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Donnerstag, 10. Mai 2018

Tag 310 - Bermuda: Fahrrad-Tour

Gestern war Haushalt an der Reihe, aber heute wollen wir etwas von der Insel sehen. Der nette Herr in der Tourist-Information hat für uns Fahrräder bestellt. Wir sind pünktlich da, aber was nicht da ist sind die Räder – offensichtlich gilt auch hier noch „Island Time“ – oder wie es ein junger Mann an der Tankstelle formuliert: „Don’t work hard, work smart!“ Wir laufen zum Fahrradladen, aber der ist geschlossen, bei einem anderen gibt es nur Mountainbikes… Aber dann treffen wir die nette Besitzerin von „Long Story short“ doch noch an und nach einigem hin und her (platt, Bremse geht nicht, Rad eiert, etc.) bekommen wir doch noch zwei funktionstüchtige Räder zum Sonderpreis.
Wir wollen uns ein bisschen am Nordende von Bermuda umsehen und machen uns auf den Weg. Schon bald stellt sich heraus, warum sonst niemand mit dem Rad unterwegs ist, sondern alle Auto oder Motorroller fahren: auch wenn die höchste Erhebung nur 79 m beträgt, ist die Insel doch recht hügelig und ich merke, dass mir mein tägliches Fahrradtraining fehlt… Trotzdem kommen wir gut voran und halten an der engen Durchfahrt in den Naturhafen von St. George an. Hier kommen wir ins Gespräche mit Juneia und Charles, die dort gemütlich sitzen und fischen. Sie erzählen uns einiges von der wechselhaften Geschichte Bermudas.
Direkt daneben bewacht „Gates Fort“ die Einfahrt mit zwei Kanonen. Wie wir später im Museum erfahren, ist Bermuda für Großbritannien von extremer strategischer Bedeutung gewesen. Nachdem der amerikanische Unabhängigkeitskrieg verloren war bildete Bermuda mit Halifax in Nova Scotia und Jamaika in der Karibik eine wichtige Basis in der neuen Welt und für den Westindien-Handel. Daher ist die ganze Insel von zahlreichen militärischen Anlagen übersät. An der Nordwest-Seite liegt ein riesiges Korallenriff (das nördlichste der Welt), daher sind dort keine Verteidigungsanlagen errichtet worden.
Vorgestern habe ich über die ersten Siedler berichtet, die gleich nach ihrer Ankunft 1612 eine Kirche gebaut haben. Das war aber nicht alles, sie haben auch gleich eine hölzerne Festung an der Nordost-Ecke der Insel errichtet. An gleicher Stelle steht heute Fort St. Catherine’s, das jetzt das Museum beherbergt.
Wir lernen einiges über die Militärgeschichte und die verschiedenen Kanonen, die dort aufgestellt sind. Zuletzt wurde das Gebäude als Lager für Schießpulver verwendet. Das Pulver selbst wurde in Fässern aufbewahrt, die regelmäßig gedreht werden mussten, damit die einzelnen Bestandteile vermischt blieben. Damit das Pulver nicht direkt mit den Laternen in Berührung kam, wurden diese getrennt von sogenannten Lichtgängen aus betrieben und waren durch eine Glasscheibe vom eigentlichen Lager getrennt. Aus dem Lager wurden die Geschosse und die Ladung dann über Aufzüge zu den Kanonen gebraucht.
Ich stelle fest, dass ich nicht viele Bilder gemacht habe, irgendwie gefällt mir nicht, was da für ein Aufwand getrieben wurde, um Geräte herzustellen, mit denen Dinge zerstört und Menschen getötet werden sollen. Die Kanonen wurden allerdings nicht wirklich oft abgefeuert, sondern haben den Zweck der Abschreckung offensichtlich gut erfüllt. Die hier stationierten Soldaten sind daher eher an Gelbfieber und anderen Krankheiten gestorben und nicht im Kampf.
Bermuda besteht aus zahlreichen Inseln, von denen die größeren alle über Brücken verbunden sind. Wir fahren von St. George’s Island zu St. David’s Island und dort zum St. David’s Leuchtturm. Den kennen wir schon vom Meer aus, denn wir sollten uns bei Bermuda Radio über Funk melden, wenn der Leuchtturm querab lag, um die Erlaubnis zur Einfahrt in den Hafen zu bekommen. Der Leuchtturm liegt auf Lighthouse HILL, also geht es wieder mit dem Fahrrad bergauf – puh…
Dafür ist der Rückweg dann um so schöner und wir können uns größere Strecken rollen lassen. So sind wir recht schnell wieder in St. George selbst, das uns jetzt schon vertraut ist. Wir geben die Fahrräder zurück und machen mal wieder einen Versuch mit Kaffee und Kuchen… Kein Problem, etwas zu finden, aber heute ist Ralf mit der Qualität des Kaffees nicht zufrieden (und das obwohl der Laden eine Profi-Maschine am Start hatte). Wir trösten uns mit dem Anblick verschiedener Herren, die stilvoll Bermuda-Shorts tragen – nur echt mit Kniestrümpfen! Leider habe ich noch keine „richtigen“ Business-Outfits gesehen, dann werden die Shorts noch mit Hemd, Sakko und Krawatte ergänzt.

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