Wir lesen gerne Blogs und Geschichten von anderen Seglern
und vor ein paar Jahren hat die AMAZONE eine ähnliche Reise unternommen wie
wir. Wie wir mittlerweile bestätigen können ist der Buchtitel „14 Monate Sommer“
sehr passend gewählt. Ganz praktisch schauen wir dort immer nach, wo die
Gasflaschen gefüllt werden können und haben das dann auch so gemacht. Auch
hier soll es wieder die Möglichkeit geben und so telefonieren wir morgens und
bekommen einen Abgabetermin um 14:00 Uhr.
Also Gasflasche ausbauen und dann geht es den langen Weg mit
dem Dinghy an Land. Wir wollen wieder ein Fahrzeug mieten und kommen – zufällig
– an einer Autovermietung vorbei. Gleich angefragt und es gibt einen Toyota für
uns. Ralf zahlt immer mit meiner Kreditkarte (von unserem gemeinsamen
Segelkonto), weil er von seiner die PIN nicht weiß. Jedenfalls erklärt er, dass
dies die Karte seiner Frau sei und fragt, ob das ein Problem ist… Spontane Antwort
des netten Vermieters: „Nicht, wenn die Dame dort ihre Frau ist…!“ So fängt der
Tag gleich gut an.
Das Auto ist alt, zerkratzt und schmutzig, aber das ist uns
ganz recht, dann müssen wir auf den teilweise schlechten Straßen nicht so aufpassen.
Erstes Ziel ist es, herauszufinden, wo wir die Gasflasche nachher abgeben
müssen, denn das Hafengelände ist sehr groß. Wir finden die Stelle und können
die Flasche gleich dort lassen und dann am Montag wieder abholen – prima, denn
jetzt müssen wir nicht um 14:00 Uhr zurück sein.
Dann fahren wir in die Hauptstadt, St. John's, die nicht
weit entfernt liegt. Heute ist Markt und daher sind Parkplätze Mangelware. Aber
schließlich können wir uns noch irgendwo dazwischen quetschen. Zufällig sind
wir in der Nähe der St. John’s Cathedral, die in unserer Karte als „point of
intrest“ bezeichnet wird, aber wie sich herausstellt, ist sie geschlossen. Wir
vermuten gefährliche Bauschäden. Auch sonst ist das Stadtbild nicht besonders
ansprechend und vieles wirkt renovierungsbedürftig.
In der Nähe des Kreuzfahrt-Terminals sieht die Welt dann
etwas anders aus. Dort gibt es den „Historic Redcliffe Quay“, wo früher mit
Sklaven, Rum, Zucker und Kaffee gehandelt wurde. Heute werden die historischen
Gebäude von kleinen Geschäften und Restaurants genutzt. Und dort treffen wir –
zufällig – Amanda von der CARRIED AWAY. Wir waren Nachbarn in der Marina Rubicon
auf Lanzarote und haben uns dann in Santa Cruz auf Teneriffa bei den
Vorbereitungen für die Atlantik-Überquerung getroffen. Sie liegen auch in Jolly
Harbour und wir tauschen karibische Telefonnummern, damit wir uns verabreden
können. Danach ist es Zeit für einen kleinen Imbiss bei „Cuties“.
Wie schon erwähnt, interessiert sich Ralf (neben Äpfeln, Nutella
und Nachmittags-Kaffee) auch für Dampfmaschinen und Motoren und der nächste glückliche
Zufall warten schon hinter der nächsten Ecke auf uns. Mit den Worten: „Das ist
ein Ruston!“ läuft Ralf auf einen großen Motor zu und beginnt, ihn genauer zu
untersuchen. Fachleute können sicher erkennen, dass das Teil nur einen liegenden
Zylinder hat und die Nockenwelle mit den Ventilsteuerungen außen angebracht
ist. Ich sehe nur, dass der Motor sicherlich schon lange Zeit nicht mehr
gelaufen ist und in absehbarer Zeit auch nicht laufen wird…
Aber der Motor in unserem kleinen, schwarzen Toyota läuft
und wir fahren zum nächsten „point of interest“, nach Parham, einem kleinen Ort
an der Nordküste. Wir können nicht wirklich etwas von Interesse finden, einfach
ein verschlafenes Dorf im unrestaurierten Originalzustand. Überhaupt sind wir
bisher etwas enttäuscht, denn Antigua ist flach und daher eher trocken, die
Vegetation ist nicht üppig grün wie auf den regenreichen, hohen Vulkaninseln,
sondern eher spärlich und braun und an unserer Straße liegen hässliche Hallen.
