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Sonntag, 25. März 2018

Tag 264 - Antigua: Glückliche Zufälle

Wir lesen gerne Blogs und Geschichten von anderen Seglern und vor ein paar Jahren hat die AMAZONE eine ähnliche Reise unternommen wie wir. Wie wir mittlerweile bestätigen können ist der Buchtitel „14 Monate Sommer“ sehr passend gewählt. Ganz praktisch schauen wir dort immer nach, wo die Gasflaschen gefüllt werden können und haben das dann auch so gemacht. Auch hier soll es wieder die Möglichkeit geben und so telefonieren wir morgens und bekommen einen Abgabetermin um 14:00 Uhr.

Also Gasflasche ausbauen und dann geht es den langen Weg mit dem Dinghy an Land. Wir wollen wieder ein Fahrzeug mieten und kommen – zufällig – an einer Autovermietung vorbei. Gleich angefragt und es gibt einen Toyota für uns. Ralf zahlt immer mit meiner Kreditkarte (von unserem gemeinsamen Segelkonto), weil er von seiner die PIN nicht weiß. Jedenfalls erklärt er, dass dies die Karte seiner Frau sei und fragt, ob das ein Problem ist… Spontane Antwort des netten Vermieters: „Nicht, wenn die Dame dort ihre Frau ist…!“ So fängt der Tag gleich gut an.

Das Auto ist alt, zerkratzt und schmutzig, aber das ist uns ganz recht, dann müssen wir auf den teilweise schlechten Straßen nicht so aufpassen. Erstes Ziel ist es, herauszufinden, wo wir die Gasflasche nachher abgeben müssen, denn das Hafengelände ist sehr groß. Wir finden die Stelle und können die Flasche gleich dort lassen und dann am Montag wieder abholen – prima, denn jetzt müssen wir nicht um 14:00 Uhr zurück sein.

