Gestern Abend haben wir es dann tatsächlich zum erstem Mal
geschafft, einen Film zu kucken: "Der Vorleser". Ich habe das Buch vor ca. 20
Jahren gelesen. Der Film hält sich eng an die Story und hat Starbesetzung mit
Kate Winslet und Ralph Fiennes. Wirklich gut gemacht, aber eben auch sehr
traurig. Mir fällt es schwer, die Motive der Hauptpersonen nachzuvollziehen,
die sich (und andere) mit ihren Entscheidungen ins Unglück stürzen…
Heute Morgen dann das Kontrastprogramm: direkt um die Ecke
soll es verschiedene Unterwasser-Skulpturen geben. Also machen wir unser – hoffentlich
dichteres – Dinghy klar. Wir werden immer schneller beim Einwassern und Motor
montieren und so sind wir bald bereit und fahren das kurze Stück zur
nahegelegenen Bucht. Dort können wir das Dinghy an einer Boje festmachen. Die
PEACH-Crew ist auch schon da. Ich probiere die Halterung für die GoPro an
meiner neuen Schnorchelmaske aus und Ralf nimmt den konventionellen Schnorchel.
Leider ist die Unterwasserwelt in vieler Hinsicht eine
Enttäuschung. Ich finde gar keine Skulpturen und Ralf nur eine. Das Wasser ist
ziemlich trüb und mangels Sonne ist auch kein gutes Licht zum Fotografieren.
Dazu kommt, dass ich die Kamera im falschen Winkel montiert habe und der
Bildausschnitt nicht stimmt. Für mich sieht es da unten auch ziemlich tot aus,
was die Korallen betrifft.
Toll finde ich dagegen die Begegnung mit einem ganzen
Fischschwarm. Tauchen und Schnorcheln ist neu für mich, denn Nord- und Ostsee
waren mit immer zu kalt für längere Ausflüge ins Wasser. Die Fische sind sicher Menschen gewöhnt, denn wir
beobachten ständig neue Gruppen von Touristen im Wasser. Jedenfalls schwimmen
sie nicht fort und ich bin fasziniert von den Mustern, in denen sie
anstrengungslos gemeinsam schwimmen. Leider auf dem Bild nur zu ahnen.
Ich schaffe mich mit Ralfs Hilfe mühsam wieder zurück ins
Beiboot und wir fahren zurück zu unseren Booten, die nett nebeneinander liegen
(die Triton ist immer die mit den netten roten Ballonfendern). Aus den
schwarzen Wolken kommen wenig später ein paar heftige Windstöße. Nur kurz, aber
doch so stark, dass meine schöne neue Maske über Bord geweht wird und
erstaunlich schnell versinkt. Hier ist es fast 30 m tief und so werde ich sie
nicht wiederbekommen .
Damit ist die Aufregung für heute aber noch nicht vorbei.
Ich backe ein paar Brownies, weil Karin und Göran heute zum Kaffee kommen
wollen, als ich plötzlich lautes Rufen und Hupen höre. Ich gehe sofort nach
oben und wir sehen einen sehr großen Katamaran auf uns zutreiben.
Offensichtlich hat seine Mooring oder seine Leine nicht gehalten. Die Besatzung
war unter Deck und hat zunächst nichts bemerkt. Wir sind schon dabei, Fender
auszubringen und das Steuerrad zu montieren um zu fliehen, als eine Gestalt an
Deck kommt und der Motor zu hören ist. Nur wenige Meter von uns entfernt dreht
das Boot ab – puh!
Nach dem netten Kaffeetrinken schreibe ich noch einige
Mails, z.B. Geburtstagsgrüße und Antworten auf Anfragen und Nachrichten von
daheim. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde und freue mich immer sehr,
wenn ich Updates bekomme. Leider geht es einigen im Moment nicht wirklich gut, da
finde ich es besonders schwer, so weit entfernt zu sein und nicht einfach die Möglichkeit
zu einem persönlichen Gespräch zu haben.
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