Um 10:00 Uhr sind wir mit unserem Taxifahrer verabredet und so
machen wir uns mit Zeitpuffer auf den Weg an Land. Vor-Hurrikan gab es hier
eine Werft, aber die ist ganz zerstört und die Pelikane habe die Pfosten erobert.
Wir sind zeitig da, aber unser Fahrer, Francis, wartet schon
auf uns. Gestern war uns aufgefallen, dass er sehr undeutlich spricht und es
stellt sich heraus, dass er an Krebs erkrankt war. Wenn ich es richtig
verstanden habe im Kiefer oder der Zunge. Bei der Operation mussten
verschiedene Zähne gezogen werden und die Bestrahlung hat weitere zerstört,
daher also die Artikulationsprobleme. Sein blaues Taxi ist eine kleinere
Version des Safari-Busses: hinten überdacht, aber an den Seiten offen mit
Sitzbänken. Wir steigen ein und die Reise geht los.
Wir fahren an verschiedenen Hotelanlagen vorbei – teilweise mit
Privatstrand. Francis erzählt, dass fast alle Hotels auf der Insel geschlossen
sind, weil sie nach der Zerstörung durch den Hurrikan wieder aufgebaut werden
müssen. Fertigstellung wahrscheinlich erst 2020…
Direkt neben den Hotelanlagen, die teilweise mit meterhohen
Mauern und Nato-Stacheldraht gesichert wohnen dann wieder Menschen in sehr
einfachen Bedingungen und es gibt viel Verwahrlosung, die nicht unbedingt etwas
mit dem Hurrikan zu tun hat.
Aber natürlich sind auch noch überall Hurrikanschäden zu
sehen: alle blauen Dächer hier sind blaue Planen, wo die Reparaturen noch nicht
erfolgt sind. Wir sind nicht ganz sicher ob das Geld oder die Arbeitskraft
fehlt – Dachdecker sind hier wahrscheinlich gerade sehr gefragt…
Wunderschön sind die Aussichtspunkte von denen aus wir auf
den Atlantik oder die Karibische See schauen können. Wir waren ja nun schon auf
zahlreichen Inseln (St. Thomas ist Nr. 31) und habe viele schöne
Aussichtspunkte und Buchten gesehen – viele davon nehmen für sich in Anspruch,
zu den schönsten der Welt zu gehören… auch die Magens Bay ist angeblich ganz
vorne mit dabei. Von hier aus können wir sieben anderen Inseln im Dunst
erkennen.
Auch hier hat der Hurrikan zugeschlagen und viele Bäume und
Anlagen in der Bucht zerstört. Zahlreiche andere Attraktionen der Insel sind außer
Betrieb, so auch die Seilbahn und das Aquarium, bei dem man hinunter zum
Korallenriff fahren kann. Zu guten Zeiten lagen bis zu sechs Kreuzfahrtschiffe
in der Bucht vor der Hauptstadt, heute ist kein einziges da (Bild ganz oben).
Der Weg zur Aussichtsplattform führt dann auch strategisch direkt durch einen
riesigen (und heute ausgestorbenen) Andenkenladen, in dem alles was möglich
ist, mit „St. Thomas“ bedruckt ist. Motto: „The lower the latidude, the better
the attitude!“
Wir laufen wieder zu unserem netten blauen Taxi zurück. Neben
den schönen Aussichten und dem Zerstörungswerk des Hurrikans waren für mich die
Gespräche mit unserem Fahrer Francis besonders beeindruckend. Er stammt aus St.
Lucia und ist nicht nur Krebs-Überlebender, sondern auch politischer Aktivist,
gläubiger Christ (hinten auf dem Taxi die 10 Gebote und ein Bekenntnis zu
Jesus) und allgemeiner Lebensphilosoph. Wir reden im wahrsten Sinne des Wortes
über Gott und die Welt (nur den derzeitigen Präsidenten der USA lassen wir
lieber aus).
Wir lassen uns wieder in der Hauptstadt absetzten und fahren
dabei wieder durch sehr einfache Wohngebiete mit engen Straßen, vielen Autos,
Wäscheleinen und recht abenteuerlicher Elektro-Installation.
Zurück zu unserem Liegeplatz geht es dann wieder mit dem
Safari-Bus. Unterwegs steigen wir noch bei einem großen Einkaufszentrum aus.
Auch hier gibt es Sturmschäden und teilweise wird auf der Baustelle verkauft.
Aber der große Lebensmittelmarkt ist geöffnet und hier können wir uns gut versorgen.
Allerdings lassen wir die Nutella ($ 11), eine kleine Packung Chorizo-Wurst ($
12) und auch die schöne „Happy Wife, Happy Life“-Tasse ($ 13) stehen. Ralf hat
ja schon ein entsprechendes T-Shirt…
Wir segeln gerade nach Virgin Gorda. Eventuell werden wir uns wieder treffen??? Danke auf jeden Fall für den Tipp betreffend den nicht mehr existierenden Zoll in St John. Sonnige Grüsse. Magali
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