Der Tag beginnt mit Kontakten in die Heimat – da sind ein
paar Baustellen zu bearbeiten und wir wollen das erledigen, solange wir noch im
EU-Netz günstig kommunizieren können. Dann sind wir wieder mit Margret und
Martin verabredet, die uns netterweise mit ihrem Mietwagen mitnehmen. Wir
fangen gleich mit Fort Louis an, das direkt neben unserer gleichnamigen Marina
liegt. Es überblickt strategisch wichtig nicht nur die Bucht, sondern auch die
Stadt und die Lagune und ist ein wunderbarer Aussichtspunkt. Das Fort selbst
ist nur noch eine Ruine, aber Margret und ich habe Spaß, bei unseren Männern,
das „Synchronstehen“ zu beobachten, dass sie an verschiedenen Stellen zeigten.
Danach wollen wir uns die Loterie Farm (kein Schreibfehler)
ansehen, wo es einen Baumwipfelpfad und einen Pool geben soll, aber es stellt
sich heraus, dass es eine Menge Hurrikan-Schäden gibt, der Pool sehr voll ist
und der Eintritt recht teuer. Daher fahren wir weiter nach oben auf den „Pic du
Paradis“, mit 424 m der höchste Punkt der Insel. Wegen der schlechten Straße
stellen wir das Auto etwas unterhalb des Gipfels ab und laufen weiter. Oben
angekommen gibt es nicht besonders viel zu sehen. Die Sendemasten und Antennen
dort oben sind auch vom Hurrikan sehr mitgenommen und die Aussicht ist durch
Gebüsch verdeckt. Martin klettert ein Stück nach oben, um doch noch ein Bild zu
bekommen. Wir treffen ein paar nette Franzosen, die hier bei einem Hilfsprojekt
arbeiten und die empfehlen uns, auf der holländischen Seite an den Strand zu
gehen.
Gesagt getan und ganz unbürokratisch überqueren wir die
Grenze zum holländischen Teil der Insel im Süden. Neben der Straße liegen immer
noch diverse vom Hurrikan Irma ans Land geschleuderte Boote. Klar, auch Bergung
ist teuer und die meisten Versicherungen zahlen keine Hurrikanschäden.
Der Strand selbst, Mullet Bay Beach, ist sehr schön, aber
auch sehr voll. Nicht nur am Strand sind jede Menge Menschen, sondern auch
davor stehen jede Menge Autos und es gibt schon Stau auf dem Weg dorthin. Wir
lassen uns nicht abschrecken und suchen einen Platz im Schatten. An
verschiedenen Stellen wird karibisches Barbecue zubereitet es gibt Schirme und
Bänke. Die Rippchen sind sehr lecker und wir bleiben eine ganze Weile bei „Rosie’s
Snacks“ und beobachten das bunte Leben am Strand.
Bei jungen Herren ist offensichtlich Rastafrisur, schwere
Goldkette und Adiletten mit Socken in. Die Damen tragen Badekleidung und
darüber halb durchsichtige oder netzartige Kleider oder Röcke, große Ohrringe und
aufwendige Zopffrisuren. Meine Favoritin ist aber diese lässige Dame.
Am Wasser entlang laufen wir zurück zum Auto – hier ist es wieder
postkartenschön: türkisfarbenes Wasser, weißer Strand, Sonne…
Wir wollen noch einen Strand weiter nach Maho Beach, denn da
gibt es die besondere Attraktion, dass der Strand direkt hinter dem Rollfeld
des Flugplatzes liegt und die landenden Flugzeuge direkt über die Badegäste
fliegen.
Wir sehen nur eher kleine Flieger, aber hier kommen auch richtig
große Maschinen an (Airbus, Boing 747). Im letzten Jahr wurde eine Frau getötet,
als sie vom Abgasstrahl eines startenden Flugzeugs erfasst und gegen einen Betonblock
geschleudert wurde. Daher stehen hier entsprechende Warnschilder.
Wir setzen uns lieber in die Sunsetbar neben dem Strand,
trinken Kaffee und Pina Coladas und schauen der Sonne beim Untergehen zu. Hier gibt
es auch ein Surfbrett auf dem die Landezeiten der großen Flugzeuge notiert sind.
Im Abendlicht kommt dann noch einige kleinere herein.
Nachdem wir es (unter Mühen) geschafft haben, die Rechnung
zu bekommen, fahren wir zurück zu unserer Marina. Martin fährt und ich mache
die Navigation mit Google Maps. Das klappt normalerweise sehr gut, aber ich
habe schon die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Einbahnstraßen erfasst sind.
Jedenfalls biegen wir in eine Straße ab und irgendwie kommen uns alle entgegen.
Auch die parkenden Fahrzeuge schauen alle in eine Richtung…
Eines der entgegenkommenden Fahrzeuge macht plötzlich
Blaulicht an, stoppt vor uns und verhindert damit die Weiterfahrt, alle vier
Türen fliegen auf, so dass wir die Worte „Gendarmerie“ lesen können und vier junge
Männer mit kugelsicheren Westen und Maschinengewehren springen heraus und kommen
auf uns zu. Uuuups. Sie sprechen uns auf Französisch an, können aber glücklicherweise
auch Englisch. Wir zeigen unsere Navigation vor und sie erklären und ganz
freundlich, dass wir hier falsch fahren. Wir wenden und werden noch aus der
Einbahnstraße heraus eskortiert. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir dann
schließlich an unserem Hafen an.
St. Martin/Sint Maarten ist eine kleine Insel, die sehr
unter dem Hurrikan gelitten hat. Wir sind uns aber einig, dass sie auch vorher
kein architektonisches Meisterstück war. Keine spektakulären Vulkanberge und
keine üppige Vegetation, ziemlich zersiedelt, mit hässlichen Kasinos und
Hotelanlagen und jetzt natürlich auch noch sehr beschädigt. Viele Restaurants,
Geschäfte und Hotels sind noch geschlossen. In der eigentlich schönen Lagune liegen
noch zahlreiche Wracks und zerstörte Steganlagen. Pluspunkte sind die weißen Sandstrände,
das klare, türkisblaue Wasser und die freundlichen und lässigen Menschen.
Ups. Da ging der Puls bestimmt hoch.
AntwortenLöschenGlücklicherweise gut gegangen.
Stimmt die Karibik wird nun immer karger. Die Karibik hat viele Facetten.