Seiten

Sonntag, 15. April 2018

Tag 285 - Buck Island-Lameshure Bay: Unlogischer Kurs

St. Croix liegt ca. 40 sm im Süden der anderen Virgin Islands. Wenn wir die vorherrschende Windrichtung (Ost) berücksichtigen, wäre seglerisch und geografisch sinnvoll, nun zu der westlichsten Insel (Virgin Gorda) zu segeln und uns dann langsam nach Osten zu bewegen. Leider gehört diese zu den britischen Inseln und wir müssten erst von den amerikanischen ausklarieren – was wieder Bürokratie bedeutet. Die nächste Wahl wäre dann umgekehrt von West nach Ost… aber auch das ist wahrscheinlich nicht möglich, denn Customs and Immigration auf St. John ist – laut offizieller Webseite – noch geschlossen (Hurrikan). Wir werden also zuerst nach St. John fahren, dann nach St. Thomas zum ausklarieren und dann zu den BVIs…
Wir fahren also morgens von Buck Island los und fast genau nach Norden Richtung St. John. Der Wind kommt aus Osten, also halber Wind von der Seite, der schnellste Kurs für die TRITON. Wir ziehen die (gereffen) Segel hoch und aktivieren Sir Henry. Dann lege ich mich etwas hin, denn ich habe nicht gut geschlafen und fühle mich nicht so fit. Es wird eine schnell und schaukelige Fahrt. Das Wellenbild ist chaotisch und unterwegs kommt die eine oder andere Schauerböe. Viel früher als erwarte, ruft Ralf mich nach oben, denn wir sind fast da und sausen mit über 8 kn Fahrt auf die Insel zu. Ralf nimmt das Groß herunter, ich werfe den Motor an und steuere in die ausgewählte Bucht an der Südseite von St. John. Kaum sind wir in der Abdeckung wird es wesentlich ruhiger und wir müssen nur noch die Fock wegrollen und uns eine der ausgelegten Mooring-Tonnen greifen.
St. John ist zu 2/3 Nationalpark und in den meisten Buchten ist das Ankern zum Schutz der Natur verboten. Die Parkverwaltung hat jedoch zahlreiche Tonnen ausgelegt. In unserer Bucht, Great Lameshure Bay, haben wir die freie Auswahl, denn wir sind hier die einzigen Gäste. Es fühlt sich gar nicht karibisch an – keine Palmen, bedeckter Himmel, fast kühler Wind und auch das Wasser ist nicht türkis. Ralf nutzt die Ruhe um wieder einen Wirbel am Anker zu befestigen – unser Anker und die Kette passen nicht optimal zusammen und wir haben schon verschiedene Kombinationen probiert. Außerdem ist ihm beim Segeln aufgefallen, dass die Spannung der Wanten etwas zu schwach aussieht.
Normalerweise werden die Wanten 1x pro Saison – beim Aufstellen des Mastes – gespannt und eingestellt. Nun sind wir ja schon wesentlich länger als unsere üblichen ca. sechs Wochen pro Saison unterwegs und das Material reckt sich. Daher jetzt die Kontrolle angesagt und tatsächlich, alle Wanten müssen alle nachgespannt werden. Das Messgerät gibt die Spannung in Prozent der Bruchlast an (hier im Moment 8 %, letzter roten Punkt). Eingestellt ist jetzt bei den Unterwanten 10 % und bei den Oberwanten 15 %.
Währenddessen recherchiere ich in verschiedenen Büchern (denn hier haben wir kein Internet) über die Virgin Islands um herauszufinden, welche der zahlreichen Buchten und Inseln wir besuchen wollen und welche Reihenfolge sinnvoll ist. Gestern haben wir von der MORA Tipps erhalten, unser Revierführer und unser Reiseführer schlagen Rundreisen vor und wieder gibt das Buch „14 Monate Sommer“ interessante Anregungen. Nun nur noch das Chaos im Cockpit beseitigen (denn der Werkzeugkasten steht ganz unten) und dann ist es schon wieder Zeit zum Abendessen.
So langsam gehen unsere Vorräte zur Neige, aber für Schinkennudeln und Salat reicht es noch. Bei der nächsten Gelegenheit müssen wir unsere ganzen Frischvorräte auffüllen. Wie schade, dass es hier keine französischen Inseln mehr gibt. Während ich mit den Vorbereitungen für das Essen beschäftigt bin, geht in unserer Bucht die Sonne unter. Es wird schnell so richtig pechschwarze Nacht. Wegen der Wolken sind weder Mond noch Sterne zu sehen. Es gibt hier keine Straßen, Häuser oder anderen Schiffe. So alleine waren wir schon lange nicht mehr!

1 Kommentar:

  1. Für die Rigger unter den Seglern: Das Stehende Gut reckt sich im Wesentlichen wenn es neu ist. Nach 10 Jahren im Einsatz wird sich nicht mehr viel tun. Der Check der Riggspannung ist also besonders bei einem neuen Mast oder nach der Erneuerung von Stagen und Wanten sinnvoll.
    Das verwendete Messgerät "ShureCheck" ist ungenau. Aber die Werte sind Anhaltspunkte, an denen ich mich bei der Beurteilung der eingestellten Spannung orientieren kann. Wir sind mit OW 15% und UW 10% Bruchlast gestartet. Jetzt waren es noch 12% und 8%.
    Grüße von Ralf
    Gemeiner Seitenhieb: Bei den segelnden Joghurtbechern sollen auch manchmal die Rümpfe nachgeben..

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.