war bildete Bermuda mit Halifax in Nova Scotia
und Jamaika in der Karibik eine wichtige Basis in der neuen Welt und für den
Westindien-Handel. Daher ist die ganze Insel von zahlreichen militärischen
Anlagen übersät. An der Nordwest-Seite liegt ein riesiges Korallenriff (das
nördlichste der Welt), daher sind dort keine Verteidigungsanlagen errichtet
worden.
Vorgestern habe ich über die ersten Siedler berichtet, die
gleich nach ihrer Ankunft 1612 eine Kirche gebaut haben. Das war aber nicht
alles, sie haben auch gleich eine hölzerne Festung an der Nordost-Ecke der
Insel errichtet. An gleicher Stelle steht heute Fort St. Catherine’s, das jetzt
das Museum beherbergt.
Wir lernen einiges über die Militärgeschichte und die verschiedenen
Kanonen, die dort aufgestellt sind. Zuletzt wurde das Gebäude als Lager für
Schießpulver verwendet. Das Pulver selbst wurde in Fässern aufbewahrt, die
regelmäßig gedreht werden mussten, damit die einzelnen Bestandteile vermischt
blieben. Damit das Pulver nicht direkt mit den Laternen in Berührung kam,
wurden diese getrennt von sogenannten Lichtgängen aus betrieben und waren durch
eine Glasscheibe vom eigentlichen Lager getrennt. Aus dem Lager wurden die
Geschosse und die Ladung dann über Aufzüge zu den Kanonen gebraucht.
Ich stelle fest, dass ich nicht viele Bilder gemacht habe,
irgendwie gefällt mir nicht, was da für ein Aufwand getrieben wurde, um Geräte
herzustellen, mit denen Dinge zerstört und Menschen getötet werden sollen. Die
Kanonen wurden allerdings nicht wirklich oft abgefeuert, sondern haben den
Zweck der Abschreckung offensichtlich gut erfüllt. Die hier stationierten
Soldaten sind daher eher an Gelbfieber und anderen Krankheiten gestorben und
nicht im Kampf.
Bermuda besteht aus zahlreichen Inseln, von denen die größeren
alle über Brücken verbunden sind. Wir fahren von St. George’s Island zu St.
David’s Island und dort zum St. David’s Leuchtturm. Den kennen wir schon vom
Meer aus, denn wir sollten uns bei Bermuda Radio über Funk melden, wenn der Leuchtturm
querab lag, um die Erlaubnis zur Einfahrt in den Hafen zu bekommen. Der Leuchtturm
liegt auf Lighthouse HILL, also geht es wieder mit dem Fahrrad bergauf – puh…
Dafür ist der Rückweg dann um so schöner und wir können uns
größere Strecken rollen lassen. So sind wir recht schnell wieder in St. George
selbst, das uns jetzt schon vertraut ist. Wir geben die Fahrräder zurück und
machen mal wieder einen Versuch mit Kaffee und Kuchen… Kein Problem, etwas zu
finden, aber heute ist Ralf mit der Qualität des Kaffees nicht zufrieden (und
das obwohl der Laden eine Profi-Maschine am Start hatte). Wir trösten uns mit
dem Anblick verschiedener Herren, die stilvoll Bermuda-Shorts tragen – nur echt
mit Kniestrümpfen! Leider habe ich noch keine „richtigen“ Business-Outfits
gesehen, dann werden die Shorts noch mit Hemd, Sakko und Krawatte ergänzt.
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