Dann fahren wir in die Hauptstadt, St. John's, die nicht weit entfernt liegt. Heute ist Markt und daher sind Parkplätze Mangelware. Aber schließlich können wir uns noch irgendwo dazwischen quetschen. Zufällig sind wir in der Nähe der St. John’s Cathedral, die in unserer Karte als „point of intrest“ bezeichnet wird, aber wie sich herausstellt, ist sie geschlossen. Wir vermuten gefährliche Bauschäden. Auch sonst ist das Stadtbild nicht besonders ansprechend und vieles wirkt renovierungsbedürftig.
In der Nähe des Kreuzfahrt-Terminals sieht die Welt dann etwas anders aus. Dort gibt es den „Historic Redcliffe Quay“, wo früher mit Sklaven, Rum, Zucker und Kaffee gehandelt wurde. Heute werden die historischen Gebäude von kleinen Geschäften und Restaurants genutzt. Und dort treffen wir – zufällig – Amanda von der CARRIED AWAY. Wir waren Nachbarn in der Marina Rubicon auf Lanzarote und haben uns dann in Santa Cruz auf Teneriffa bei den Vorbereitungen für die Atlantik-Überquerung getroffen. Sie liegen auch in Jolly Harbour und wir tauschen karibische Telefonnummern, damit wir uns verabreden können. Danach ist es Zeit für einen kleinen Imbiss bei „Cuties“.
Wie schon erwähnt, interessiert sich Ralf (neben Äpfeln, Nutella und Nachmittags-Kaffee) auch für Dampfmaschinen und Motoren und der nächste glückliche Zufall warten schon hinter der nächsten Ecke auf uns. Mit den Worten: „Das ist ein Ruston!“ läuft Ralf auf einen großen Motor zu und beginnt, ihn genauer zu untersuchen. Fachleute können sicher erkennen, dass das Teil nur einen liegenden Zylinder hat und die Nockenwelle mit den Ventilsteuerungen außen angebracht ist. Ich sehe nur, dass der Motor sicherlich schon lange Zeit nicht mehr gelaufen ist und in absehbarer Zeit auch nicht laufen wird…
Aber der Motor in unserem kleinen, schwarzen Toyota läuft und wir fahren zum nächsten „point of interest“, nach Parham, einem kleinen Ort an der Nordküste. Wir können nicht wirklich etwas von Interesse finden, einfach ein verschlafenes Dorf im unrestaurierten Originalzustand. Überhaupt sind wir bisher etwas enttäuscht, denn Antigua ist flach und daher eher trocken, die Vegetation ist nicht üppig grün wie auf den regenreichen, hohen Vulkaninseln, sondern eher spärlich und braun und an unserer Straße liegen hässliche Hallen.
Der nächste Stopp bietet dann verschiedene Überraschungen. „Betty’s Hope“ ist eine ehemalige Zuckerplantage, die wir über eine unbefestigte Straße erreichen. Obwohl wir innerhalb der Öffnungszeiten da sind, ist das Tor geschlossen und der Herr, der uns mit einem Mini-Bus entgegenkommt meint nur, dass wir die Tür zu machen sollen, wenn wir wieder gehen… Es gibt noch die Reste von zwei alten Mühlen und sonst nur noch stark überwachsene Ruinen – also eher langweilig.
Es gibt aber auch große Bäume und darunter schattige Bänke (siehe im Bild oben rechts). Die Mühlen sind, klar, an eine Stelle gebaut, an der es Wind gibt und so ruhen wir uns dort etwas aus. Ich habe gerade eine halbwegs bequeme Lage gefunden und bin dabei, einzuschlummern als ich plötzlich ein sehr lautes und nahes Schnauben höre. Wir beide sitzen senkrecht auf unseren jeweiligen Bänken finden uns Auge in Auge mit einem Maultier wieder, dass uns aufmerksam beäugt und noch ein paarmal unwillig schnaubt. Wir beenden unsere Siesta und treffen auf dem Gelände noch weiter Tiere, die sich alle dort ganz zuhause fühlen: Schafe (keine Hörner, kein Bart, langer Schwanz), Ziegen (Hörner, Bart, kurzer Schwanz) und eine sehr zutrauliche und sehr dünne Katze.
So war der Besuch dann zwar nicht historisch aber doch biologisch interessant! Wir fahren weiter, denn wir wollen auch noch eine Stelle von geologischem Interesse aufsuchen, die Teufelsbrücke „Devil’s Bridge“ ganz im Osten der Insel. Vorher biegen wir aber einmal falsch ab und finden uns – zufällig – in einem Gebiet mit zahlreichen Resorts wieder. Der Weg endet an einem wunderschönen Strand mit weißem Sand, klarem, türkisfarbenen Wasser und einigen Touristen. Wir stecken die Füße ins Wasser und erfrischen uns mit einem kalten Getränk. Dabei lernen wir – zufällig – einen amerikanischen Koch kennen, der hier seine 95jährige Mutter besucht und der begeistern von seinem alten Mercedes erzählt.
Dann schaffen wir es doch noch, die Devil’s Bridge zu finden, die ganz an der äußersten Spitze einer Landzunge liegt. Es ist keine Brücke, sondern ein kurzer Felsvorsprung, an dem sich bei entsprechendem Wetter die Wellen spektakulär brechen. Heute ist aber eher ein ruhiger Tag und wir müssen eine Weile auf eine größere Welle warten.
Trotzdem gefällt es uns hier sehr gut. Das weiche Gestein bildet wilde, vom Meer ausgewaschene Formationen, die Abendsonne taucht die Szene in goldenes Licht und in der nahegelegenen Nonsuch Bay ankern einige Segelboote. Ganz am Schluss erleben wir auch noch das „Blow-Hole“, das durch den Wellengang unheimliche Atemgeräusche von sich gibt und manchmal sogar eine Wasserfontäne in die Luft spritzt.
Für den Rückweg nehmen wir einen etwas anderen Weg und hier sieht die Insel schon wesentlich hübscher aus, als auf der Straße im Norden. Erfüllt mit vielen Eindrücken kommen wir zurück und kaufen noch schnell am Hafen für ein kaltes Abendessen ein. Ein sehr schöner, anstrengender und abwechslungsreicher Ausflug! Es lief zwar einiges ganz anders als gedacht, aber gerade dadurch haben sich interessante Erfahrungen und Begegnungen ergeben.

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