Der nächste Stopp bietet dann verschiedene Überraschungen. „Betty’s
Hope“ ist eine ehemalige Zuckerplantage, die wir über eine unbefestigte Straße
erreichen. Obwohl wir innerhalb der Öffnungszeiten da sind, ist das Tor
geschlossen und der Herr, der uns mit einem Mini-Bus entgegenkommt meint nur,
dass wir die Tür zu machen sollen, wenn wir wieder gehen… Es gibt noch die
Reste von zwei alten Mühlen und sonst nur noch stark überwachsene Ruinen – also
eher langweilig.
Es gibt aber auch große Bäume und darunter schattige Bänke
(siehe im Bild oben rechts). Die Mühlen sind, klar, an eine Stelle gebaut, an
der es Wind gibt und so ruhen wir uns dort etwas aus. Ich habe gerade eine
halbwegs bequeme Lage gefunden und bin dabei, einzuschlummern als ich plötzlich
ein sehr lautes und nahes Schnauben höre. Wir beide sitzen senkrecht auf
unseren jeweiligen Bänken finden uns Auge in Auge mit einem Maultier wieder,
dass uns aufmerksam beäugt und noch ein paarmal unwillig schnaubt. Wir beenden
unsere Siesta und treffen auf dem Gelände noch weiter Tiere, die sich alle dort
ganz zuhause fühlen: Schafe (keine Hörner, kein Bart, langer Schwanz), Ziegen (Hörner,
Bart, kurzer Schwanz) und eine sehr zutrauliche und sehr dünne Katze.
So war der Besuch dann zwar nicht historisch aber doch biologisch
interessant! Wir fahren weiter, denn wir wollen auch noch eine Stelle von geologischem
Interesse aufsuchen, die Teufelsbrücke „Devil’s Bridge“ ganz im Osten der
Insel. Vorher biegen wir aber einmal falsch ab und finden uns – zufällig – in einem
Gebiet mit zahlreichen Resorts wieder. Der Weg endet an einem wunderschönen Strand
mit weißem Sand, klarem, türkisfarbenen Wasser und einigen Touristen. Wir
stecken die Füße ins Wasser und erfrischen uns mit einem kalten Getränk. Dabei
lernen wir – zufällig – einen amerikanischen Koch kennen, der hier seine
95jährige Mutter besucht und der begeistern von seinem alten Mercedes erzählt.
Dann schaffen wir es doch noch, die Devil’s Bridge zu finden,
die ganz an der äußersten Spitze einer Landzunge liegt. Es ist keine Brücke,
sondern ein kurzer Felsvorsprung, an dem sich bei entsprechendem Wetter die
Wellen spektakulär brechen. Heute ist aber eher ein ruhiger Tag und wir müssen
eine Weile auf eine größere Welle warten.
Trotzdem gefällt es uns hier sehr gut. Das weiche Gestein bildet
wilde, vom Meer ausgewaschene Formationen, die Abendsonne taucht die Szene in
goldenes Licht und in der nahegelegenen Nonsuch Bay ankern einige Segelboote.
Ganz am Schluss erleben wir auch noch das „Blow-Hole“, das durch den Wellengang
unheimliche Atemgeräusche von sich gibt und manchmal sogar eine Wasserfontäne
in die Luft spritzt.
Für den Rückweg nehmen wir einen etwas anderen Weg und hier sieht
die Insel schon wesentlich hübscher aus, als auf der Straße im Norden. Erfüllt
mit vielen Eindrücken kommen wir zurück und kaufen noch schnell am Hafen für
ein kaltes Abendessen ein. Ein sehr schöner, anstrengender und
abwechslungsreicher Ausflug! Es lief zwar einiges ganz anders als gedacht, aber
gerade dadurch haben sich interessante Erfahrungen und Begegnungen ergeben.
Sehr viel gesehen an einem Tag
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